573]Im Jahr 2002 erschien mit Runaway - A Road Adventure eines der Point-and-Click-Adventures, denen man nicht grundlos einen Beitrag zur Rettung des Adventure-Genres zuschreibt. Das erste Abenteuer von Brian Basco zeigte, wenngleich es nicht gänzlich ohne Schwächen daherkam, dass man auch im Nischengenre der Adventure-Spiele kommerziell erfolgreich sein kann und hat zweifellos seinen Teil dazu beigetragen, dass Publisher und Entwickler wieder eine Zukunft für unser Lieblingsgenre gesehen haben. In den darauffolgenden Jahren zog manche vergleichsweise hoch budgetierte Adventure-Produktion nach, die es ohne Runaway vielleicht nie gegeben hätte. Ende 2009, also rund sieben Jahre nach dem deutschen Verkaufsstart von Teil 1, schicken sich die Entwickler der Pendulo Studios an, das Ende der Geschichte von Brian und Gina zu erzählen. Wir haben dem deutschen Publisher Crimson Cow auf der gamescom einen Besuch abgestattet und uns das Abenteuer zeigen lassen.
Schicksalhafte Wendung
Brian Basco ist tot. Wir befinden uns auf seiner Beerdigung im kleinen Kreis, bei der Freundin Gina und andere Wegbegleiter Abschied vom ehemals so vielversprechenden Studenten nehmen. Ob Brian wirklich tot im Sarg liegt, wissen wir nicht. Fest steht, dass wir auch im dritten Teil die Kontrolle über den sympathischen Jungspund übernehmen werden. Man wird Runaway - A Twist of Fate nämlich in Rückblenden spielen, in denen wir Stück für Stück aufdecken werden, wie genau es dazu gekommen ist, dass Brian nun ein Fest für die Würmer sein soll. Während wir Brians Erlebnisse in Flashbacks nachspielen, die mit einer Verurteilung wegen Mordes beginnt, werden wir in der Gegenwart auch immer wieder in die Rolle seiner besseren Hälfte Gina Timmins schlüpfen. Diese soll im Gegensatz zum letzten gemeinsamen Abenteuer einen deutlich wichtigeren Part übernehmen. Mit sportlicher Kurzhaarfrisur und körperbetontem Outfit werden wir also auch in der Haut der ehemaligen Stripperin stecken und Rätsel lösen.
Alguien voló sobre el nido del cuco
Das erste Puzzlestück wird in Kapitel 2 aufgedeckt, in dem wir in einer Irrenanstalt erwachen und, wie sollte es auch anders sein, unsere Flucht vorbereiten müssen. Zunächst einmal lernen wir die Insassen der Nervenheilanstalt kennen: Brians Zimmergenosse ist zum Beispiel ein im wahrsten Sinne des Wortes ruhiger Vertreter, der sich über nichts anderes als Pantomimik auszudrücken vermag. Ein anderer Patient hält sich für einen Taxifahrer, allerdings scheint sein Fahrzeug, eine Tischtennisplatte, nicht ganz fahrtüchtig zu sein. Schließlich ertönt kein Motorengeräusch und ein Lenkrad ist ebenfalls nicht vorhanden. Ein Weiterer will per Anhalter reisen, dummerweise haben Taxifahrer und potentieller Fahrgast unterschiedliche Ziele. Wie es sich für ein Adventure gehört, lässt sich auch dieses Problem in den Griff bekommen. Brians Vorgehensweise und das Verhalten der Patienten der Irrenanstalt, die wir an dieser Stelle nicht weiter spoilern wollen, bieten einige witzige und spielerisch ansprechende Momente, wie man sie besonders aus dem ersten Teil kennt. Die Handlung unterteilt sich in sechs Kapitel unterschiedlichen Umfangs und soll insgesamt in etwa dieselbe Spielzeit wie Runaway 2 bieten - also etwa 12-15 Stunden.
Im Moment sehe ich nichts, was ich derzeit brauchen könnte.
Spielerisch hat man beim spanischen Entwickler einen kleinen Kniefall vor den modernen Komfortfeatures gemacht, die sich in den letzten Jahren auch international mehr und mehr durchgesetzt haben. Neben einer Hotspotfunktion, die sämtliche interaktiven Objekte und Ausgänge anzeigt, hat man eine umfangreiche Tagebuchfunktion integriert, die stets einen Überblick über die Situation und anstehenden Aufgaben bereithält. Darüber hinaus kann man sich Tipps geben lassen, wenn man mal nicht weiter weiß. Die Lösung selbst soll diese Funktion aber nicht preisgeben. Das sogenannte Runaway-Syndrom, also Objekte, die man erst aufsammeln kann, sobald die Spielfigur weiß, dass man sie auch wirklich braucht, soll es laut Publisher Crimson Cow übrigens nicht wieder geben. Man betont aber, dass Brian nicht einfach so jede Aktion ausführt, wenn er noch nicht weiß, wohin sein Handeln führen soll. Es soll eben ein Spiel für Adventure-Freunde werden und keines, dass ein Dreijähriger allein mit stupidem Rumklicken lösen könnte. Wir halten das grundsätzlich für sinnvoll, immerhin schmieren wir ja auch kein Fett auf die Fußmatte, wenn wir noch nicht wissen, ob nun der männliche oder der weibliche Mitbewohner den Marmorboden küssen soll - und weshalb. Wir hoffen allerdings, dass man dies nicht in allen Situationen allzu streng auslegt.
Neue Engine, neues Glück
Die Charaktere und Hintergründe sind wunderschön gezeichnet und verfügen, wie schon bei den Vorgängern, über butterweiche Animationen sowie ausgefeilte Gestik und Mimik. Der Detailgrad der Hintergründe in den ersten Spielszenen ist eher zurückhaltend, jedoch der Krankenhaus-Szene absolut angemessen. Die Screenshots zeigen die hohe Qualität der Grafik leider nur unzureichend. Was wir bisher vom Spiel gesehen haben, zählt zweifellos zum Hochwertigsten, was es bisher im 2D-Bereich gegeben hat. Die Pendulo Studios arbeiten in A Twist of Fate bei den Charakter- und Hintergrundanimationen wieder viel mit vorgerendertem 3D-Material, was nicht zuletzt auch hardwareschonender ist. Der Stil der Grafik ist etwas eigenwillig. Wem er jedoch zusagt, wird sich am dritten Runaway wohl kaum satt sehen können. Rund 100 verschiedene Szenen verteilt auf mehr als 40 Locations soll es im fertigen Spiel geben, unter anderem verschlägt uns das Abenteuer wieder in ein Wüstenareal. Wer weiß, vielleicht gibt es dort ein Wiedersehen mit den Drag-Queens aus Teil 1?
Einen vergleichbar hochwertigen Eindruck machen die Zwischensequenzen, die sehr cineastisch angelegt sind und besonders in den uns gezeigten Ausschnitten den Charakter des Spiels unterstreichen, der wieder mehr in Richtung Roadmovie gehen soll. Aber auch an anderen Stellen merkt man dem Titel an, dass man Teil 2 etwas im Hintergrund verschwinden lassen will und sich stattdessen stärker am ersten Teil orientiert. Die uns bekannten Schauplätze haben jedenfalls nichts mit irgendeinem weit entfernten Inselparadies zu tun. Die spanischen Entwickler haben für Runaway - A Twist of Fate übrigens eine komplett neue Engine entwickelt. Geht man davon aus, dass man einen solchen Aufwand nicht für jedes einzelne Spiel betreibt, kann man schon jetzt auf ein weiteres Spiel des Madrider Unternehmens spekulieren. Was das sein könnte bzw. ob es sich zumindest um ein neues Adventure handelt, steht allerdings noch in den Sternen.
Stammsprecher sind Pflicht.
Nachdem der letzte Schliff an der Übersetzung vorgenommen wurde, geht es ins Tonstudio, in dem Georg Hach vom Publisher mit der roten Kuh im Logo die Regie übernehmen wird. Dabei wird er es mit alten Bekannten zu tun bekommen - es sollen nämlich sämtliche bekannten Rollen mit denselben Sprechern vertont werden wie in den Vorgängern. Christian Stark als Brian und Jennifer 'Wir hassen teuer/Geiz ist geil' Böttcher werden also beispielsweise wieder mit an Bord sein. Wir hoffen, dass sich ähnliche Fehler wie in der deutschen Synchronisation zu Runaway 2 vermeiden lassen. Zur Musik können wir leider noch nicht allzu viel sagen. Wem allerdings die Titelmusik aus dem ersten Runaway besser gefallen hat, als das Boygroup-mäßige Thema aus dem letzten Abenteuer des spanischen Entwicklers, darf diesbezüglich schon mal aufatmen. Der Trailer gibt einen kleinen Vorgeschmack darauf.
Ja ist denn heut' scho' Weihnachten?
Schon die ersten beiden Teile von Runaway schienen damals zur unendlichen Geschichte zu avancieren und auch Teil 3 hat mehr als nur eine kleine Verschiebung hinter sich. Mittlerweile kann man sicher sein, dass es noch in diesem Jahr klappen wird. Derzeit sieht es nach dem Monat Oktober aus, in dem PC- und Nintendo-DS-Version erscheinen sollen. Wer die Vermarktung der deutschsprachigen Handheldversion übernimmt, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Crimson Cow hat mit der Portierung auf den DS jedenfalls nichts zu tun. Wir sind sehr gespannt auf das Spiel, das uns nach der lediglich halbstündigen, jedoch überzeugenden Präsentation sehr zuversichtlich auf die Veröffentlichung blicken lässt.
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