Vor ziemlich genau einem Jahr wurde Tunguska, ziemlich vollmundig, offiziell von Koch Media angekündigt. Mit einer spannenden Geschichte, anspruchsvollen Rätseln, State-of-the-Art Technik und der attraktiven Nina Kalenkow als spielbaren Charakter wollten sie endlich die Antwort auf so viele Adventurefragen geben. Koch Media hat uns freundlicherweise eine spielbare Probeversion zur Verfügung gestellt und nun muss das Spiel, nicht Nina Kalenkow, die Hosen runter lassen und zeigen was uns in ca. drei Monaten wirklich erwarten wird.
Die Kalenkows
Hauptcharakter des Spieles ist die in Deutschland lebende Nina Kalenkow, ihres Zeichen Mechanikerin und Tochter eines Archäologen. Als Nina eines Tages ihren Vater im Museum besuchen will, findet sie sein Büro verwüstet und Vater verschwunden vor. Doch die Polizei scheint wenig interessiert am Verschwinden ihres Vaters zu sein, und so bemüht sich Nina selbst herauszufinden, was mit ihrem Vater passiert ist. Bei ihren Recherchen stößt sie auch auf die zurückliegende Arbeit ihres Vaters: er untersuchte vor vielen Jahren die mysteriöse Tunguska-Explosion, die Anfang des 20. Jahrhunderts Sibirien erschüttert hat.
Knopf auf
Startet man das Spiel zum ersten Mal, so bietet sich dem Spieler ein eindrucksvoll gerendertes Eröffnungsvideo, Syberia lässt grüßen. Das Video bietet treibende, cineastische Musik und einen Vorgeschmack auf die exotischen Orte, an die es Nina verschlagen wird. Kurz danach kann der Spieler jedoch selbst die Geschicke unserer Heldin übernehmen. Das Inventar und die wichtigen Schaltflächen wie Menü, Schauplatz untersuchen (dazu später mehr) und Tagebuch sind dauerhaft eingeblendet. Das Tagebuch fasst wichtige Fakten und Hinweise des Spieles zusammen, wie schon in April Ryans Abenteuer in „The Longest Journey“ und unterstützt den Spieler im Weiterkommen, ohne dass darunter die Atmosphäre leidet. Die Steuerung präsentiert sich dabei sehr einfach: mit der Maus und ihren zwei Tasten lässt sich das komplette Spiel bedienen, klassisches Point and Click, das keiner weiteren Erklärung bedarf.
Reißverschluss runterziehen
Adventurepuristen werden die klassischen Rätsel freuen: Personen ausquetschen, Rätsel lösen und jede Menge Zeug in das Inventar stecken. Schon am Anfang des Spieles, ohne Spielerinteraktion, hat Nina mehr Gegenstände im Inventar, als Fahrenheit im ganzen Spiel bietet. Sie nimmt weiterhin auch alles, was nicht niet- und nagelfest ist, mit und steckt es in ihre mehrdimensionalen Taschen ohne sichtbare Ausbeulungen oder Platzbeschränkungen. Die Grafik ist ein Mix aus vorberechneten 2D-Hintergründen und 3D-Personen. In der detaillierten 2D-Welt ist die Dynamik technisch bedingt nicht sehr groß, doch die Entwickler haben sich bemüht, mehrere bewegliche 3D-Objekte in die Spielewelt einzubauen, um die Szenarien nicht zu statisch wirken zu lassen. Die 3D-Personen wurden aufwändig per Motion-Capture mit realen Schauspielern aufgenommen, um so realistische Bewegungen im Spiel zu erhalten. Dies merkt man dem Spiel auch deutlich an: Nina bewegt sich so elegant, dass sie während des Spieles auch ein Buch auf dem Kopf balancieren könnte und nebenbei mit ihrem Hüftschwung jede Erinnerung an Lara Croft bei den männlichen Fans auslöscht. Für immer.
Hose runter
Tunguska ist wahrlich kein revolutionäres Adventure, jedoch macht es viel richtig was Adventures zuvor falsch gemacht haben. So werden per „Schauplatz untersuchen“-Knopf alle Hotspots und Ausgänge angezeigt, ein solch sinnvolles Feature, dass ich mich immer wieder Frage warum dies kein Standard in der Industrie ist. Die Steuerung und das eigentliche Spiel wurden nicht sinnfreien Action-Elementen unterworfen um eine nicht interessierte Zielgruppe zu erreichen. Tunguska lebt nicht von einzelnen genialen Einfällen, sondern von der nahtlosen Integration vieler positiver Elemente. Und obwohl die mir vorliegende Version noch den Beta-Status trägt, erscheint sie mir jedoch schon ausgereifter als manch eine Vollversion der Konkurrenz. Wenn Geschichte und Rätsel jetzt noch weiter führen was sie bisher gezeigt haben, erwartet uns ein heißer Anwärter für das Adventure des Jahres.
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