Während Anfang bis Mitte der 90er Jahre das Adventure-Genre von humorvollen Comicadventures beherrscht war, so kommen mittlerweile immer mehr Titel auf den Markt, die versuchen mit ernsthafter Story und tiefgründigeren Charakteren zu überzeugen. Oftmals sind diese Spiele recht düster und erinnern an Gruselfilme der 20er und 30er Jahre. Zu diesen Adventures zählt auch Geisterjäger Delaware St. John dessen drittes Abenteuer wir für Euch anspielen konnten.
Ein stillgelegter Vergnügungspark
Das Abenteuer beginnt mit einer Vision Delawares, der sich plötzlich im namensgebenden Seacliff-Vergnügungspark befindet. Dort ereignete sich vier Jahre zuvor eine Katastrophe, die über hundert Menschen das Leben kostete. Die damals unbekannten Höhlen unterhalb des Parks machten das Unglück möglich, dem die drei auf die Spur kommen wollen. Im nun geschlossenen Park stellen sich neben verschlossenen Türen auch Schattenmenschen und andere unheimliche Gestalten in den Weg. Mit einer Taschenlampe bewaffnet machen wir uns also auf, Licht hinter das Ganze zu bringen.
Mystery-Sound und Standbilder
Das Spiel ist im 1st-Person-View gehalten, wobei die beiden steuerbaren Charaktere Delaware und Kelly dabei lediglich durch Standbilder wandern. Sämtliche Funktionen werden per Maus bedient, auch die Kommunikation mit Helfer Simon in der Zentrale, der einem hin und wieder nützliche Tipps geben oder auch mitgeschnittene Tonaufnahmen oder Bilder untersuchen kann. Die Aufgaben, die sich Delaware und Kelly im Park aufdrängen sind dabei nicht sonderlich kompliziert und überfluten auch nie das Inventar am unteren Bildschirmrand. Die schlechte Orientierung innerhalb des Parks ist dabei aber fast ein Dauerärgernis. Die wenig hilfreichen Positionsschilder im Park hätte man sich in der vorhandenen Form jedenfalls auch sparen können. Gerade bei einem Hänger ist das ewige Hin- und Hergerenne sehr nervig. Optisch und akustisch ist der dritte Teil von Delaware einigermaßen ansprechend, wenn auch auf technisch niedrigem Niveau. Die vorgerenderten Sequenzen wirken dabei besonders veraltet und sind meist nicht besonders lang. Schade ist dabei vor allem, dass das Intro selbst nur aus grobkörnigen Standbildern besteht. Die nur von einer spärlichen Taschenlampe beleuchtete Umgebung ist aber recht atmosphärisch - wenn auch oft wenig detailiert – gestaltet. Besonders innerhalb von Gebäuden ist der Lichtkegel oft geschickt positioniert.
Das einfache Strickmuster erfüllt seinen Zweck
Was die Sounduntermalung betrifft sind es zwar die einfachsten Mittel, mit denen versucht wird Stimmung und Spannung zu erzeugen, den oft leiernden, metallischen Klängen durchsetzt mit grellen Tönen, fledermausartigem Quietschen und dumpfen Glockenklängen gelingt dies aber recht gut. Die übrigen Soundeffekte sind eher auf Standardniveau. In der englischen Sprachausgabe sind die Rollen zwar mit professionellen Sprechern besetzt, allerdings scheinen diese sonst Sprachdemos für Schulklassen aufzuzeichnen. Die Dialoge wirken so manchmal übertrieben betont, gerade bei Kelly fällt dies auf. Hinzu kommt, dass der Dialogschreiber hin und wieder einen kleinen Aussetzer gehabt haben muss. Die Art wie Kelly oder Delaware Dinge ausdrücken wirkt nicht beständig. Das alles wertet die Atmosphäre zwar nicht auf, fügt ihr aber auch keinen allzu großen Schaden zu. Da die deutsche Version aber komplett lokalisiert erscheinen wird, soll uns das nicht weiter beschäftigen. Eine Gänsehaut erzeugende Gruselatmosphäre wie in ‚Scratches‘ kommt bei Delaware St. John nicht auf, da sich das Spiel und dessen Charaktere selbst nicht so bitter ernst nehmen. Das plötzliche Auftauchen der Schattenmenschen ist kein wirklicher Schockeffekt, aber auch nicht als solcher gedacht. Delaware und seine Freunde sind schließlich nicht unerfahren im Umgang mit mysteriösen Vorgängen.
B-Movie-Story in Spiel gepackt
Neben den spielerischen Elementen und der Atmosphäre sollte natürlich auch die Story stimmen. Es erstaunt schon ein wenig, dass gerade bei einem solchen Spiel so wenig Augenmerk auf die Story gelegt wurde. Die Geschichte geht nämlich leider nicht nennenswert weit über ein 08/15-Maß hinaus. Dennoch sind manche Spielabschnitte, wie beispielsweise die Erkundung des Wohnhauses des ehemaligen Parkbesitzers, recht spannend inszeniert und lassen Storyschwächen zumindest zwischenzeitlich vergessen.
Bald ist es soweit
Mitte Juni wird wohl auch die deutsche Fassung in den Läden stehen. Ohne Kenntnis der beiden Vorgänger fällt es sicher deutlich schwerer, Delaware und seine beiden Assistenten ins Herz zu schließen. Zur Qualität des vergleichbaren „Scratches“ wird es auch mit einigen Detailverbesserungen zur Vorschau-Version nicht reichen können. Zu hoffen ist vor allem auf eine gute Lokalisation, das wäre schon die halbe Miete.
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