So langsam kommen die Adventures auch für die Konsolen in Fahrt. Neben Portierungen von Spielen wie Runaway, Sam & Max und Geheimakte Tunguska hat dtp das Spiel Undercover: Doppeltes Spiel in Auftrag gegeben, das von dem österreichischen Studio Sproing exklusiv für den mobilen Nintendo DS entwickelt wird. Die Hamburger erhoffen sich dadurch die Erschließung neuer Märkte für das Genre. Wir konnten eine fast fertige Version ausgiebig anspielen...
Spione in der Forschungsanstalt
Undercover: Doppeltes Spiel ist keine direkte Fortsetzung des Vorgängers für den PC sondern mehr eine Auskopplung speziell für den Nintendo DS. Diesmal wird im Büro unseres Physikers John Russell eingebrochen. Jemand schiebt dem Doktor dabei mysteriöse Unterlagen unter und es dauert nicht lange, bis er der Spionage verdächtigt wird. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als auf eigene Faust zu recherchieren, was vorgefallen ist. Dabei steht ihm die Sekretärin Audrey zur Seite, die man neben Russell als zweiten Charakter steuern kann. Dabei erscheint der aktive Charakter immer auf dem unteren, der andere auf dem oberen DS-Bildschirm. Mit einem Tastendruck lässt sich der spielbare Charakter dann einfach wechseln. Die Spielwelt wird sich währenddessen hauptsächlich auf die Forschungseinrichtung und seine nähere Umgebung beschränken. Einige Sequenzen laufen dabei übrigens auch des Nachts ab.
Schicker Adventure-Lifestyle für die Hosentasche
Eines lässt sich bereits festhalten: Undercover sieht trotz der geringen Auflösung des Nintendo DS sehr schick aus. Die Grafiker haben sich mit Beleuchtung und Texturen viel Mühe gegeben, um einem Adventure auch auf kleinem Bildschirm viel Tiefe zu verleihen. Da stört es auch nicht weiter, dass es nur sehr wenig Hintergrundanimationen zu sehen gibt. Bei den Multiple-Choice Dialogen schaltet das Spiel in Close-ups um, die mit gelungenen Standbild-Artworks den jeweiligen emotionalen Zustand der Charaktere einfangen. Überhaupt versprüht Undercover damit den Charme alter Adventureklassiker: Story, Setting, Charaktere, die animierten Geh-Animationen in drei Richtungen (horizontal, vertikal und diagonal) – man fühlt sich schnell in die Mitt-90er zurückversetzt.
Wer Adventures genießt, der liest
Leider trifft dieser "Charme" auch auf die MIDI-artige Musik zu, die in einer Dauerschleife vor sich hindudelt und mit der Zeit an den Nerven zerren kann. Wer damit nicht zurecht kommt, kann sie aber problemlos im Hauptmenü deaktivieren. Auf eine Sprachausgabe muss man leider verzichten – das gibt die Größe eines herkömmlichen Nintendo-Cartridges einfach nicht her. Andererseits dürfte für die meisten Adventure-Freaks der Einsatz eines Handhelds eh außerhalb der eigenen vier Wände liegen und beim Zocken in der Straßenbahn oder im Schwimmbad würde man ohne spezielles Equipment wohl sowieso nicht viel verstehen. Puristen freuen sich vielleicht sogar darüber, wieder wie in guten alten Zeiten selbst lesen zu "müssen".
Mobile Freiheiten
Allzu viel Text gibt es nicht, denn die Beschreibungen sind äußerst kurz gehalten, manchmal leider sogar etwas zu kurz. Da wirken einige Dialoge etwas arg holprig und verleihen den Charakteren nicht die notwendige Tiefe, die sie vielleicht hätten haben können. In Undercover steht eindeutig das Gameplay im Vordergrund und nicht die Geschichte dahinter. Dabei werden dem Spieler erfreulich viele Freiheiten gegönnt: Ein Großteil des Forschungsinstituts ist bereits von Beginn an verfügbar und lädt zum näheren Erkunden ein. Zahlreiche Hotspots schaffen eine gute Interaktions-Dichte. dtp versprach, dass die meisten davon auch eine Relevanz im Spiel selbst haben werden und nicht nur der Ausschmückung dienen. Für Interaktionen, die nicht funktionieren, geben die Spielfiguren ein Set aus Standard-Antworten aus. Hier wären ab und zu aussagekräftigere Begründungen erfreulich gewesen. Vielleicht ändert sich dazu bis zur finalen Version auch noch etwas.
Point’n’Click mit Stylus
Richtig gut gefällt die Point’n’Click-Fähigkeit von Undercover: Doppeltes Spiel. Wie nicht anders zu erwarten steuert man die Charaktere mit dem Stylus über den Bildschirm. Wer mit der Maus umgehen kann, versteht auch diese Steuerung sofort. Da man direkt auf dem Bildschirm klickt, wirkt sie sogar noch ne Nummer eingänglicher. Eine Taste aktiviert die Hotspot-Anzeige, die auch im PC-Undercover noch in letzter Minute eingebaut wurde. Diese ist hier nicht nur optionales Hilfsmittel, sondern durchaus wichtig, weil man mit dem Stylus nicht wie die Maus über den Bildschirm fährt. Da man in Undercover zwei Charaktere gleichzeitig steuert ist natürlich klar, dass das Rätseldesign entsprechend ist. Nicht jeder Charakter hat die gleichen Fähigkeiten. So zickt Audrey bei Aktionen herum, die ihre Fingernägel ruinieren könnten, während John panische Angst vor Papageien hat. Auch unterscheidet sich die Sichtweise beider Protagonisten: Untersucht man mit Audrey Gegenstände, erhält man andere Beschreibungen als mit John. Sofern Gegenstände nicht mit der Charaktereigenschaft des Gegenübers kollidieren, lassen sie sich auch austauschen – dafür müssen Audrey und John aber im gleichen Raum sein. Dass Kooperations-Puzzles enthalten sind, in denen beide Charaktere zusammenarbeiten müssen, um ans Ziel zu kommen, versteht sich bei Undercover: Doppeltes Spiel fast von selbst.
Rätseln à la Nintendo
Neben dem klassischen Adventuredesign lockern einige DS-Leckerbissen den Spielfluss auf. Dabei handelt es sich um Puzzles, die spezifisch auf diese Konsole zugeschnitten sind. Ein Beispiel: In einem Zahnrad-Rätsel muss der Spieler sein Ohr an das DS halten, bis ein leises Klacken zu hören ist. Dieses zeigt dann die richtige Position des Zahnrades an. Als kleines Spiel im Spiel findet sich eine Dartscheibe. Das Werfen der Pfeile erfolgt mit Hilfe des Stylus und macht so viel Spaß, dass es durchaus auch mal zum Spielen mit "echten" Freunden einladen kann. Alle Besonderheiten werden mit einer kleinen Hilfeseite erklärt, so dass die Lernkurve wirklich sehr kurz ist.
Klassiker zum Mitnehmen
Stärken von Undercover: Doppeltes Spiel sind zweifelsohne sein klassischer Charme, die auf dem DS sehr gut umgesetzte Point’n’Click-Steuerung und das gelungene Kooperations-Gameplay. Epische Storys oder tiefgreifende Charakterstudien sind allerdings nicht zu erwarten. Einen ausführlichen Test gibt es bei uns, sobald dtp die finale Verkaufsversion vorlegen kann. Erscheinen soll das DS-Adventure bereits in gut vier bis fünf Wochen.
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