"A New Beginning" heißt der erste Titel des hauseigenen Entwicklerstudios von Daedalic Entertainment. Das klassische 2D-Adventure wurde auf der Games Convention erstmals einem breiten Publikum vorgestellt, unsere Eindrücke dazu lest ihr nun in dieser Vorschau.
Alles Klima oder was?
Nach der Politik hat die Problematik der drohenden Klimaerwärmung nun anscheinend auch die Spieleindustrie erfasst, "A New Beginning" hat dann auch dieses Thema zum Inhalt - ob aus Überzeugung oder marketingtechnischen Gründen wissen wir nicht. Die Entwickler legen aber Wert darauf, dass es sich dabei um ein Unterhaltungsspiel ("Öko-Thriller") handelt und nicht um "Edutainment", auch wenn nach eigenen Angaben genau recherchiert wurde. In "A New Beginning" liegt es wieder einmal am Spieler, nichts weniger als die ganze Welt vor dem kurz bevorstehenden Untergang zu bewahren. Aufgrund der von den Menschen verursachten Klimaerwärmung ist der Planet Erde im Jahre 2500 so gut wie unbewohnbar. Eine Gruppe Zeitreisender wird daher zuerst zurück ins Jahr 2050 geschickt, um das Schlimmste zu verhindern. Dort muss sie aber feststellen, dass es bereits zu spät ist und der Klimawandel seine zerstörerische Wirkung schon voll entfaltet hat. Zwei Teilnehmern der Expedition gelingt aber ein weiterer Zeitsprung und sie landen im Jahr 2008 in unserer Gegenwart, in der sie versuchen, die sich anbahnende Katastrophe abzuwenden. Eine dieser Zeitreisenden ist die junge Fay, die der Spieler steuern wird. Es gelingt ihr, den pensionierten und desillusionierten Wissenschaftler Bent Svensson, dessen Rolle der Spieler auch zeitweise übernehmen wird, davon zu überzeugen, seine Forschungen zum Thema alternative Energiegewinnung aus Blaualgen weiterzuführen. Zudem müssen die beiden sicherstellen, dass Svenssons Ideen nicht in die Hände von skrupellosen Industriemagnaten fallen. Die Forschungen des alten Bent könnten zu einem neuen Superkraftstoff führen, der die globale Energiegewinnung radikal verändern und den Klimawandel aufhalten würde. Aber nicht nur geldgierige Industrielle gilt es aufzuhalten, auch der zweite Zeitreisende wird zu einer Gefahr, da er zwar wie Fay den Klimawandel aufhalten möchte, ihm dafür aber sämtliche Mittel recht zu sein scheinen...
Schöne Aussichten
Technisch macht das Spiel einen sehr soliden Eindruck. Die Charaktere besitzen einen eigenen Zeichenstil, erinnern aber entfernt an belgische Comics wie beispielsweise Tim & Struppi. Die von Hand gezeichneten Animationen, die Zwischensequenzen und die uns gezeigten Ingame-Szenen lassen Zeichentrick-Grafik auf hohem Niveau erwarten. Um diese Qualität das ganze Spiel über zu gewährleisten, arbeitet Daedalic Entertainment mit Absolventen der Animation School Hamburg zusammen. Ebenso weiß der eigens komponierte dynamische Soundtrack zu überzeugen, der sich an die jeweilige Situation und Gefühlslage der Spielfigur anpassen soll und bereits den Trailer dramatisch zu unterlegen wusste. Rätsel waren in der uns gezeigten Version noch nicht viele zu sehen, laut Entwickler und Creative Director Jan Müller-Michaelis soll es sich aber um klassische Aufgaben handeln, wobei auch Inventarrätsel ihren Auftritt haben werden. Einmal pro Kapitel soll es zudem zu einem etwas komplexeren und aus dem Rahmen fallenden Rätsel kommen, wie uns anhand der Errichtung einer Antennenanlage exemplarisch gezeigt wurde. Da bis zur Veröffentlichung des Titels aber wohl noch gut ein Jahr vergehen wird, ist es nicht überraschend, dass zu diesem Zeitpunkt in dieser Hinsicht noch nicht viel zu sehen war.
Wetterbericht: Strahlender Sonnenschein, zeitweise können Innovationswolken auftreten
Immerhin einen Schritt Richtung "Neubeginn" haben die Entwickler dann aber doch noch gewagt: Das Interface wird kontextabhängig sein, jeder Hotspot im Spiel wird über Interaktionsmöglichkeiten verfügen, die speziell auf das Objekt zugeschnitten sind. Anstatt also en vogue sein zu wollen und jedem Objekt, mit dem interagiert werden kann, nur noch einen oder maximal zwei Manipulationsarten zu geben, oder wie bei den klassischen SCUMM-Spielen nutzlose Kombinationen wie "Rede mit Taschenlampe" anzubieten, verfügt jeder Hotspot in "A New Beginning" über bis zu vier eigene Interaktionsanweisungen, die auch Sinn ergeben. So kann der Spieler an einer Tür entweder "horchen", "klopfen", sie "öffnen" oder "betrachten". Gleich wird es sich bei allen anderen Objekten verhalten, die übrigens auch mit Hilfe einer Hotspot-Taste angezeigt werden können. "A New Beginning" - einen neuen Anfang - verspricht der Titel, zumindest technisch fällt dieser Neuanfang aber reichlich konservativ aus. Fast schon trotzig widersetzt man sich dem mittlerweile eigentlich schon für etabliert gehaltenen 3D- oder zumindest 2,5D-Standard in Adventures und setzt ganz auf traditionellen 2D-Zeichentrick, sowohl für die 130 sehr schön gestalteten Locations wie auch für die Animationen der über 30 im Spiel auftauchenden Charaktere. Auch sonst lehnt man sich nicht sonderlich weit aus dem Innovationsfenster und will stattdessen Fans des Genres mit klassischer Kost ködern.
Alles eitel Sonnenschein?
Den Optimismus der Entwickler, mit dem Umstand, dass es sich bei "A New Beginning" um ein klassisches 2D-Adventure handelt, offensiv Werbung zu machen, muss man fast schon bewundern. Den Versuch, aus der gerade sehr hitzig geführten öffentlichen Diskussion über die Klimaerwärmung Kapital zu schlagen, vielleicht weniger. Aber allein aus Zuversicht und persönlicher Überzeugung verkauft sich weder ein Titel noch wird er inhaltlich und technisch einwandfrei. Zum Glück scheint sich Daedalic Entertainment aber viele Gedanken dazu gemacht zu haben, und zumindest visuell und akustisch macht ihr Debut-Titel schon einen hochwertigen Eindruck. Dennoch ist es noch zu früh, ein eindeutiges Urteil abgeben zu können. Fans von ganz klassischen Adventures sollten "A New Beginning" aber aufmerksam verfolgen, voraussichtlicher Erscheinungstermin für PC, Nintendo DS und Nintendo Wii ist das vierte Quartal 2008.
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