Über ein Jahr ist es her, dass wir das letzte Mal etwas von House of Tales gehört haben. In der Zwischenzeit endeten all unsere Versuche, etwas über das neue Projekt der renommierten Entwickler von The Moment of Silence und Overclocked zu erfahren ohne Ergebnis. Doch während der diesjährigen E³ öffnete Publisher dtp uns seine Pforten und enthüllte erste Details zum Thriller-Adventure 15 Days. Auch wenn das Spiel noch nicht ganz so weit war, in Aktion präsentiert zu werden, konnte dies unsere Nachforschungen nicht unterbinden und der deutsche Publisher war sowohl gewillt als auch in der Lage, unserem Wunsch nach Informationen entgegen zu kommen.
Mit der Vergangenheit des Entwicklers im Hinterkopf erwarteten wir einen erwachsenen wie intelligenten Plot, der sich mit tiefergehenden Thematiken auseinandersetzt als die meisten anderen Adventures und mit seiner Erzählstruktur vielleicht sogar alte Grenzen verschiebt. Und so ist es nicht überraschend, dass 15 Days genau in die erwartete Kerbe zu schlagen scheint. Die Geschichte dreht sich um die Taten von drei politischen Aktivisten, die – wie zeitgenössische Robin Hoods – von den Reichen stehlen und es an die Armen geben, in diesem Falle finanziert durch den Raub von wertvollen Kunstgegenständen. Dummerweise hat ihr letzter Coup dabei den amerikanischen Interpol-Agenten Jack Stern auf die Spur der drei gebracht, da der Diebstahl in Verbindung zum Mord an einem einflussreichen Politiker zu stehen scheint.
Um ins Detail zu gehen: Zwei Wochen vor dem Beginn des Spiels haben die Londoner Diebe einen Coup in Cape Town, Südafrika, gelandet und ein Gemälde des früheren britischen Gouverneurs von Zimbabwe gestohlen. Der Auftraggeber des Trios gab diesen Diebstahl als Test für die drei aus auf den weitere „Jobs“ folgen würden, falls der Auftrag erfolgreich verläuft. So erhalten die drei Londoner 2 Millionen englische Pfund für die Aushändigung des Bildes, die sie umgehend an ein Hilfsprojekt in Zentralafrika weiterleiten. Eine Spende, die weltweit für Schlagzeilen sorgt. Und der nächste Auftrag soll nicht lange auf sich warten lassen: Ein Gemälde von Winston Churchill, das aus dem Londoner Modern Museum entwendet werden soll.
Während nun die Pläne zur Durchführung der Tat in einem Londoner Loft auf Hochtouren laufen, verstirbt urplötzlich der britische Außenpolitiker James Henston unter mysteriösen Umständen, die auch die Möglichkeit eines Attentats beinhalten. Bei seinen Untersuchungen stößt Ermittler Jack Stern nun auf ein Dokument, das über den Transport eines gestohlenen Gemäldes aus dem Büro des toten Politikers zur oben erwähnten südafrikanischen Ausstellung (und zurück) berichtet. Sterns Rolle im Verlauf der Geschichte, die sich unausweichlich mit den drei Dieben überschneiden wird, beinhaltet einen zweiten Erzählpfad, der parallel zum ersten ablaufen wird. Der Wechsel zwischen den beiden sich langsam verknüpfenden Pfaden soll dabei das Tempo hochhalten und wird den Spieler abwechselnd in die Rolle der vier Hauptcharaktere versetzen, während sie sich zunehmend in einem Netz aus internationalen Polit-Affären verstricken.
Jeder der Langfinger (wobei dieser Ausdruck sicherlich eine Frage des eigenen Empfindens darstellt, solange man ihren guten Willen als Grund für ihre Taten akzeptiert) wird über individuelle Charakteristika und Hintergründe verfügen: Cathryn Hope, die sowohl als Museumsführerin und Bergsteig-Lehrerin arbeitet, ist die anerkannte Anführerin der Gruppe. Bernard Dewaele fungiert als Makler für Kunstversicherungen (was Sinn ergibt, denn wie man sich ausrechnen kann, boomt das Geschäft) während Mike Mensworth als Programmierer im Dienst des Software-Giganten „Megabase“ steht. Ein weiterer Freund von Cathryn stößt gelegentlich als viertes Mitglied zum Team: Ein pensionierter Kunstprofessor und begnadeter Fälscher namens McBride.
Zu Beginn des Spiels im frühen Juli haben Mike und Bernard Cathryn gerade ein Geschenk der besonderen Art zu ihrem dreißigsten Geburtstag verschafft: Einen Zeiger des Big Ben, den sie während einer riskanten Kletteraktion am hellichten Tage gestohlen haben (okay, okay, es haben also nicht alle ihrer Diebstähle einen selbstlosen Hintergrund). Die Bande ist guten Mutes, ein neuer Diebstahl steht bevor und ihr Leben scheint in guten Bahnen zu verlaufen. Aber da es sich hier um ein House-of-Tales-Spiel handelt, befinden sich aufkommende Probleme erwartungsgemäß nur wenige Mausklicks entfernt.
Wir wissen immer noch nicht viel über die eigentliche Storyentwicklung (beziehungsweise die Entwicklung der verschiedenen Handlungsfäden), festhalten lässt sich eine traditionelle Third-Person-Perspektive, eine reine Maussteuerung und über vierzig Locations, die den Spieler unter Anderem in Pariser Katakomben, Techno-Clubs, Museen und auf eine James-Bond-artige, geheimnisvolle Insel führen werden. Im Bezug auf die Wichtigkeit von Dialogen in House-of-Tales-Titeln, wird auch 15 Days keine Ausnahme darstellen. Auf den ersten Blick sieht also alles recht traditionell aus. Das Gameplay wird allerdings mit mindest einem ungewöhnlichen Element aufwarten: Während wir Adventure-Spieler es gewohnt sind, alles einzusacken, was nicht niet- und nagelfest ist, werden wir für unsere illegalen Beschaffungen in 15 Days etwas mehr an Arbeit investieren müssen, da unsere Objekte der Begierde nicht einfach in der Gegend herumliegen und darauf warten, von uns mitgenommen zu werden. Glücklicherweise werden wir für unsere spektakulären Coups allerdings einige interessante Hilfsmittel zur Verfügung haben, zumindest nach Aussage der ersten Pressematerialien.
Was das alles bedeutet? Wer weiß das schon! Aber wir kennen zumindest jemanden, der es wissen dürfte. Als gemeinnützige Aktion getarnt, hat Adventure Gamers selbst einen spektakulären Coup abgewickelt und ein paar Minuten von Martin Ganteföhrs Zeit gestohlen. Lest weiter, um zu erfahren, was er uns (eventuell unter Zwang) zu sagen hatte.
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