Im Juni 2007 kündigte der russische Publisher Akella mit A Stroke of Fate eines von vielen Spielen aus ihrem reichhaltigen Adventure-Portfolio an. Die fiktive Handlung dreht sich um ein Attentat auf den 'Führer', soll aber durch eine möglichst authentische Einbettung in den historischen Kontext gleichsam glaubwürdig und spannend sein. Wir konnten das Spiel in einer frühen Version anspielen und wollen Euch nun an unseren Erfahrungen teilhaben lassen.287]
Ein Attentat auf Hitler
Dezember 1944: Graf Stauffenberg ist einige Monate zuvor bei seinem Versuch gescheitert, ein Attentat auf den demagogischen Massenmörder Adolf Hitler auszuüben. Obwohl sich Hitler nach dem misslungenen Sprengstoffanschlag in der 'Wolfsschanze' in seinem Selbstbild bestätigt sieht, ist man um ihn herum bemüht, ihm den bestmöglichen Schutz zu bieten. Im Taunusgebirge quartiert man den 'Führer' in einem Schloss ein, in dem sich auch andere Führungspersönlichkeiten des Nazireiches versammeln. Das neue Hauptquartier, das den Namen 'Adlerhorst' trägt, ist mit Stacheldraht abgeriegelt und rundum von Minenfeldern umgeben. In die Nähe Hitlers zu gelangen ist ein fast unmögliches Unterfangen. SS-Standartenführer Mayer, dessen Rolle man im Spiel einnimmt, gelingt es jedoch, sich als Sicherheitsinspekteur Zugang zum Schloss zu verschaffen. Dort angelangt gilt es einen Plan zu entwerfen, um das zum Abschluss zu bringen, wo die Männer des 20. Juli versagt haben und vor allem, nicht enttarnt zu werden...
In Farbe, und bunt
Der Schauplatz in und um das Schloss herum macht schon jetzt einen sehr authentischen Eindruck. Das liegt nicht nur an den sorgsam nachgebildeten Uniformen, sondern vor allem an der Gestaltung der Räumlichkeiten. Zahlreiche Elemente wie zum Beispiel große Kronleuchter sind sehr detailliert ausgearbeitet. Ganz besonders fallen in den Räumen aber die vielen Bilder an den Wänden auf. Diese sind Plakaten der Zeit, in der die Handlung angesiedelt ist, nachempfunden und zeigen neben Porträts von Naziidolen auch andere typische Darstellungen der nationalsozialistischen Ideologie, wozu auch bestimmte Ereignisse, wie die Machtübernahme der Nazis im Jahre 1933, gehören. An solchen Details mangelt es A Stroke of Fate jedenfalls nicht, was für ein stets glaubwürdiges Umfeld sorgt. Wem das nicht authentisch genug scheint, darf im bislang wenig üppigen Optionsmenü am Farbknopf drehen. Neben der bereits ganz bewusst leicht blass gehaltenen Farbvariante, darf man zusätzlich eine wählen, die noch weniger intensiv ist oder gleich komplett in den Schwarz-Weiß-Modus gehen. Das ist wirkliche eine nette Idee, am besten kommt die gelungene Optik aber in Farbe zur Geltung. Mit Hintergrundanimationen geht man bislang noch eher sparsam um - in einer alten Folterkammer schwingt mal ein herabhängender Haken hin und her, an einer Schrankuhr bewegt sich ein großes Pendel, am Himmel ziehen Wolken vorbei. Die Gestik und Fortbewegung der Spielfiguren hinterlassen aber bereits einen guten Eindruck. Auf aufwändige Gesichtsanimationen will man scheinbar ganz verzichten. In der aktuellen Version werden stattdessen Dialoge in einem Fenster präsentiert und mit Standbildern der Teilnehmer ergänzt.
Die bösen Zeichen
Auf der Games Convention 2007 machten wir Akella dezent darauf aufmerksam, dass Hakenkreuze und manch andere Symbole in Deutschland in Computerspielen nicht erlaubt sind. In der aktuellen Version hat man auch das Hakenkreuz auf den Naziflaggen durch ein Konterfei Hitlers ersetzt, an einzelnen Stellen taucht es aber, genauso wie andere verfassungsfeindliche Symbole, noch auf. Inwieweit andere Details wie die Animation des Hitlergrußes zusätzlich eine deutsche Veröffentlichung erschweren könnten, können wir schlecht bewerten. Die beiden bereits implementierten Musikstücke, die man an einem Grammophon erklingen lassen kann, sind zwar unbedenklich, weitere in Deutschland nicht zulässige Inhalte sind aber nicht nur in diesem Bereich denkbar. Anpassungen an den deutschen Markt dürften jedenfalls viele notwendig sein. Es bleibt aber zu hoffen, dass eine mögliche deutsche Version nur dort beschnitten wird, wo es hierzulande unbedingt sein muss. Denn gerade die vielen Bezüge zu der Zeit, ob es nun um den Boxer Max Schmeling geht oder die Frau des Lagerkommandanten des KZ-Buchenwald, Ilse Koch, sorgen für Atmosphäre.
Infokasten
Man spricht deutsch
Obwohl die Demo von A Stroke of Fate lediglich in englischer Sprache vorliegt, tauchen dort allerhand deutsche Wörter auf. An einer Stelle im Spiel befindet sich auch ein Plattenspieler, der neben Hans Leips Lili Marleen auch das Soldatenlied Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein abspielt. Sprechen sich die Personen gegenseitig an, sind öfters die Wörter 'Herr' und 'Frau' zu lesen. Auch die militärischen Ränge der Charaktere hat man mit der deutschen Bezeichnung ins Spiel genommen. Neben den heute aus gutem Grund nicht mehr verwendeten Grußformeln, finden sich auch bei Eigennamen noch zahlreiche deutsche Wörter. Neben der Luftwaffe, ist im Spiel auch von deutschem 'Schnapps' und 'Kirschwasser' die Rede, was oftmals recht amüsant ist. Dass ein wenig Humor im sonst sehr ernst gehaltenen Spiel nicht gänzlich fehlt, zeigen manche Randbemerkungen der Spielfigur. So sitzt im Foyer des Schlosses ein offenbar nicht mehr ganz nüchterner deutscher Soldat, zu dem Mayer nur eine rhetorische Frage einfällt: Wo ist die berühmte eiserne Disziplin der deutschen Armee?
Benutze Waffe mit Hitler
A Stroke of Fate ist auch spielerisch erfreulich viel versprechend. Inventar- und Kombinationsrätsel gibt es auch im Abenteuer von Entwickler SPline Games. Der Schwerpunkt liegt, gemessen am gespielten Abschnitt, eindeutig auf den Dialogen. Diese sind aber nicht nur groß in Anzahl und Umfang. Viele Informationen und manche Gegenstände, an die der Spieler gelangen muss, erringt man nur, wenn man sich durch die teils etwas komplexeren Dialogrätsel windet. Ein simples Durchklicken der Dialogoptionen führt in der Regel nicht zum Erfolg. Aufnehmbare Objekte und solche, die mit anderen Inventargegenständen verwendet werden müssen, gibt es vergleichsweise wenige. Trotz der hohen Hotspotdichte, sind spielrelevante Gegenstände beim Überfahren mit der Maus meist sofort erkennbar. Das gilt auch für Objekte, die man benutzen bzw. mit Inventargegenständen kombinieren kann. Oft müssen aber bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, um Items einsammeln zu können. Meistens sind auch hier die Dialoge Dreh- und Angelpunkt, über die man auch teilweise automatisch an neue Inventargegenstände kommt. An einer Stelle im zweiten Kapitel gelangt man nur über ein Minispiel an einen wichtigen Schlüssel. Dazu gesellt man sich zu zwei Wehrmachtsoffizieren, deren Sympathie man zunächst in klassischer Adventure-Manier gewinnen muss, um dann ein Kartenspiel bei Geldeinsatz zu betreiben. Damit einer der beiden Mitspieler den Schlüssel als Wetteinsatz preisgibt, müssen zunächst mehrere Spielrunden gewonnen werden. Minispiele soll es noch einige mehr im Spiel geben, manche davon können auch zum Scheitern der Mission Mayers führen, was auch in einzelnen anderen Spielsituationen der Fall sein kann. A Stroke of Fate bietet an diesen Stellen aber grundsätzlich die Möglichkeit, es gleich noch mal zu probieren. Überspringen kann man die Minispiele aber nicht. Im 'Adlerhorst' muss ein bestimmtes Ereignis stattfinden, damit man in der Story weiterkommt und von einem weiteren Handlungsort, einem Flugplatz, erfährt. Obwohl die Handlung aber grundsätzlich linear verläuft, können die einzelnen Zwischenschritte oft in beliebiger Reihenfolge abgehandelt werden. Die einzelnen Handlungen sind sehr stark miteinander verwoben - verkettet bzw. direkt aufeinander aufbauend allerdings eher seltener.
Die Vorbereitung des Attentats beginnt 2008
Zumindest in Russland soll A Stroke of Fate im vierten Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen. Auch eine englische Version ist noch für dieses Jahr eingeplant. Einen Partner für eine deutschsprachige Veröffentlichung hat Publisher Akella noch nicht gefunden. Aufgrund der überraschend positiven Eindrücke, bleibt aber zu hoffen, dass die Suche erfolgreich sein wird und das Weltkriegs-Adventure auch hierzulande erscheint. Wir würden uns jedenfalls freuen, zumal es bisher nur wenige Adventures aus Russland nach Deutschland geschafft haben.
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