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Vorschau

von  Michael Stein
02.01.2011
Baron Wittard - Nemesis of Ragnarok

Willkommen im Wittard Utopia

Als Journalist werden wir zum Wittard Utopia geschickt, einem Komplex, der von dem reichen Architekten Baron Wittard konzipiert wurde. Dabei handelt es sich um ein Areal, welches sowohl Wohnunterkünfte, eine Krankenstation, Schwimmbad, einen gemütlichen Innenhof mit Teich, einen Kindergarten und sonstige Einrichtungen unter einem Dach vereint. Die Anwohner in der näheren Umgebung berichten von seltsamen Vorkommnissen, denen der Spieler auf den Grund gehen soll. Das Gebäude ist in einem sehr schlechten Zustand, auf dem Gelände stehen Baumaschinen herum. Die Fenster und Türen sind vernagelt, überall liegt Schutt und zuerst ist kein Eingang zu finden. Über das Mobiltelefon erhalten wir einige Anweisungen unserer Assistentin, die darauf drängt, uns Zugang zu verschaffen. Nach einigem Suchen offenbart sich ein Weg durch die Kanalisation und einige Versorgungsschächte und kurz darauf finden wir ein ominöses Medaillon, durch welches der Geist Baron Wittards zu uns spricht. Unser von nun an permanenter Begleiter erzählt von einer dunklen Macht, die das Anwesen heimsucht und bittet uns, zehn Runensteine zu finden. Diese sollen auf Maschinen angewendet werden, die im Komplex verteilt sind, um diese Macht zu besiegen.

Gruselige Stimmung

Neben dem auch im inneren stark verfallenen Gebäude sorgen vor allem die düstere und geheimnisvolle Umgebung und die unheilvolle Musik von Anfang an für eine gehörige Gruselstimmung. Bereits in der Kanalisation erwartet uns eine Szene an einer elektrisch geladenen Tür, die den ersten Adrenalinschub auslöst. Hier stellen wir auch gleich fest, dass der Tod des Spielers nicht das Ende des Spiels zur Folge hat. Macht man einen tödlichen Fehler, kann man jederzeit weiterspielen, nachdem Baron Wittard uns ins Leben zurückgeholt hat. Dennoch verliert das Spiel dadurch nicht unbedingt an Spannung.

Wer suchet, der findet

Wie viele Adventures aus der Ego-Perspektive setzt auch Baron Wittard auf das Erforschen der Umgebung, ohne den Spieler mit der Nase auf die entsprechenden Lösungen zu stoßen. In den weitläufigen Arealen des Anwesens gibt es viel zu entdecken und das ist auch notwendig, denn Baron Wittard ist kein leichtes Adventure. Es warten einige, oft knifflige Knobelaufgaben auf den Spieler, wobei die Reihenfolge, in der diese erledigt werden müssen, nicht zwingend vorgegeben ist. An vielen Stellen im Spiel finden sich Hinweise, wie Apparaturen des verlassenen Komplexes in Gang gesetzt werden können. So muss zum Beispiel die Stromversorgung eines Aufzugs durch Aktivierung verschiedener Schaltungen wieder in Betrieb genommen werden, um höhere Stockwerke zu erreichen. Durch diese Art des Rätseldesigns wird die Spielwelt nach und nach erweitert und neue Bereiche können zugänglich gemacht werden. In einem nicht nur spielerisch interessanten Wikinger-Museum des Hauses finden wir die Erklärung der Symbole auf den Runensteinen, welche dann entsprechend ihrer Bedeutung an Maschinen benutzt werden müssen. Da das Spiel keine Hilfefunktion anbietet und auch Baron Wittard nur sehr wenige Informationen preisgibt, liegt es zumeist am Spieler, die Rätsel nicht nur zu finden, sondern auch ihre Funktion zu ergründen und sie letztlich zu lösen.

Solide Technik, aber immer schön langsam

Die weitläufige 3D-Umgebung des Anwesens ist gekonnt in Szene gesetzt. Die Texturen sind zwar manchmal etwas grob, insgesamt ist die Grafik aber stilsicher und kann das Gefühl eines verlassenen Gebäudes gut vermitteln. Überall liegt umgeworfenes Mobiliar herum und die Apparaturen und Installationen sind teilweise beschädigt, was den maroden Eindruck des Wittard Utopia gut verstärkt. Größter Kritikpunkt ist die gemächliche Fortbewegung und die teils etwas zu häufig vorkommenden Ladesequenzen. Hier wäre zu wünschen, dass die Entwickler vor der Veröffentlichung noch ein wenig an der Performance arbeiten. Aber auch ohne das Nachladen ist die Fortbewegung eher schleppend. Es dauert eine Weile, um von einem Punkt des Komplexes zum anderen zu kommen, was sich leicht negativ auf den Spielfluss auswirkt. Das Spiel wird komplett mit der Maus gespielt, wobei die rechte Maustaste dazu dient, zwischen zwei Modi umzuschalten; einem mit frei drehbarer Sicht, wobei sich der Cursor immer in der Mitte befindet und einem mit eingefrorenem Bild, bei dem der Cursor frei bewegt werden kann, um das Inventar am unteren Bildrand einblenden und benutzen zu können. In der drehbaren Sicht können wir uns fortbewegen, wobei die Punkte, auf die wir uns bewegen können, relativ nah beieinander liegen, was ab zu in eine Klick-Orgie ausartet. So steht zum Beispiel im Wikinger-Museum ein Brunnen, zu dessen Umrundung ganze 8 Klicks notwendig sind. Auch sind die Ausgänge nicht immer einfach zu finden, da die Hotspots etwas klein geraten sind. In der uns vorliegenden Version steht leider nur sehr wenig Hintergrundmusik zur Verfügung. Oft gibt es gar keine und wenn, dann ist sie nicht sehr variabel. Sprachausgabe ist nur wenig zu hören, die englischen Sprecher der Vorschau-Version verfehlen leider ihr Ziel durch unnatürliche Betonung und übertrieben langsame Aussprache. Es bleibt abzuwarten, was die deutsche Synchronisation zu bieten hat.

Ausblick:

Für Fans von First-Person-Horror-Adventures könnte Baron Wittard ein interessanter Titel werden. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass das Spielen eine gewisse Portion Geduld abverlangt und nur wenig Hilfestellung angeboten wird. Da die uns vorliegende Version noch nicht final ist, kann sich an den angesprochenen Kritikpunkten noch einiges ändern, vor allem wäre es wünschenswert, wenn die Performance und die Geschwindigkeit in der Fortbewegung noch verbessert werden würden. Auch eine Überarbeitung der Fortbewegungs-Hotspots könnte die Bedienungsfreundlichkeit aufwerten. Ansonsten macht das Spiel schon jetzt einen stabilen und fertigen Eindruck, atmosphärisch kann der Titel jedenfalls bereits überzeugen.

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Sieht gut aus