Kaum etwas bekannt war bisher über Life is Strange vom Remember-Me-Entwickler DontNod, das kurz vor der gamescom von Publisher Square Enix angekündigt wurde. Wir schlüpfen dabei in die Rolle der talentierten High-School-Studentin Max, die nach einer längeren Zeit fernab der Heimat in den Ort ihrer Kindheit zurückkehrt. Dort trifft sie auf ihre frühere Freundin Chloe, die inzwischen blaue Haare hat und zu einem rebellischen Teenager herangewachsen ist. Das ungleiche Duo findet sich zusammen, um das Verschwinden der gemeinsamen Freundin Rachel zu untersuchen.
Heavy Rain - Quick Time + Zeitmanipulation
Einordnen lässt sich der grafisch sehr ansprechende Titel im Bereich interaktiver Filme à la Quantic Dream - einer der präsentieren DontNod-Männer war sogar vorher an der Entwicklung von Heavy Rain beteiligt. Viele dürfte es aber freuen, dass die DontNod-Konkurrenz komplett ohne Quick-Time-Events auskommt. In der gespielten Szene konnten wir das Zuhause von Chloe besichtigen. Die halbstündige Spielsequenz endete in einer dramatischen Begegnung mit Chloes autoritärem Stiefvater, der eine seiner Waffen vermisste und zu allem Überfluss noch einen Joint in Chloes Zimmer findet, was ihn alles andere als milde stimmt. In der interaktiven Dialogszene haben wir beispielsweise die Wahl, in Gestalt von Max zu erklären, die Zigarette gehöre einem selbst, oder wahrheitsgemäß die Schuld auf die Freundin zu schieben. Eigentlich möchte man dem Vater aber ganz aus dem Weg gehen, anscheinend ist dieser nämlich von Hausbesuchen nicht besonders begeistert. So kann man sich, bevor er das Zimmer "stürmt", auch in einem Schrank verstecken. Dabei kommt das wesentliche Gameplay-Feature zum Tragen: Max kann in gewissen Grenzen die Zeit zurückdrehen und eine Situation noch mal von vorne durchleben. Endet die Szene auf eine dem Spieler unangenehme Weise, kann er sie zurückspulen und beim nächsten Mal andere Entscheidungen treffen. Es gibt allerdings nie die "korrekte" Spielweise, nur mehrere mögliche Alternativen. Das Zurückspul-Feature wird auch für kleinere Rätsel eingesetzt: Rutscht versehentlich ein Objekt hinter den Schrank, kann man beim zweiten Versuch erst eine Zeitung unter den Schrank legen, um das Objekt dann doch noch darunter hervorziehen zu können. Zu komplizierte Kopfnüsse darf man aber nicht erwarten, Life is Strange setzt ganz klar auf intensives und emotionales Storytelling anstatt auf Puzzles.
5 x 2 Stunden mit handgezeichneten Texturen
Das in Echtzeit-3D ablaufende Spiel hat einen sehr hochwertigen Look in kräftigen Farben. Alle Texturen der Welt wurden handgezeichnet. Das Ergebnis ist kein hyperrealistischer Flair wie beispielsweise bei Quantic Dream angepeilt, sondern ein zwar sehr detaillierter, aber doch künstlerisch gestalteter Stil. Die hervorragenden Animationen benutzen Motion Capturing. Einziges Manko war die starre Mimik und schlechte Lippensynchronität der Gesichter, die gerade bei einer emotionalen Handlung und tiefgründigen Charakteren zum ernsten Schwachpunkt werden kann - so schön der Rest auch gelungen ist. Hervorzuheben ist dagegen der exzellente Soundtrack mit gefühlvollen Songs, die passend eingesetzt werden. Life is Strange wird für PC, PS3, PS4, Xbox 360 und Xbox One in Form von fünf Episoden erscheinen, die jeweils etwa 2 Stunden Spielzeit bei einmaligem Durchspielen versprechen. Alle Varianten der durch viele Entscheidungen beeinflussbaren Kapitel hat man dann aber natürlich noch nicht gesehen. In welche Richtung sich die Geschichte dabei entwickelt, wollte man uns noch nicht im Detail verraten. Sicher ist aber, dass die mysteriöse Fähigkeit, die Zeit zurückzudrehen, weitere Facetten gewinnt und später vielleicht nicht mehr so segensreich wirkt wie am Anfang.
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