Vorschau

von  silly
24.11.2004
Sherlock Holmes - Ersteindruck

Das Spiel

Eigentlich fängt alles ganz harmlos an. Holmes bekommt eine Einladung in das Haus des Großindustriellen Sir Melvyn Bromsby. Seine Tochter ist nach einem langen Auslandsaufenthalt wieder nach England zurückgekehrt und ihr zu Ehren wird es eine Feier geben, bei der auch die berühmte Sängerin Gallia auftreten wird. Doch dazu kommt es erst gar nicht, denn als Sir Bromsby die Bühne betritt, um eine Rede zu halten, ertönt ein Schuss und Bromsby bricht tot zusammen.
Zunächst herrscht atemlose Stille, keiner kann fassen, was da gerade passiert ist. Doch dann erfasst die Gäste Panik und sie verlassen fluchtartig den Raum. Einzig Sherlock Holmes beginnt in seiner ruhigen, besonnenen Art Tatort und Zeugen zu untersuchen und zu befragen.
Die Ermittlung unterteilt sich in fünf Kapitel, die auf fünf Tage verteilt sind. Haben Holmes und Watson alle anstehenden Rätsel eines Tages gelöst, kommt man automatisch zum nächsten Tag und damit auch zum nächsten Kapitel.

Die Ermittlung

In bester Detektiv Manier wird zunächst das Haus der Familie Bromsby genau untersucht. Dabei sammelt man alle Beweise ein, die sich automatisch in dem Notizbuch von Sherlock Holmes einreihen. Auch Gespräche, die man mit den Gästen und den Angestellten des Hauses führt, werden hier gespeichert. So kann man zu jeder Zeit rekapitulieren, wie der aktuelle Stand der Ermittlungen ist. Darüber hinaus braucht man diese Notizen und Beweislisten auch, um die jeweiligen Fragen am Ende eines jeden Kapitels zu lösen. Erst wenn man diese, mit Belegen aus dem Notizbuch, richtig beantwortet hat, kommt man in dem Spiel weiter.
Oft gibt Holmes bei der Untersuchung der einzelnen Räume auch wertvolle Tipps. So wird man so manches mal angehalten, die Lupe oder das Massband zu benutzen und kommt so Stück für Stück dem wahren Täter auf die Spur.
Dr. Watson ist dabei stets an der Seite von Mr. Holmes um Leute zu befragen, Beweisstücke zu verifizieren oder um auch mal Schmiere zu stehen, wenn Homes des Nachts in fremde Fabriken eindringt.

Steuerung

Per point and click Prinzip erkundet man die Gegend. Zu Beginn des Spieles kann man mit Doppelklick Sherlock Holmes noch nicht rennen lassen, was in Anbetracht der hochherrschaftlichen Umgebung auch Sinn macht, später jedoch kann man Holmes schnell laufen lassen, was auch für einige Rätsel eklatant wichtig ist. Allerdings ist das bisweilen auch recht frustrierend, weil es kein offensichtliches Icon gibt, in welche Richtung die Figur nun laufen soll. Stattdessen erscheinen Fußspuren, die einem beim Anklicken sowohl in die nächste Szene als auch an das andere Ende des Raumes bringen können.
Sobald es etwas Außergewöhnliches oder Auffälliges zum Untersuchen gibt, verändert sich das Cursor-Symbol in eine Hand. Beim Verhör von verdächtigen Personen kann man zwischen verschiedenen, vorgegeben Fragen wählen.

Rätsel

Die Rätsel sind ganz nach dektektivischer Manier gestaltet und setzen sich meist aus Untersuchen, Forschen und Befragen zusammen. Dabei hilft Holmes ein kleines Minilabor, dass er sich in der Baker Street eingerichtet hat. Hier kann er die gesammelten Beweisstücke genauestens untersuchen und seine meisterhaften Schlussfolgerungen ziehen. Zusätzlich zu den eher klassischen Rätseln wartet das Spiel aber auch mit Actioneinlagen auf, so zum Beispiel, wenn Holmes innerhalb einer vorgegebenen Zeit durch unwegsames Gelände kommen muss oder sich den Weg durch ein streng bewachtes Areal bahnen soll. Dann stört auch die nicht ganz ausgereifte Steuerung, denn so manches Mal läuft der Meisterdetektiv zu schnell oder zu langsam genau dahin, wo man ihn grade nicht braucht. Häufiges Speichern an den Stellen ist da übrigens zu empfehlen.
Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel schwankt insgesamt von sehr leicht bis bisweilen ganz schön kniffelig.

Grafik

Grafisch bietet "The Case of the Silver Earring" wunderschöne Hintergründe und ein farblich gut abgestimmtes Inventar. Mit viel Liebe und Sorgfalt haben die Macher des Spieles die viktorianische Epoche wieder auferstehen lassen. Vor den fotorealistisch anmutenden Hintergründen sehen die Charaktere aber leider etwas steif und leblos aus. Auch bei der Lippensynchronisation mangelt es an Genauigkeit.

Sound

Musik und Ton passen absolut zu dem sehr britischen Spiel. Die englische Sprachausgabe trifft genau den Ton und den Sprachduktus des Englands im ausgehenden 19. Jahrhundert. Bei der deutschen Fassung kann man gespannt sein, wie dieses doch sehr englische Feature umgesetzt wurde. Die Musik ist ausschliesslich klassisch und reicht von Mendelssohn über Dvorak bis zu Tschaikowsky. Innerhalb der einzelnen Szenen wiederholt sich das jeweilige Musikstück immer wieder. Je nachdem, wie sehr man die klassische Musik macht oder je nachdem wie lange man an einer Lokalität verweilt, kann einen das ab und an dazu bringen, den Ton abzustellen.

Finale

Hat man alle fünf Kapitel erfolgreich gemeistert, läuft Holmes in dem 23-minütigen Schlussvideo zu absoluten Höchstleistungen auf und legt eine total unerwartete und unvorhersehbare Lösung auf den Tisch, die er mit seiner Methode der Deduktion perfekt herleitet, die dem ein oder anderen Spieler aber vielleicht doch sehr unerwartet überrascht.
"The Case of the Silver Earring" ist ein überzeugendes, klassisches Point and Click Adventure. Ein Muss für alle Sherlock Holmes Fans und Freunde von spannender Rätselkost.

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Sieht gut aus