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Vorschau

von  Jan "DasJan" Schneider
21.03.2010
The Book of Unwritten Tales - Die Vieh-Chroniken
Mit Book of Unwritten Tales setzte King Art vor einem knappen Jahr Akzente. Die bis dato in der Adventurewelt wenig in Erscheinung getretene Bremer Spieleschmiede konnte mit einer rundum unterhaltsamen Fantasy-Persiflage auftrumpfen, die sowohl spielerisch als auch audiovisuell in der obersten Genre-Liga mitspielt und für manch einen das beste Spiel des Jahres war. Auf der gamescom stellte Publisher HMH dann den Nachfolger vor, der zwar von deutlich geringerem Umfang sein, dafür aber auch zum kleinen Preis in den Handel gelangen sollte. Mit der HMH-Insolvenz geriet das Projekt Ende 2009 ins Straucheln, doch dürfte eine Veröffentlichung näher rücken. Wir haben uns vor Ort bei King Art über den Stand der Vieh-Chroniken informiert.

Was lange währt...

Wichtig war für uns natürlich zunächst, wie der Stand der Entwicklung ist und wann die wartende Fangemeinde mit einer Veröffentlichung rechnen kann. Die zweite Frage lässt sich angesichts der Wirren um die Insolvenz des Publishers noch nicht präzise beantworten. Immerhin deuten jüngste Entwicklungen aber darauf hin, dass bald der Startschuss gegeben werden kann.
Die Entwicklung der Vieh-Chroniken wurde im Zuge der Insolvenz stark abgebremst, wird aber auch zur Zeit weiter vorangetrieben. Der ungeplante Dämpfer hat in diesem Zusammenhang allerdings auch sein Gutes: So konnte ein Teil der King-Art-Besatzung mehrere Monate darauf verwenden, das quasi fertige Produkt rundzupolieren – und damit für einen Feinschliff sorgen, den das Produkt vielleicht sonst nicht in dem Ausmaß erfahren hätte.

Über den Wolken

Die Vieh-Chroniken spielt vor den Ereignissen in The Book of Unwritten Tales. Das Prequel erzählt die Geschichte, wie sich Nate und das Vieh – für viele die Lieblingsgestalt aus dem ersten Teil – anfreunden. In unserer Präsentation konnten wir die ersten Eindrücke direkt aus dem Spiel mitnehmen. Zu den gezeigten Szenen gehörte unter anderem Nates erstes Abenteuer auf seinem Luftschiff Mary, das erst kürzlich in seinen Besitz überging, und die ersten Konflikte mit der Orc-Kopfgeldjägerin Ma'Zaz. Die Mary darf man diesmal nicht nur betreten – übrigens ist das Deck der fliegenden Fregatte ein erfreulich belebter Screen mit vielen Animationen und Partikeleffekten – man darf auch mit der Mary sprechen. Die hängt in Gestalt einer Galionsfigur in der Kapitänskajüte und ist gar nicht erfreut darüber, jetzt in luftiger Höhe dienen zu müssen, wo sie sich im Meer doch so wohl gefühlt hat.
In einer anderen, ebenfalls sehr viel versprechenden Szene, hängt Nate plötzlich kopfüber in der Eishöhle eines Yetis. Letzterer hat ein erstaunliches Geheimnis, das wir an dieser Stelle aber nicht vorwegnehmen möchten. Dessen Enthüllung könnte aber Quell einer interessanten Rätselkette sein. Natürlich lässt es sich King Art nicht nehmen, an dieser Stelle eine allzu nahe liegenden Star-Wars-Anspielung einzuflechten. Insgesamt will man aber weniger als bisher ganze Abschnitte als Hommage anlegen und mehr die eigene Geschichte in den Vordergrund rücken. Zahlreiche Zitate in den Details sollen natürlich trotzdem nicht fehlen.

Ich, du und wir

Das Spiel teilt sich in fünf Kapitel auf. Im ersten steuert ihr Nate, im zweiten kontrolliert ihr das Vieh und ab dem dritten Kapitel müssen beide ihre Kräfte vereinen. Dann gibt es immer wieder Abschnitte, in denen frei zwischen beiden Figuren hin- und hergesprungen werden kann. Gerade das Vieh-Kapitel hat sich als knifflig erwiesen, wie uns Jan Theysen verraten hat. Ohne die Möglichkeit, Dialoge zu führen, sei es gar nicht so leicht, dem Spieler klarzumachen, was eigentlich seine Aufgabe ist. Um sich auf diese Denkweise einzustellen hat er sich eigens Stummfilme angeschaut. Wie erfolgreich die Strategie war können wir noch nicht beurteilen, da wir das Vieh-Kapitel noch nicht angespielt haben.
In die Hintergründe hat man noch mehr Arbeit fließen lassen als noch im Vorgänger, das seinerseits schon absolut gelungene Bilder präsentierte. Obwohl so gut wie alles vorgerendert ist, wirken die Szenen weitgehend wie gemalt und versprühen sympathischen Comic-Charme. In der Tat waren in den Ausschnitten, die wir sehen konnten, sehr viele Details zu entdecken, wer Gefallen am King-Art-Stil gefunden hat, braucht sich also um Die Vieh-Chroniken keine Sorgen zu machen. Auch an der Inszenierung wurde gedreht. Augenfälligste Neuerung sind die actionreich choreografierten Rendervideos, die Schlüsselszenen peppiger rüberbringen als das in der üblichen Adventure-Totale möglich ist. Fertige Filme haben wir leider auch noch nicht gesehen, der grobe Rohschnitt einer Szene vom letzten Spielteil, in dem jede Menge Pinguine und diverse Viecher tragende Rollen spielen, zeigte aber bereits viel Potenzial.

Mann oder Maus?

Mehr erfahren konnten wir auch über die zwei Schwierigkeitsgrade. Ganz nach dem Vorbild von Monkey Island 2 dürft ihr nämlich zwischen einer leichten Variante, deren Schwierigkeitsgrad etwa dem ersten Teil entsprechen soll, und einer kniffligeren Variante für fortgeschrittenere Spieler wählen. Der Profimodus enthält teilweise komplexere Rätsel, passt jedoch auch andere Punkte an. So streuen die Charaktere in Dialogen weniger Hinweise, Gegenstände verbleiben auch nach der Benutzung im Inventar und die Hotspotanzeige wird standardmäßig deaktiviert. Letztere dürft ihr aber auch im schwierigen Modus wieder einschalten.
Auch Dialogrätsel können sich in den beiden Modi unterscheiden: In einem Fall muss Nate beispielsweise eine Reihe von richtigen Dialogoptionen wählen. Während im normalen Spiel auch mal ein oder zwei Fehler toleriert werden, muss in der schwierigen Variante alles genau sitzen.

*grunz*!

Es spricht also alles dafür, dass die Bremer Adventure-Experten die hervorragende Qualität des Vorgängers halten können. Die Spiellänge wird zwar deutlich geringer ausfallen, doch bei dem gewaltigen Umfang des Vorgängers und dem angepeilten Preissegment machen wir uns im Moment keine Sorgen um das Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn die vertraglichen Dinge also geklärt werden, dann können wir schon bald wieder in die abenteuerliche Welt von The Book of Unwritten Tales abtauchen.

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Sieht gut aus