Vorschau

von  Hans Frank
08.12.2009
Lost Horizon (Vorschau II)
Dass Animation Arts und Fusionsphere Systems ihr Handwerk verstehen, haben sie mit Geimakte: Tunguska und zuletzt Geheimakte 2 bewiesen. Jetzt befindet sich das neue Spiel der deutschen Studios, Lost Horizon, in einem schon weit fortgeschrittenen Stadium. Wir hatten die Möglichkeit, Teile des ersten Kapitels auf Herz und Nieren zu testen und berichten von unseren Eindrücken.

1936, tibetisches Hochland

In den ersten Spielmomenten wird ein tibetisches Kloster von deutschen Einheiten eingenommen. Ein Mönch und ein britischer Soldat schaffen es gerade noch, in eine geheime Kammer zu flüchten um ein Artefakt vor den gegnerischen Soldaten in Sicherheit zu bringen. Die Nazis sind auf der Suche nach dem mythischen Königreich Shambala – und dies gilt es natürlich zu verhindern, denn egal was diese im Schilde führen, gut kann es nicht sein.

Wenig später wechselt der Schauplatz ins Hongkong der 30er Jahre. Fenton Paddock ist ein typischer Draufgänger, der unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde und jetzt mit seinem Flieger – der aus einer Zeit stammt, in der Ford noch Flugzeugmotoren herstellte - nicht ganz legale Transporte übernimmt. Bei diesen Schmugglergeschäften ist er auch der Tong-Triade ins Gehege gekommen, die das Problem aber mafiatypisch löst: Ehe Fenton handeln kann, findet er sich schon in einer wasserdichten Kiste auf dem Grund des Hafenkais wieder, ausgestattet mit ein paar Habseligkeiten und Sauerstoff für etwa fünfzehn Minuten. Natürlich schafft er es, seinen Hals noch einmal aus der Schlinge zu ziehen, doch das merken natürlich auch seine Gegner.

Der für uns spielbare Spielabschnitt ist gespickt mit derart spannenden Situationen, die auch die Eingliederung äußerst einfallsreicher Rätsel ermöglichen. In besagtem Unterwassersarg steuert man dann gar aus der Ich-Perspektive, was das Erlebnis noch atmosphärischer macht. Und auch ganz allgemein sind die überaus gelungenen und logischen Rätsel sehr gut in den Handlungsverlauf eingefügt – nichts wirkt aufgesetzt oder erzwungen. Richtige Kopfnüsse sind im Verlauf der ersten Spielstunde zwar noch keine vorhanden, der Einstieg ist aber mehr als gelungen.

Stilwechsel

Bestanden die beiden Geheimakte-Spiele noch aus vorgerenderten Hintergründen, hat man bei Lost Horizon handgezeichneten Kulissen den Vorzug gegeben. Diese sind äußerst liebevoll und detailreich in ernsthaftem und glaubwürdigem Zeichenstil gehalten und auch an Animationen wurde nicht gespart. So bewegt sich das Wasser im Hafen realistisch, an anderer Stelle versammeln sich Mücken um eine Lampe. Alles wirkt sehr lebensecht, lebendig.

Die tolle Farbgebung der gezeichneten Hintergründe in Verbindung mit dem herunter nieselnden Regen erzeugen eine tolle Atmosphäre.

Die ansonsten gute Präsentation wird lediglich von den in die Jahre gekommenen 3D-Modellen der Charaktere getrübt, die nicht mehr zeitgemäß wirken. Ein paar mehr Polygone und hochauflösendere Texturen hätten sicherlich nicht geschadet, und auch bei Mimik und Gestik hätten die Protagonisten aus Lost Horizon noch Nachholbedarf. Enttäuschend auch die Lippenbewegungen, die nicht zur gesprochenenen Sprache passen und der Atmosphäre einen Dämpfer verleihen.

Dieses Manko wird allerdings fast wieder wett gemacht von der filmreifen Präsentation des Gesamtpakets. Die Zwischensequenzen sind cineastisch und hochspannend geschnitten, und auch die Kamerazooms, Nahaufnahmen und Kamerafahrten zum Beispiel während den Dialogen tragen ihren Teil bei. Sehr authentisch ist außerdem die Soundkulisse. Der Soundtrack könnte aus einem 30er-Jahre Film stammen und auch die Umgebungsgeräusche wie plätscherndes Wasser im Hafen oder Regentropfen auf dem Stahldach eines Flugzeughangars sind sehr atmosphärisch und verleihen den Szenen Lebendigkeit..

Technisch stimmt auf den ersten Blick alles. Die gelungene Steuerung aus den Geheimakte-Spielen wurde beibehalten und die Hintergründe sind hochauflösend, dürften also auch Besitzer von größeren Flachbildschirmen zufrieden stellen. Die Synchronsprecher arbeiten professionell und passen im Ersteindruck gut zu den jeweiligen Charakteren.

Macht Lust auf mehr

Natürlich wirkt die Geschichte erst einmal sehr klischeebehaftet. Trotzdem macht die Handlung rund um die Jagd der Nazis auf das geheime Königreich Shambala, Triaden und den Draufgänger Fenton Paddock, der im Spiel auch wieder eine spielbare weibliche Begleiterin zur Seite gestellt bekommt, Lust auf mehr. Der erste Spielabschnitt ist auf jeden Fall kinoreif inszeniert, das Besuchen der zahlreichen Kulissen und Lösen der Rätsel macht viel Spaß und auch die Grafik- und Soundkulisse macht, wenn man bei den Charaktermodellen mal ein Auge zudrückt, Lust auf mehr. Wenn das Spiel das hohe Niveau des Hongkong-Abschnitts halten kann und sich die Geschichte entsprechend spannend weiterentwickelt, dürfte den Spieler mit Lost Horizon ein Highlight des nächsten Jahres erwarten. Ob es jedoch storytechnisch Vorbildern wie Baphomets Fluch das Wasser reichen kann, bleibt noch abzuwarten – viel Spaß macht es aber bereits jetzt und erinnert an alte Adventureklassiker wie Jake Masters Odyssee durch Zentralchina in Heart of China.

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Sieht gut aus