Waren es im ersten Teil noch die Herzen, die ein perfider Serienmörder seinen Opfern entnahm, so sind es diesmal Puppen, die in Die Kunst des Mordens 2 - Der Marionettenspieler zur fixen Idee des Verbrechers geworden sind. Wie auch im Vorgänger schickt Publisher City Interactive den Spieler in Gestalt der FBI-Agentin Nicole Bonnet auf gruselige Spurensuche. Die Suche beginnt in Paris, wo diverse Opfer marionettenartig aufgehängt aufgefunden wurden, zu ihren Füßen eine kleine, selbstgebastelte Puppe - eine Miniatur ihrer selbst? Schnell wird klar, dass die örtliche Polizei weder motiviert noch akribisch genug vorgeht und daher wichtige Hinweise übersieht. Noch kann sich Nicole keinen Reim auf die seltsamen Spuren machen, die sie nach New Orleans, die spanischen Pyrenäen und nach Havanna führen werden...
Nachts sind alle Puppen grau
Detailliert und düster ist sie, die Grafik. Vor der Render-Kulisse steuert sich das 3D-Modell von Nicole recht klassisch; per Doppelklick ist sie zudem recht flott im Bild unterwegs. Generell besticht die Grafik durch eine dunkle und recht kühl gehaltene Optik, die Hintergründe sind manchmal jedoch etwas zu bewegungsarm. Gleichwohl finden sich vereinzelt verspielte Elemente, wie z.B. Insekten, die um das Laternenlicht tanzen oder ein knarrendes, sich im Wind wiegendes Oberlicht. Diese Effekte ließen sich noch ausbauen. Ansonsten weiß das Spiel visuell zu überzeugen und die abendliche Stimmung der Stadt gut einzufangen. Auch die Objektoberflächen sind ansehnlich und lassen viele Dinge sehr plastisch wirken. Sowohl Nicoles Laptop-Akku als auch ein Vertiko im Foyer des Hotels wirken wie zum Anfassen. Unterschiede gibt es jedoch bei der Darstellung der Interaktion: Während eine kurze Animation eines dreipoligen Steckers, der in eine Steckdose fliegt, dem Spieler ein Gefühl für das Ausgeführte gibt, dreht sich z.B. der Funksender auf Mausklick in Sekundenbruchteilen um bzw. öffnet und schließt sich ohne erkennbare Bewegung bzw. springt ohne Animation von einer Position auf die nächste. Da dürfte noch etwas Bewegung hinein.
Bisher sind alle Puppen stumm
Da noch keine Sprachausgabe zu hören war, beschränkten sich die akustischen Genüsse ausschließlich auf die Hintergrundmusik. Diese ist weder zu dezent noch zu präsent, sondern fügt sich absolut passend in das Gesamtbild ein. Mehr als nur einmal trägt die Musik zum wohligen Schauer beim Durchsuchen der Tatorte bei. Zumeist dominieren Streicher und klassische Klavierklänge, die am ehesten dem Bereich Dark Ambient zugeordnet werden könnten.
Ich bastel mir einfach was
Für die zahlreichen Gegenstände steht ein übersichtliches Inventar zur Verfügung, in welchem auch kombiniert werden darf. So, wie es bisher erkennbar war, geht es dabei überwiegend logisch zu bzw. sind "Zweckentfremdungen" wie Dokumentenhülle und Streichholz-Watte-Kombinat zur Spurenaufnahme erkenn- und nachvollziehbar. Wichtig ist auch, bei den Dialogen gut zuzuhören! Um einen Raum genau abzusuchen steht zudem ein Snoop-Key zur Verfügung, der die Hotspots kurz aufleuchten läßt. Unter den interaktiven Stellen gibt es jedoch auch einige, die Nicole nur mit einem Kommentar würdigt, nachdem sie sie angeschaut hat - nicht immer ist also ein Hotspot ein sicheres Indiz für einen Rätselteil. Das schafft angenehme Varianz und Nicoles Anmerkungen tragen zudem zur Stimmung bei. Ein im Verlauf des Spiels wichtiges Element scheint das Telefon zu sein, dass Nicole mit sich trägt. Neben ihrem Vorgesetzen, der manchmal einen Rapport wünscht oder eine Anweisung gibt, können weitere Nummern vermerkt werden, die später mal wichtig sein könnten - ein weiteres Element, das zur Lösung eines Rätsel herangezogen werden kann. Nicole verfügt über eine schöne Aktenmappe, die Dokumente und geführte Dialoge sortiert aufführt. Auf diese Weise lassen sich bestimmte Gesprächselemente nachlesen und eventuelle Hinweise gezielt nacharbeiten. Etwas ärgerlich: Man kann nur in Dialogen Sätze überspringen. Wenn Nicole jedoch etwas untersucht oder kommentiert, ist ein Abbruch des Gesagten nicht möglich. Gerade bei längeren Sätzen wartet man da etwas lange, bis es weitergeht.
Fazit
Die Kunst des Mordens 2 ist bereits jetzt schön schaurig: Die bizarre Inszenierung der Morde sorgt für eine grausame Faszination und bringt eine gehörige Portion Nervenkitzel in diesen Kriminalfall. Zudem wirken die nächtlichen Schauplätze durch die düstere musikalische Untermalung unheimlich bis beklemmend - man fragt sich ständig, was wohl als Nächstes passiert. Wenn das Feintuning stimmt, steht einem Crime-Hit durchaus nichts im Wege: Grafik, Story und Rästel sind bereits auf ansprechendem Niveau und lassen hoffen. Mit einer qualitativ gleichwertigen Vertonung und etwas mehr Belebung des Szenarios ließe sich ein stimmiges Gesamtbild erzeugen.
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