Nicht nur wir waren überrascht, als der Hamburger Publisher dtp zur Games Convention 2008 mit relativ viel Tamtam ein neues Konsolen-Adventure für Nintendo Wii und DS ankündigte, in dem erneut Sunny Blonde die Hauptrolle spielt. Das naive Blondchen hatte nämlich erst knapp ein halbes Jahr zuvor in Steve Inces Point-and-Click-Adventure So Blonde auf dem PC ihr Debüt gefeiert. Was sollte man also mehr erwarten als eine stinknormale Portierung? Weit gefehlt, denn So Blonde (Wii/DS) erzählt Sunnys Geschichte aus einem ganz neuen Blickwinkel und bedient sich dabei der "Was-wäre-wenn-Frage", die das Spiel auch für Kenner der PC-Version interessant machen soll. Vor kurzem waren wir bei dtp zu Gast und konnten einen Blick auf die eine aktuelle Version des Spiels vom französischen Gray-Matter-Entwickler Wizarbox werfen.
Alles neu macht der Mai
Die Locations des Konsolen-So-Blonde sind zwar größtenteils aus der PC-Version bekannt, jedoch von Grund auf neu gestaltet. Ein paar komplett neue Schauplätze werden hinzukommen, außerdem hat man das Angebot an Charakteren, die Sunny im Laufe ihres Abenteuer begegnen werden, dezent erweitert. Da Sunny an einem anderen Punkt der Insel startet wird die Reihenfolge, in der sie auf die Bewohner der Insel trifft, stark von der PC-Fassung abweichen. Dem blutrünstigen Piraten One-Eye etwa läuft sie nun schon früh im Spiel über den Weg. Natürlich glaubt Sunny, im Piratenlager angekommen, dass sie auf einer spaßigen Kostümparty ist und begegnet selbst dem schurkischen Freibeuter vorerst ohne Vorbehalte. Auch Max, Sunnys tierischer Begleiter, ist wieder dabei und greift der Blondine ein ums andere Mal helfend unter die Arme.
Ich brauche mehr Pixel!
Optisch hat sich einiges am Spiel getan, was nach der sehr frühen Version im August letzten Jahres auch wenig verwundern dürfte. Vor allem im Bereich der Animationen sind an zahlreichen Stellen neue Elemente hinzugekommen wie etwa sich an der Felsenküste brechende Wellen. Auch viele der bereits zuvor vorhandenen bewegten Bildteile wurden noch einmal aufpoliert. Das Bild der Wii-Fassung wirkt weniger pixelig als noch auf der GC - unsaubere Kanten gibt es deutlich weniger zu entdecken. Ganz vermeiden lassen werden sie sich aufgrund der vergleichsweise geringen maximalen Auflösung, mit der die Wii das Videosignal ausgibt, wohl nicht. Beim bunten Comic-Look, der im Wesentlichen den Stil der PC-Fassung einfängt, ist es geblieben. Bei den Hintergründen sticht die Optik vielleicht etwas stärker in Richtung japanischer Mangas. Die Gemütszustände von Sunny werden während der Dialoge durch eine großformatige Einblendung ihres Gesichts am unteren Bildschirmrand angezeigt, was ebenfalls eine Parallele zum PC-Spiel darstellt. Die Spielfiguren selbst verfügen auch hier nur über eine begrenzte Mimik. Die übrigen Charakteranimationen machen einen guten Eindruck, sowohl wenn Sunny im normalen Tempo über die Insel streift als auch bei laufender Fortbewegung.
Wii geht das?
Für die Wii-Version hat man sich entschieden, neben der Fortbewegung per Point-and-Click-Verfahren über die Wiimote, diese auch per Analogstick zu ermöglichen. Inwieweit das als praktikable Alternative zur simplen und präzisen Point-and-Click-Steuerung dienen soll, ist uns nicht ganz klar geworden. Die Steuerungsmöglichkeiten der Wii in Kombination mit Wiimote und Nunchuk nutzt man kaum. Bestimmte Steuerungsgesten zur Ausführung von Standardaktionen vermeidet man, da man glaubt, damit auf längere Sicht dem Spieler eher auf die Nerven zu gehen als ihn spielerisch zu unterhalten. Nur bei den insgesamt 16 Minispielen macht man sich die Vielfalt der Wii-Steuerung stärker zunutze. In einem der Minigames muss man zum Beispiel Charakter Hilary vor einem angreifenden Bienenschwarm beschützen. Mit dem Analogstick des Nunchuk-Controllers steuern wir das Ziel an, während wir mit der Wii-Mote auf die stechverrückten Insekten einschlagen. Das sieht spaßig aus, spielerisch fordernd scheint es eher nicht. Derartige Spieleinlagen sollen vor allem unterhalten als fordern. Wer dennoch Probleme bekommt oder einfach keine Lust drauf hat, darf deshalb auch auf der Konsole per Cheat-Button jedes der Minigames automatisch gewinnen.
D(a)S sieht aber gut aus
Da die Hintergründe der DS-Version quasi in der Größe angepassten Wii-Hintergründen entsprechen, wodurch sämtliche Details auch hier vorhanden sind, vermittelt die Handheld-Fassung weiterhin einen optisch hervorragenden Eindruck. Unterschiede gibt es lediglich im Bereich der Steuerung. Dank Touch-Pen ist die Point-and-Click-Steuerung hier noch angenehmer. Die normale Fortbewegung funktioniert sowohl per Doppelklick als auch indem der Spieler den Laufweg für Sunny auf dem Touchscreen einzeichnet. Auf dem oberen Bildschirm findet sich das Inventar, eine Navigationskarte der Insel und neuerdings auch ein Questlog, mit dessen Hilfe man stets den Überblick über die aktuell anstehenden Aufgaben behält oder nach einer längeren Spielpause rasch wieder ins Spielgeschehen zurückfindet. Auf dem DS kann man per Schultertasten zwischen Inventar, Karte und Questlog wechseln und diese mit dem Steuerkreuz bedienen. Wer das Ganze lieber per Touchpen machen möchte kann die drei Menüs, ähnlich wie in der Wii-Version, auf dem berührungsempfindlichen unteren Bildschirm einblenden lassen und etwa Inventargegenstände point-and-click-mäßig per Drag&Drop kombinieren. Sowohl in der DS-Fassung als auch in der Wii-Version können zudem bei Bedarf sämtliche im Bild befindlichen Hotspots angezeigt werden.
2009
Wann wir mit Sunny Blonde auf NDS und Wii losrätseln dürfen steht nicht genau fest. Konkreter als '2009' wollte dtp noch nicht werden. Die grundlegenden Inhalte stehen. Die grafische Aus- bzw. Überarbeitung verschiedener Schauplätze und einiger Minigames steht noch an. Ob der Perspektivwechsel in der Story, die zusätzlichen Charaktere, neuen Dialoge, Rätsel und Minispiele So Blonde auch für Kenner des PC-Adventures interessant machen könnten, bleibt abzuwarten. Adventure-Spieler, welche die PC-Fassung noch nicht kennen, sollten den Titel aber auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.
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