Vorschau

von  Padmé
29.08.2007
Experience 112

Auf Entdeckungsreise

Schon mit ihren beiden vorhergegangenen Spielen In Memoriam und dem Nachfolger, In Memoriam 2 - Das letzte Ritual, haben die französischen Spieleentwickler Lexis Numérique bewiesen, dass sie auch abseits von herkömmlichen Klischees mit durchaus ungewöhnlichen Methoden mitreißende Geschichten erzählen können.
Das versuchen sie jetzt wieder mit ihrem aktuellen Spiel, Experience 112. Obwohl auch hier wieder eine spannende Geschichte mit Thrillercharakter im Vordergrund steht, wird sie diesmal ganz anders erzählt. Während man bei In Memoriam noch im Internet nach Hinweisen für die teils ziemlich schwierigen Rätsel eines gefährlichen Entführers sucht, muss man bei Experience 112 von einem Kontrollraum aus mit Hilfe von Kameras und anderen elektronischen Geräten einer jungen Frau mit dem Namen Lea zur Flucht von einem verlassenen Boot verhelfen.
Man kann Lea dabei zwar über die Kameras sehen und auch hören, aber nicht direkt mit ihr kommunizieren. Da man als Spieler nun zwar den Überblick über das gesamte Schiff hat, kann man leicht einen Fluchtweg ausfindig machen - nur: Wie soll man ihr diesen mitteilen?
Djamil Kemal von Lexis Numérique und sein Spiel.Da sich Lea ohne die Hilfe des Spielers nicht alleine aus dem riesigen Schiff befreien kann ist sie somit vollständig auf unsere Mithilfe angewiesen: Man spielt also jemanden, der die Macht hat, einen anderen Menschen vor dem Tod zu retten. Wie man mit eben dieser Macht umgeht, ist eine der zentralen Fragen des Spiels. So wird man zum Beispiel immer wieder in Situationen gebracht, in denen man eine moralische Entscheidung treffen muss - zum Beispiel, ob man Lea beim Umziehen zusehen möchte oder nicht. Diese Entscheidungen haben dann auch tatsächlich Konsequenzen im weiteren Spielverlauf. Beobachtet man also zum Beispiel Lea, wird sie einem eine ganze Weile lang nicht mehr uneingeschränkt vertrauen.
Daneben soll man sich als Spieler auch mit der Frage nach der Identität der Personen und des Bootes auseinandersetzen. Da weder Lea noch der Spieler selbst sich an ihre Vergangeheit erinnern können, kann man natürlich auch nicht eindeutig sagen, wer von den beiden auf welcher Seite steht - oder ob es überhaupt zwei Seiten gibt.
Nach und nach wird man mit Lea gemeinsam das verlassene Schiff und, so wurde uns versprochen, wohl auch noch andere Orte erkunden und bekommt dabei sehr bald mit, dass es hier wohl nicht alles ganz mit rechten Dingen zugeht. Vielleicht gibt es ja einen triftigen Grund, warum das Schiff verlassen ist...

Erlebnis für alle Sinne

Der Spielbildschirm ist im Prinzip identisch mit dem Screen des Überwachungscomputers: Der Spieler sieht gleichzeitig eine oder mehrere Kameraeinstellungen aus dem Inneren des Schiffes, eine Karte des jeweiligen Bereichs sowie die Bedienungsoberfläche für mehrere elektronischen Geräte und andere Optionen wie zum Beispiel Nachtsicht- oder Schärfefilter.
Neben diesen gibt es noch das sogenannte "Intranet", eine Art fiktives Internet, über das man Informationen über alles mögliche finden kann, darunter Bilder, Videos, E-Mails und sogar Dinge, die gar nichts mit der Story im engeren Sinn zu tun haben. Im Gegensatz zu In Memoriam muss man aber nicht mehr das Spiel selbst verlassen, um auf diese Informationen zugreifen zu können - alle wichtigen Fakten sind innerhalb des Spiels verewigt. So bleibt man immer mitten im Geschehen und muss sich nicht aus der Handlung herausreißen.
Typische Mehrfenster-Ansicht aus Experience 112.Das Interface sieht auf den ersten Blick sehr komplex aus. Da man aber nur mit einer einzigen Kamera startet und erst mit der Zeit und mit Hilfe von Passwörtern und Codes weitere elektronische Geräte und Kameramodi freischalten kann, gewöhnt man sich langsam an die neuen Möglichkeiten, die einem offen stehen und sollte nicht gleich zu Beginn überfordert sein. Die Entwickler betonen dabei auch deutlich, dass sie sich durchaus Gedanken über die Lernkurve des Spielers gemacht haben.
Falls es einem dabei dennoch zu anstrengend sein sollte, Lea "selbstständig" mit Hilfe der vielen Kameras durch das Schiff zu folgen, kann man einfach eine Option aktivieren, mit der sich die Kameras automatisch optimal einstellen. Interessanterweise werden dabei einige Kameras auch nicht bzw. nur eingeschränkt funktionieren, man sieht das Spielgeschehen dann beispielsweise kopfüber oder sehr verzerrt.
Trotz der beeindruckenden Grafik werden die Systemanforderungen nicht allzu hoch sein: Laut Lexis Numérique sollte man das Spiel mit einem zwei Jahre alten PC ohne Probleme spielen können; weder eine besondere 3D-Karte noch ein DualCore werden vorausgesetzt.

In naher Zukunft

Das für das erste Quartal 2008 geplante Spiel richtet sich laut Lexis Numérique weniger an traditionelle Adventure-Spieler, sondern mehr an ältere Langzeit-Spieler, die auf der Suche nach einer etwas anderen Spielerfahrung sind.
Die europäische Altersfreigabe ist auf 16+ festgelegt worden, was weniger an blutigen Gewaltdarstellungen als an dem an sich sehr düsteren Thema liegt. Das Spielzeit ist erfreulicherweise auf rund 30 bis 40 Stunden ausgelegt, selbst mit Walkthrough soll man deutlich mehr als 12 Stunden brauchen um das Spiel komplett durchzuspielen.
Übrigens: Experience 112 wurde in Frankreich im Rahmen des "Prix du Festival du Jeu Vidéo" bereits für das beste Spiel des Jahres und für das innovativste Szenario nominiert. Wenn das Spiel also
hält, was die ersten Eindrücke versprechen, wird es bestimmt auch hierzulande viele Fans finden - wie massentauglich ein solches Spiel ist, ist dabei natürlich eine andere Frage. Wir sind jedenfalls sehr gespannt auf den ungewöhnlichen Titel.

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Sieht gut aus