Ob Myst, Riven oder Exile: Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Die einen lieben das geheimnisvolle an den Spielwelten und genießen das Erkunden derselben, den anderen treiben die langsam erzählte Story und die wenigen Charaktere das Gähnen ins Gesicht. Wie auch immer: Die enormen Verkaufszahlen der Spiele sprechen für das Spielprinzip und so waren wir auch gespannt, als wir auf der Games Convention zum ersten Mal das neue Spiel in Bewegung sehen konnten. Als Gesprächspartner stand uns Jean-Christophe Pelletier, Associate Producer von Ubi Soft in Kanada Rede und Antwort.
Einmalige Entdeckung
Vor einigen 10.000 Jahren begann die Zivilisation der D'ni in großen unterirdischen Höhlen zu blühen. Die D'ni schrieben magische Bücher, die ihnen erlaubten, sagenhafte Fantasiewelten zu bereisen. Eine große Katastrophe beendete jedoch diese Kultur. In den 80ern wurden die alten Höhlen von Elias Zandi entdeckt, der daraufhin die Kultur erforschte und versuchte, die Überbleibsel der Zivilisation zu restaurieren. Als er 1996 starb, übernahm sein Sohn Jeff seine Aufgaben und langsam begann auch der Tourismus in die Höhlen und die Bücher. Als Spieler ist man ein solcher Tourist und kann sich zu Beginn des Spiels seinen eigenen Avatar erschaffen, mit dem man die lange vergessenen Ruinen der D'ni bereisen kann.
Sinnesfreuden
Das erste, was auffällt, wenn man in die Welt von Uru eintaucht, ist die atemberaubende Grafik. Zum ersten Mal verwendet ein Myst-Spiel Echtzeit-3D, muss aber kaum an Schönheit einbüßen. Ob weite Ebenen, üppige Vegetation oder ein Sonnenuntergang am Meer – die Optik ist einfach großartig. Echtzeitschatten, Partikeleffekte und welliges Wasser schienen allesamt problemlos und flüssig zu funktionieren. Auch die atmosphärische Begleitmusik trug voll zu der, wie der Name schon sagt, mystischen Atmosphäre bei. Der Sprung in die 3. Dimension scheint absolut gelungen; nur die Steuerung verwirrte ab und zu, wenn von der Verfolgerkamera in eine feste Kamera umgeschaltet wurde – Cyan arbeitet aber noch zusammen mit hunderten von Betatestern an der Steuerung.
Myst Online
Uru geht in mehrerlei Hinsicht neue Wege. Neben dem Dimensionssprung wagt das Spiel auch den Schritt in die Online-Welt. Zwar gibt es für Offliner auch ein komplettes Single Player Spiel mit eigenständiger Story, doch entfaltet sich das volle Potenzial erst mit einem Internet-Anschluss. Dafür ist nämlich das erste funktionierende Online-Adventure überhaupt geplant. Das Konzept ist komplex und wird in unserem Review näher erläutert werden. Zur Übersicht: Von jeder Insel (Ages) im Spiel besitzt zunächst jeder seine eigene Kopie, auf der er sich frei bewegen und Rätsel lösen kann. Natürlich nicht von Anfang an, erst müssen Verknüpfungen zu den einzelnen Ages gefunden werden. Dann kann man andere Spieler auf seine Insel einladen – etwa 12-15 Spieler können so auf einer Insel herumlaufen. Mit besonders guten Freunden kann man seine Ages verschmelzen, dann verwenden die Spieler automatisch dieselbe Insel. Um andere kennen zu lernen, kann man sich in ein allgemein zugängliches Dorf begeben. Dort können sich etwa 200 Spieler gleichzeitig aufhalten, sind mehr online, werden Kopien des Dorfes angelegt. Natürlich wird es auch Rätsel geben, die man nicht alleine lösen kann.
Stille Post
Natürlich würde das Konzept schnell langweilig werden, wenn sich an der Welt nichts verändern würde. Also ist geplant, etwa jeden Monat ein neues Age per Internet dem Spiel hinzuzufügen. Gleichzeitig gibt es eine Story, die sich über die gesamte Spielwelt erstreckt und in Echtzeit entwickelt. Für etwa 1 Jahr ist diese bereits geschrieben, was danach kommt, wird erst noch entschieden. Dazu will man auf das Verhalten der Spieler eingehen und die Geschichte entsprechend entwickeln. Man stelle sich folgende Situation vor: Auf einer Insel erscheint plötzlich ein seltsames Wesen (ein Schauspieler von Cyan) und hinterlässt in einer Höhle Wandmalereien. Ein Spieler beobachtet das und erzählt es seinen Freunden (per integriertem Voice-Chat). Diese verbreiten das Gerücht weiter, Spielerscharen pilgern zu der Höhle, um sich die Zeichnungen anzusehen und entwickeln Theorien über deren Bedeutung. So kann sich die Story durch die Spieler weiterentwickeln, die Welt bleibt lebendig. Auf einer Insel soll es sogar schon von Anfang an eine nicht menschliche Kreatur geben, mit der man interagieren kann.
Abwarten
Es ist schwer einzuschätzen, wie gut Uru funktionieren wird, ganz einfach weil noch nie jemand den Versuch gewagt hat, ein echtes Online-Adventure zu entwickeln. Wir haben den Eindruck, dass Cyan hier einen potenziellen Hit entwickelt und wenn die Rätsel gut sind (wir konnten leider noch nicht viele sehen), genug Spieler bereit sind, die angepeilten 10$ im Monat zu bezahlen und Cyan die Online-Welt konsequent weiterentwickelt, dann wird hier möglicherweise ein neues Kapitel der Adventure-Geschichte aufgeschlagen. Wir sind äußerst gespannt und werden so schnell wie möglich ein ausführliches Review schreiben.
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