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gamescom 2022 - Das war der Freitag
Vom: 26.08.2022

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Shadows of Doubt

Im 3D-Adventure Shadows of Doubt spielt man einen pensionierten Privatdetektiv, der Fälle in seiner Stadt lösen muss. So banal sich das anhört, so ungewöhnlich ist die Herangehensweise: Denn die Welt wird bei jedem Durchgang neu prozedural berechnet. Die Stadt, deren Gebäude, die Bevölkerung, deren Jobs, Motive, und jede einzelne Charaktereigenschaft ändern sich komplett bei jedem Durchgang. Somit ist auch jeder Fall anders und einzigartig. Mit allen zufällig generierten Objekten und Charakteren lässt es sich aber trotzdem interagieren. Zunächst bietet ein Story-Modus rund 2 bis 4 Stunden linearen Spielspaß, bevor es in der Sandbox faktisch endlos weitergehen kann. Größere Städte können dabei bis zu 1000 Einwohner beherbergen und damit hunderte denkbarer Fälle liefern.

Gespielt wird mit Maus und Tastatur in 3D, Interaktionen erfolgen mittels Point and Click. Visuell wirkt die grobpixelige Welt, als hätte Fireshine Games seine düstere Metropole in Minecraft gebaut. Neben dem Inventar erleichtern eine virtuelle Pinnwand, eine Karte und diverse Detektiv-Gerätschaften, den aktuellen Fall zu strukturieren. Gesehen haben wir am Ende eine erstaunlich offene Welt, in der es viele Interaktionen zu erledigen gibt - vom simplen Telefonat bis zum illegalen Einbruch. Erscheinen soll der von Film Noir und Blade Runner inspirierte Titel im ersten Halbjahr 2023 erst mal nur für PC. Eine deutsche Lokalisierung wird es geben, wegen des Umfangs allerdings keine Sprachausgabe.

Unusual Findings

Ein weiteres nonlineares Adventure kommt vom argentinischen Entwickler Epic Llama. Unusual Findings verspricht einen sehr großen Entscheidungsbaum, in dem einzelne Entscheidungen zu komplett neuen Storysträngen mit eigenen Puzzles, Minispielen und Ereignissen führen können. Versprochen sind drei Haupt-Enden, aber auch die individuellen Geschichten einiger Nebencharaktere können einen unterschiedlichen Abschluss finden.

Inspiriert ist das Spiel von der Netflix-Serie Stranger Things. Auch hier begleiten wir drei jugendliche Protagonisten in einer Welt voller 1980er-Anspielungen - von Rambo bis Zurück in die Zukunft. Die drei Jungs wollen eigentlich illegal das Signal eines Pay-TV-Senders anzapfen, empfangen aber dann tatsächlich das Signal eines unbekannten Flugobjekts. Fortan geht es darum, den Geheimnissen dieses ungewöhnlichen Fundes auf die Schliche zu kommen.

Visuell erwartet uns ein liebevoller Pixellook. Die englische Sprachausgabe ist bereits zu hören und klingt prima. Und die Macher gingen beim Audio sogar so weit, den Song “You spin me around” von Dead or Alive extra für das Spiel zu lizenzieren. Gesteuert wird ganz klassisch via Point and Click. Hin und wieder werden auch mal Logikrätsel zu lösen sein, von denen einige sich an der Dungeon-&-Dragons-Spielmechanik orientieren. Das 8 bis 10 Stunden lange Spiel kommt erst mal für PC und Konsolen, wobei ein Spieldurchgang alleine noch lange nicht alle Geheimnisse der stark verzweigten Geschichte offeriert. Eine deutsche Lokalisierung wird es natürlich auch geben.

Stories of Blossom

Stories of Blossom besteht aus drei märchenartigen Geschichten, die ein Großvater seiner Enkelin Clara erzählt. Der kindgerechte Titel präsentiert diese in einem recht einfachen, comicartigen Wasserfarben-Stil.

Haupt-Alleinstellungsmerkmal des Titels ist jedoch, dass Entwickler Soft Leaf Studios ein Adventure erstellt, das auch für Menschen mit Einschränkungen gut spielbar sein soll. So sind beispielsweise die englischen Texte in einfacher Sprache verfasst und für Menschen mit Seheinschränkungen gibt es die Möglichkeit, Stories of Blossom mit Tastatur zu spielen (ähnlich wie Screenreader das Nutzen des WWW ermöglichen) und Audio-Beschreibungen vorlesen zu lassen. Spielerinnen und Spieler mit motorischen Einschränkungen können entsprechende Eingabegeräte verwenden und zur besseren Zugänglichkeit ist ein Hinweis- und Lösungssystem integriert, sodass ein Verlassen des Titels selbst bei einem Hänger nicht nötig ist.

All die Maßnahmen, das Spiel so barrierefrei wie möglich zu machen, sollten auch jungen Menschen, Fremdsprachlern oder Menschen mit temporären Einschränkungen zugutekommen. Um die Barrierefreiheit so gut wie möglich hinzubekommen, arbeitet man mit entsprechenden Stiftungen und Menschen zusammen, die auf diese Features angewiesen sind.

Abgesehen von Text-to-Speech-Technologie für Audiobeschreibungen arbeitet man auch mit zwei Sprechern für die eigentlichen Spieltexte. Anfang 2023 soll Stories of Blossom erscheinen.

Hauma

Die ehemalige Polizistin Judith ist in München einer großen Verschwörung auf der Spur. Nachdem sie unfreiwillig aus dem Dienst ausgeschieden ist und einen Mordanschlag überlebt hat, verbeißt sie sich in den Fall, der schon ihren Großvater beschäftigt hat. Ein großes Problem ist dabei ihr starker Alkoholmissbrauch.

Spielerinnen und Spieler erwartet mit Hauma ein eher düsteres, klassisches 2D-Point-and-Click-Adventure, das nach etwa 6-8 Stunden sein Finale erreicht. Grafisch setzt der Titel auf einen detailreichen, handgezeichneten Comiclook, der in Dialogen und Zwischensequenzen auf Panel-Optik wechselt.

Eine Besonderheit ist im Inventar vorhanden: Dort können nicht nur Gegenstände, sondern auch Gedanken kombiniert werden, um voranzukommen. So entsteht ein Ermittlungsspiel an real existierenden Orten in München - selbstverständlich auch mit einem Besuch auf dem Oktoberfest.

Derzeit ist die Geschichte fast abgeschlossen, eine Veröffentlichung ist im ersten Quartal 2023 auf Steam für PC geplant. Eine vollständige englische Sprachausgabe ist eingeplant, deutsche Texte wird es ebenfalls geben.

Life of Delta

Neben Children of Silentown hatte Daedalic auch Life of Delta im Gepäck, das wir am Freitag noch kurz anschauen konnten. Das spielt in einer postapokalyptischen Welt, die von Echsenmenschen mit strenger Hand regiert wird. Wir sind Delta, ein ausrangierter Service-Roboter, der damit ganz unten in der gesellschaftlichen Rangordnung steht und nur knapp der Verschrottung entgeht.

Nach dem Intro finden wir uns ein einer sehr detaillierten 3D-Umgebung wieder, die effektiv aber als nach links und rechts scrollende 2D-Location funktioniert. In ganz klassischer Adventure-Manier sammeln wir Objekte ein, benutzen diese miteinander, und finden diverse Logikrätsel und Minispiele, die wohl einen größeren Teil als für Point-and-Click-Spiele üblich einnehmen. Insgesamt sind 25 solche “Level” geplant, die aus einer oder mehreren Locations bestehen, 8-10 Stunden Spielzeit sind angepeilt. Einen Release-Termin gibt es noch nicht.

Monorail Stories

Die Städte M und L sind durch ein futuristisches Monorail-System verbunden, mit dem jeden Tag tausende Fahrgäste zwischen den Ortschaften pendeln. Monorail Stories erzählt die Geschichten vieler dieser Reisenden, indem es uns für jede Menge kurzer Sequenzen die Geschicke eines solchen lenken lässt. In einer Szene findet Ahmal einen Schal und deponiert ihn im Lost-and-Found-Kasten, in einer anderen Szene bringt Silvie dessen Nummerncode in Erfahrung und findet so ihr verloren geglaubtes Accessoire wieder.

Am Tagesende werden die Ereignisse vom Tag zusammengefasst - oft gibt es optionale Aktionen und Entscheidungen - und in manchen Fällen Punkte in verschiedenen Kategorien verteilt. Visuell bietet der Titel höchst ansehnliche Pixel Art. Erscheinen soll Monorail Stories schon im September.

Colossal Cave

Die Fallhöhe ist groß, wenn die Legenden Roberta und Ken Williams, die als Sierra-Gründer einen Einfluss auf das Genre hatten wie kaum jemand anderes, nach Jahrzehnten des Rentnerdaseins zurückkehren, um eine Neuinterpretation des Spiels zu veröffentlichen, dass so fundamental war, dass es dem Genre seinen Namen gab.

Auf der gamescom konnten wir nun Colossal Cave, dessen ursprüngliche Version auch als Adventure bekannt war und das auf der Website als “ultimatives 3D-Adventure” beschrieben wird, zum ersten Mal anspielen. Dabei blieben sehr gemischte Eindrücke, da der Titel mit magerer 3D-Grafik - insbesondere Animationen ließen (noch?) zu Wünschen übrig - und holprigem Interface nicht mit der aktuellen Genrespitze mithalten kann. Immerhin konnte die klaustrophobe Stimmung in der VR-Variante, die zeitgleich entwickelt wird, etwas stärker überzeugen.

Unerwartet schien auch die Entscheidung, die Spiellogik des angetagten Titels aus den 1970er Jahren 1:1 in die Neuzeit portieren zu wollen. Das kann dem Wunsch geschuldet sein, den Klassiker möglichst originalgetreu einer neuen Generation zur Verfügung stellen zu wollen, es bedeutet aber auch, dass aus heutiger Sicht krude Design-Entscheidungen und ein paar unklare Rätsel unverbessert wiederholt werden.

Das neue Colossal Cave ist noch nicht erschienen und laut Entwickler entspricht die gezeigte Vorabversion noch nicht ganz der finalen Qualität. Wir bleiben daher gespannt, ob es am Ende dem Anspruch gerecht werden kann, das “ultimative 3D-Adventure” zu sein. In Kürze könnt ihr mehr in unserem ausführlichen gamescom-Interview mit Entwickler Marcus Mera erfahren.

 

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