Vorschau

von  Jan "DasJan" Schneider
13.07.2008
Dracula 3 - Der Pfad des Drachen
399]Kaum ein zweiter Adventure-Entwickler legt dieselbe Produktivität an den Tag wie das französische Team Kheops Studio. Nach mehr oder weniger historischen Begegnungen mit Cleopatra und Nostradamus erscheint im August eine Bearbeitung des Dracula-Stoffs. Während das jüngst erschienene „Dracula: Origin“ von Frogwares sich grob an der Romanvorlage von Bram Stoker orientiert, setzt der Kheops-Titel mit dem Untertitel „Der Pfad des Drachen“ die Adventures „Dracula Resurrection“ und „Dracula 2: Die letzte Zufluchtsstätte“ fort.

Wunder oder Vampir?

Der Spieler übernimmt diesmal die Rolle des Priesters Arno Moriani, der vom Vatikan einen wichtigen Auftrag bekommt. Er soll nach Transsilvanien reisen, um in einem kleinen Dorf das Wirken einer Frau zu untersuchen, die möglicherweise heiliggesprochen werden soll. Es gibt jedoch Gerüchte, dass die vermeintlichen Wunder nicht auf göttlicher Intervention beruhen, sondern mit dem Fürsten der Finsternis zu tun haben, dessen Schlossruine ganz in der Nähe steht. Der Geistliche, dessen Geschicke der Spieler leitet, muss nun klären, was es mit den alten Vampir-Mythen wirklich auf sich hat.
Wer die Spiele von Kheops Studio kennt, wird sofort die altbekannten Stärken und Schwächen erkennen. Die Szenen, die man in der Egoperspektive erkundet, sind äußerst detailreich gerendert, echte Animationen sind dafür eher selten. Erfreulicherweise sorgen animierter Bodennebel und über den Himmel ziehende Wolken dafür, dass die Gegend nicht ganz so unbelebt wirkt. Auch schön: Häufig werden kurze aber schicke Rendersequenzen eingespielt, die beispielsweise zeigen, wie der Protagonist von einer Umgebung in die nächste geht.

Oh Schreck!

Sehr schön wurde im ersten Kapitel die Gruselthematik aufgegriffen. Schließlich eignet sich kaum ein literarisches Geschöpf so gut, Angst und Schrecken zu verbreiten, wie Dracula. Die Entwickler setzen das nicht nur mit der düsteren Grafik samt waberndem Nebel um, sondern streuen auch ganz unverhohlen Schreckmomente ein. Da passiert es durchaus, dass beim Versuch, eine Tür zu öffnen, plötzlich ein bellender Hund an ihr hochspringt, und unheimliche Schatten an Wände geworfen werden. Halten die Entwickler die Schockfrequenz im weiteren Spielverlauf durch, dürften Gruselfans voll auf ihre Kosten kommen.

Schock deine Eltern, lies ein Buch

428]Spielerisch muss sich Dracula 3 erst noch beweisen. Nach dem Intro ist man erst einmal damit beschäftigt, durch die Gegend zu laufen, mit den Dorfbewohnern zu reden und Dokumente zu wälzen. Das klassische Inventar bleibt zunächst leer. Sowieso scheinen Dokumente eine wichtige Rolle zu spielen: Der entsprechende Bildschirm stellt einige Funktionen zum Sortieren, Klassifizieren und Verwalten von Schriftstücken zur Verfügung. Es bleibt zu hoffen, dass dabei die Rätselei nicht zu Gunsten diverser Lesestunden auf der Strecke bleibt.
Witzig ist die Idee hinter der Hilfefunktion: Von Beginn an befindet sich im Dokumenten-Inventar eine vollständige Bibel. Diese darf man über einen eigenen Knopf an einer „zufälligen“ Stelle aufschlagen. Mit der entsprechenden Hilfe von oben erscheint dann eine Bibelstelle, die den Protagonisten auf den richtigen Weg führt.

Rätsel, bitte

Dracula 3 hat einiges an Potenzial. Die Grafiken sind schaurig schön, die Soundkulisse, wenn auch sehr zurückhaltend, in den richtigen Momenten zur Stelle. Erfrischend in der Reihe der sonst recht hellen Kheops-Adventures ist das düstere Setting, das mit jeder Menge Schreckmomenten aufwartet. Hoffentlich binden die Macher auch interessante Rätsel ein und zwingen den Spieler nicht, zwischen der Lektüre endloser Schriften winzige Objekte in den komplexen Umgebungen aufzuspüren. Wenn wir die deutsche Verkaufsversion gespielt haben, gehen wir diesen Fragen in unserem Testbericht auf den Grund.

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Sieht gut aus