Vorschau

von  Benjamin "Grappa11" Braun
28.08.2007
Geheimakte 2
278]Vor fast einem Jahr erschien mit Geheimakte Tunguska eines der besten Adventures des Jahres 2006. Fusionsphere Systems und Animation Arts unterstrichen damit nochmals, dass gute Adventures auch aus Deutschland kommen können.
Mit Geheimakte 2 steht nun der PC-Nachfolger in den Startlöchern und soll im kommenden Jahr Adventure-Fans noch mehr begeistern als sein Vorgänger. Auch Besitzer von Nintendos Wii und DS sollen mit späteren Portierungen beglückt werden. Einen ersten Einblick konnten wir auf der Games Convention nehmen und dabei schon recht detaillierte Eindrücke vom Spiel gewinnen.

Geheimakte Tunguska 2?

Die Klärung der Hintergründe der Tunguska-Katastrophe ist abgeschlossen und spielt in Geheimakte 2 keine Rolle mehr. Neben den beiden Hauptakteuren werden aber auch einige Nebencharaktere wieder auftauchen. Nina Kalenkow und Max Gruber gehen dabei, etwa zwei Jahre nach dem ersten gemeinsamen Abenteuer, zunächst wieder getrennte Wege und versuchen die alten Geschichten hinter sich zu lassen. Während Nina sich auf eine Kreuzfahrt nach Portugal begibt, um endlich mal abschalten zu können, forscht Max in indonesischen Tempelanlagen.
Doch im Hintergrund geschehen wesentlich bedeutsamere Dinge: In der vergangenen Zeit nehmen Naturkatastrophen ein immer höheres Ausmaß an, in Folge dessen sich zudem zahlreiche Krisenherde in der Welt auftun. Auch Europa bleibt nicht von Krisen verschont. Die Vorgänge haben die Weltgemeinschaft auf den Plan gerufen. Wladimir Kalenkow, Ninas Vater, soll dabei die Ursachen wissenschaftlich ergründen.
An einer ganz anderen Stelle ergibt sich jedoch eine unerwartete, viel interessantere Spur. Ein Pfarrer stößt auf die uralten Aufzeichnungen eines Propheten, der die Apokalypse vorausgesagt hat. Seltsame Gestalten beenden gewaltsam das Leben des Priesters. Immerhin war es ihm aber noch gelungen, das Dokument einem befreundeten Bischof zukommen zu lassen und ihn vor jenen Feinden zu warnen, die um jeden Preis verhindern wollen, dass ihr dunkles Geheimnis auffliegt. Doch auch dem Bischof sind die Gestalten zu diesem Zeitpunkt bereits auf den Fersen. In diesem Moment übernimmt der Spieler die Kontrolle und muss verhindern, dass das Schriftstück in die falschen Hände gerät, selbst wenn es das Letzte ist, was er tut...

Bewährtes beibehalten, Fehler ausmerzen

Die deutschen Entwickler wollen bei Geheimakte 2 die Stärken des ersten Teils weiter ausbauen und haben deshalb in vielen Bereichen nur kosmetische Änderungen vorgenommen. Darüber hinaus hat man sich aber auch vielen kleineren Unzulänglichkeiten gewidmet und dadurch deutliche atmosphärische Verbesserungen beim Nachfolger erzielt.
Während sich an der intuitiven Maussteuerung und der ebenfalls bereits aus dem Vorgänger bekannten "Snoop Key"-Funktion nur wenig geändert hat, wurde im Soundbereich mehr auf Details Wert gelegt. Fehlende Schrittlaute und seltene Musikuntermalung im Hintergrund gehören der Vergangenheit an. Gab es in Geheimakte Tunguska lediglich ein Musikstück, werden satte 14 Stücke im neuen Spiel zu hören sein, darunter auch je eine Erkennungsmelodie für die beiden Hauptcharaktere. Die Musikstücke sind dabei stimmungsvoll an die jeweilige Situation angepasst, halten sich mal angenehm dezent im Hintergrund oder trumpfen orchestral bombastisch auf. Die Musik stammt wie schon beim Vorgänger von Dynamedion.
Auch bei der hohen Qualität der Sprecher wird es bleiben. Bereits bekannte Figuren erhalten dieselbe Sprecherstimme wie im Vorgänger, und auch sonst will man wieder großen Wert auf eine qualitativ hochwertige Synchro legen.

Schön, schöner, am schönsten

Im Grafikbereich sieht es ähnlich aus. Die Animationen der Figuren und die zahlreichen animierten Hintergrundobjekte, sehen noch besser aus und kommen in höherem Maß zum Einsatz. Egal ob Wolken am Himmel, hin- und herschwenkende Deckenleuchter oder das herumschwappende Wasser im Pool, auf dem Deck des Kreuzfahrtschiffes, alles wirkt sehr lebendig.
Vorbei ist auch die Zeit der stocksteifen Gesprächspartner. Nicht nur die Mimik, sondern vor allem auch die Gestik der Figuren ist deutlich aufwändiger und wirkt um ein Vielfaches glaubwürdiger. Das Spiel wird zudem nicht nur Auflösungen bis 1280x1024 unterstützen, für Besitzer eines Breitbildmonitors gibt es zudem die Möglichkeit zwischen mehreren für das 16/9-Format optimierten Bildschirmauflösungen zu wählen.
Bei den zahlreichen Zwischensequenzen ist es geblieben. Dabei gibt es wieder cineastische Rendersequenzen und Cutscenes in Spielgrafik. Bei letzteren haben sich zusätzlich einige neue Features eingeschlichen. So kommt es vor, dass filmische Elemente wie Overlays enthalten sind, in denen etwa der Verfasser eines Briefes diesen der Spielfigur sozusagen vorliest.
Auch im Bereich von 3D-Licht- und Schatteneffekten gibt es Verbesserungen, die allerdings teilweise noch nicht vollständig in die gezeigte Version eingebaut waren. In der gezeigten Version werden zumindest Licht und Schatten der Umgebung in Echtzeit berechnet. Besonders schön zeigte sich dieses neue Feature in einem frühen Level des Spiels, in dem mehrere, unabhängig voneinander schwenkende Deckenleuchter ihre Lichtkegel im Raum verteilen.
Vom Einsatz moderner Shader-Effekte konnte man allerdings schon mehr als nur einen Eindruck gewinnen. Geheimakte 2 ist jedenfalls schon jetzt wunderschön und macht grafisch einen sehr, sehr guten Eindruck. An den Hardwareanforderungen soll sich dabei übrigens nur verhältnismäßig wenig ändern.

Spielerisch (fast) alles beim Alten

Im Bereich des Gameplays gab es im Vorgänger kaum einen kritikwürdigen Punkt. Auch hier ist man aber auf die Spielerkritik eingegangen. So wurde ein Zoom-Effekt eingebaut, der während der Dialoge zum Einsatz kommt. Auf diese Weise wird der Spieler nicht mehr unnötig von der Umgebung abgelenkt, zudem kommen dadurch die Gesichtsanimationen der Spielfiguren auch besser zur Geltung. Dieser Effekt wird aber auch während einiger Ingame-Sequenzen als weiteres filmisches Präsentationsmittel eingesetzt.
Wer möchte kann jetzt auch das Inventar ausblenden und sich so freien Blick auf die Szenerie verschaffen. Im Breitbildmodus verschwindet die Bedienleiste automatisch am unteren Bildschirmrand und schiebt sich in den sichtbaren Bereich, sobald man den Mauszeiger dorthin bewegt.
Rätseltechnisch bleibt ebenfalls alles beim Alten. Neben Inventar-, Dialog- und Kombinationsrätseln wird es wieder das ein oder andere Zahlen- bzw. Logikrätsel geben. Inwieweit sich der eher geringe Schwierigkeitsgrad des Vorgängers vielleicht dennoch erhöht, lässt sich derzeit noch nicht bewerten. Nach dem leichten Spielbeginn, soll der Anspruch mit zunehmendem Spielfortschritt jedenfalls stetig ansteigen.

Es kommt zusammen, was zusammen gehört

In Geheimakte 2 startet man mit einem bisher unbekannten Charakter, dessen Aufgaben nicht sonderlich herausfordernd sind. Dies zeugt allerdings nicht von einem schwachen Spielstart, sondern erleichtert den Einstieg in Steuerung und Story. Dies ist allerdings nicht nur sinnvoll für Quereinsteiger ins Genre umgesetzt. Die ersten Aufgaben haben nämlich nicht nur eine Art „Tutorial-Charakter“, sie sind eigentlich mehr Teil eines „interaktiven Intros“. Sich schon zu diesem Zeitpunkt als aktiver Teil des Spielgeschehens zu empfinden, verbessert also auch den Zugang für erfahrenere Spieler.
Im Anschluss an diesen kurzen Abschnitt geht es zunächst mit Nina weiter, bei der es schon bald zur Gewissheit wird, dass sie auf dieser Kreuzfahrt wohl keine Ruhe findet. Die Story ist in zwei unterschiedliche Handlungsstränge aufgeteilt und wird zu einem späteren Zeitpunkt zu einem einzelnen zusammengeführt. Dabei soll die Geschichte in eine feste Endsequenz münden, alternative Ausgänge der Geschichte sind nicht geplant.

Fazit

Geheimakte 2 hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Die Schwächen des Vorgängers wurden entschieden angegangen und offenbar hat man auch bereits in vielen schwächelnden Bereichen Verbesserungen erreicht. Auch spielerisch machen die ersten Locations Lust auf mehr.
Ob sich das positive Bild auch in der Vollversion darstellt, sollen Adventure-Spieler ab April 2008 selbst in Erfahrung bringen können. Dann nämlich soll Geheimakte 2 in Deutschland auf den Markt kommen und wieder ein gehöriges Wort beim Wettstreit um „Das beste Adventure 2008“ mitreden. Wir sind gespannt.

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Sieht gut aus