Es gibt eine Zeit nach Benoît Sokal. Während der angesehene Comiczeichner mit White Bird Productions seinen eigenen Weg geht, arbeiten die Entwickler hinter Syberia ebenfalls an einem neuen Adventure. Und nach einem Mammutprojekt wie den frostigen Abenteuern der Kate Walker sind die Erwartungen an ein neues Adventure zurecht hoch.
Post Post Mortem
Nach dem aufregenden Intro-Film lernt der Spieler sein Alter Ego Victoria McPherson kennen, die Enkelin des Detektivs Gus McPherson, den einige Adventurefans noch aus Post Mortem kennen. Die FBI-Agentin soll an einem Tatort aushelfen, an dem das fünfte Opfer einer grausamen Mordserie gefunden wurde. Während sie dort die ersten Spuren sucht und sich mit den anwesenden Kollegen unterhält, lernt der Spieler das Interface kennen, das im Wesentlichen aus klassischem Point & Click besteht. Bei Dialogen darf er nicht wie üblich aus einer Liste von Themen wählen, sondern lediglich zwischen den Alternativen „den Job erfüllen“ oder „Smalltalk halten“.
Zweigleisig
Eine Besonderheit von Still Life ist die Zweiteilung des Spielgeschehens in zwei verschiedene Zeitebenen. So wechseln sich Victoria im Chicago der Gegenwart und Gus McPherson im Prag der 20er Jahre ab und untersuchen jeweils ihre eigene, seltsam ähnliche Mordserie. Dabei ist das Spiel nicht gerade zimperlich, was die Darstellung der Leichen angeht. Tote Menschen und Blut gibt es nämlich in Still Life jede Menge und die USK16-Einstufung scheint vorprogrammiert. Spielerisch bietet das neue Microïds-Adventure eine Mischung aus recht einfachen, klassischen Adventure-Rätseln und einigen kniffligeren Knobeleien, die über das Spiel verteilt für etwas Abwechslung sorgen.
Unter der Haube
Zwar ist Still Life der Quasinachfolger von Post Mortem, technisch hat aber die gelobte Syberia-Engine die Regie übernommen. So laufen Echtzeit-3D-Charaktere vor vorgerenderten Hintergründen entlang und besonders letzteren merkt man wieder die ausgezeichnete künstlerische Qualität des kanadischen Teams an – auch ohne Sokal. Mit dem starken optischen Konzept und der passend eingesetzten Musikuntermalung – dezent im Spiel und opulent in den mitreißenden Zwischensequenzen – vermag unsere Preview-Version schon einen höchst gelungenen Eindruck zu vermitteln.
Vorfreude angebracht
Mit Still Life darf sich die Spieler-Gemeinde auf ein hochspannendes, erwachsenes Adventure voll verstörender Ästhetik freuen, das mit einer ungewöhnlichen Hauptdarstellerin aufwartet, die zusammen mit ihrem Großvater einer brutalen Mordserie auf den Grund geht. In unserer Version konnte die deutsche Sprachausgabe in einigen Rollen nicht ganz überzeugen und ab und zu hat ein unpassendes Rätsel den Spielfluss ein wenig verzögert. Ob an diesen kleinen Macken noch gefeilt wird, werden wir im April sehen, wenn das Spiel erscheint – ein pünktlicher Release ist nämlich angesichts des fast fertigen Zustands unserer Preview-Version ziemlich wahrscheinlich. Daumen nach oben!
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