321]Die Private Moon Studios hatten wohl ursprünglich etwas zu ambitioniert geplant. Im Sommer 2003 starteten die Entwickler ihr Agon-Projekt, ein episches Abenteuer, das den britischen Professor Samuel Hunt in 14 Episoden rund um den Erdball schicken soll. Zwischen den kurzen Episoden 1 und 2 vergingen auch nur 2 Monate, Folge 3 war allerdings erst ein knappes Jahr später fertig. Seitdem warten wir auf The Lost Sword of Toledo, das die Geschichte endlich weitererzählen soll. Im Februar 2008 wird es so weit sein, dann kommt die neue Episode gleich in deutscher Sprache in den Handel - Publisher Kalypso Media sei Dank. Nachdem wir auf der Games Convention einen kurzen Blick auf das Spiel werfen durften, erreichte uns jetzt eine Preview-Version, die wir ausgiebiger spielen konnten.
Viva España!
Nach seinem Ausflug nach Madagaskar verschlägt es Professor Hunt in das spanische Toledo. Der Künstler, den er eigentlich besuchen wollte, ist bereits seit einem Jahr tot. Stattdessen erfährt Hunt von einem jungen Mann, der angeblich einen schweren Diebstahl begangen hat und nun dafür im Gefängnis sitzt. Auf der Suche nach dem Agon und der vierten Seite des John-Gillam-Manuskriptes muss Samuel Hunt in dem kleinen spanischen Städtchen alte Geheimnisse lüften und sich auf die Suche nach dem verschwundenen Schwert von Toledo begeben. Zwar erzählt The Lost Sword of Toledo die Geschichte der ersten drei Episoden weiter, der Publisher verspricht aber, dass auch Neulinge ein spannendes Abenteuer erleben können, ohne die Vorgeschichte aufarbeiten zu müssen. In der Tat kommt man anfangs gut in die Handlung hinein, da der Toledo-Subplot auch für die Hauptfigur neu ist. Außerdem lässt sich über das Menü eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse aufrufen. Während die Geschichte selbst zugänglich erscheint, beginnt das Abenteuer spielerisch eher träge. Die länglichen Dialoge lassen sich in unserer Vorabversion nicht abbrechen und die für Agon üblichen Dokumente, die es hier und da zu lesen gibt, haben schon in den ersten Spielminuten einen erdrückenden Umfang. Bei den vielen Briefen und Büchern, die man als Spieler vorgelegt bekommt, ist leider nicht klar, ob sie für das Lösen der Rätsel relevant sind. Einen undurchdachten Eindruck macht auch die Steuerung: Da man ständig die Maustaste drücken muss, um sich in den 360-Grad-Kulissen umzuschauen, gestaltet sich die Navigation eher träge.
Tienes cervezas, por favor
Der Einstieg ins Spiel bestätigt den Eindruck der früheren Episoden, dass Agon nichts für Inventarbastler ist. Es gibt zwar ein Inventar, doch liegt hier nicht der Schwerpunkt des Spieldesigns. Rätsel gibt es eher in Form von chinesischen Zigarrenkisten mit einem vertrackten Öffnungsmechanismus oder einer Spieluhr mit Codeschloss. Gesammelte Informationen klug miteinander zu verbinden und mechanische Puzzles zu lösen ist eher das, was Agon von seinen Spielern verlangt. Und das, so ist zumindest unser Ersteindruck, können die Private Moon Studios nach wie vor sehr gut. Auch grafisch kann sich Agon sehen lassen. Bei den Animationen hat man - vermutlich wegen des geringen Budgets - gespart, die Szenen selbst sind jedoch sehr detailliert und glaubwürdig umgesetzt. Die Echtzeit-3D-Charaktere sind gut in ihre Umgebung eingebettet und passen zum Gesamtbild.
Vamonos a tu casa
Die LucasArts-Fraktion braucht die Agon-Serie nicht zu verfolgen - das ist schon seit Episode 1 klar. Klar ist aber auch, dass die Entwickler in gewissen Bereichen Stärken haben, die sie immer weiter ausbauen. Wer sich vor dem Lesen von Dokumenten nicht scheut und Logikrätsel mag, der wird über die träge Steuerung sicher hinwegsehen können. Wer jetzt Interesse an dem ersten großen Vollpreistitel der Reihe hat - Kalypso Media spricht von 20 Stunden Spielzeit - kann übrigens darüber nachdenken, die ersten drei kurzen Episoden nachzuholen. Die sind seit kurzem in Deutschland unter dem Titel "The Mysterious Codex" erschienen. Zwar sind die Folgen 1 und 2 eher schwach, oben genannte Stärken sind aber auch dort bereits zu erahnen.
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