Plötzlich scheint es, als seien alle Farben aus der Welt gezogen worden. Inmitten einer weißen Wüste sind nur merkwürdige Steinquader zu sehen, die eine Art Thron bilden. In der Ferne zeichnen sich die Konturen eines größeren Gebildes ab, doch ansonsten herrscht gähnende, weiße Leere in dieser merkwürdigen Welt. Was ist das für ein Ort? Wie kommt man dort hin? Und vor allem: Wie kommt man von dort wieder weg? Kairo ist ein vielversprechendes 3D-Adventure aus der Egoperspektive, das den Spieler in eine mystische und einsame Welt entführt. Das Spiel stammt von Richard Perrin, der auch für The White Chamber verantwortlich zeichnet. Wie sich der Titel spielt, haben wir mit einer Alpha-Version herausgefunden.
Altehrwürdige Tempel
Zu Beginn des Spiels bleibt nichts anderes übrig, als durch ein weißes Nichts auf einen großen Tempel zuzugehen. Dort angekommen, betritt der Spieler eine Welt voller Rätsel und beeindruckender Architektur. Um dem Geheimnis dieses Tempels auf die Spur zu kommen, müssen zahlreiche Aufgaben gelöst werden, um den Weg tiefer in den Gebäudekomplex freizumachen. Dabei interagiert der Spieler stets direkt mit seiner Umwelt: Objekte werden verschoben, Symbole berührt und Platten auf dem Fußboden müssen in der richtigen Reihenfolge betreten werden. Was genau zu tun ist, erschließt sich aus der merkwürdigen Umgebung selbst, wenn diese aufmerksam beobachtet wird. Und zu sehen gibt es einiges: Satte Farben, nette visuelle Effekte und beeindruckende Gebäude. Allerdings bleibt die Welt in Kairo stets abstrakt: Wasserfälle bestehen aus grauen, viereckigen Teilchen, grüne Bäume sind aus eckigen, geometrischen Formen gebaut. Die durch die Grafik erzeugte Atmosphäre wird durch den dezenten Soundtrack und die angemessen gesetzten Geräusche sehr gut ergänzt. Die Umgebung wirkt einsam und geheimnisvoll, sodass die Frage, wo sich diese merkwürdige Welt befindet und wie man dorthin gelangt ist, immer deutlicher hervortritt.
Clevere Rätsel
Bereits diese erste Alpha-Version von Kairo überzeugt durch kreativ umgesetzte Rätsel. So gilt es zum Beispiel, den Weg durch ein Labyrinth zu finden, dessen Wände immer erst im letzten Moment aus dem Boden emporwachsen. Eine weitere Aufgabe besteht darin, vier Scheinwerfer auf einen bestimmten Punkt auszurichten und dabei das Problem eines defekten Antriebs zu lösen, der nach dem Anschalten nicht mehr zur Ruhe kommen will. Ist ein Rätsel gelöst, öffnet sich der nächste Raum oder eine Einblendung zeigt an, dass der gesamte Abschnitt gelöst wurde und darüber hinaus, wie viele Aufgaben in diesem Sektor noch verbleiben. Bleibt man einmal tatsächlich hängen, hilft ein eingebautes Hinweis-System, das erst zwei Tipps gibt und bei einem dritten Aufruf die Lösung verrät. Erfahrene Spieler werden diese Hinweise aber eher selten benötigen, da sich alle Rätsel durch logisches Denken und genaues Untersuchen der Umgebung lösen lassen. Zu leicht sind die Aufgaben deshalb aber nicht: Von recht einfachen Rätseln am Anfang steigert sich der Schwierigkeitsgrad noch zu mittelschweren Kopfnüssen.
Schnell unterwegs
Gesteuert wird Kairo wie ein Ego-Shooter oder die Spiele der Portal-Reihe: Die Tasten W, A, S und D dienen der Fortbewegung und mit der Maus wird der Blick ausgerichtet. Zusätzlich kann mit einigen Gegenständen per Mausklick interagiert werden und die Leertaste dient zum Springen. Geschicklichkeit ist in der Alpha-Version aber nicht gefragt und somit hat die Möglichkeit zu hüpfen keine direkte Funktion. Die Laufgeschwindigkeit ist angenehm schnell und kann durch Drücken der Umschalt-Taste noch beschleunigt werden.
Nicht ganz fertig
Die Alpha-Version vom Kairo enthält noch ein paar kleinere Fehler und Macken, die den Spielfluss allerdings nicht besonders einschränken. An einigen Orten wird die Steuerung der Maus verlangsamt und beim Sturz über die Level-Begrenzungen hinaus erscheinen merkwürdige weiße Gitter, die manchmal auch nach dem Zurücksetzen auf den Boden nicht verschwinden wollen. Zu guter Letzt erscheint der Kopf des Spielers an manchen Orten zu knapp über dem Boden. Ansonsten spielt sich bereits diese erste Version beeindruckend gut und flüssig und macht Lust auf mehr. Es ist wohl unwahrscheinlich, dass an dem ersten Spielabschnitt noch viel geändert wird. Insgesamt verbringt man etwa zwei bis vier Stunden vor dem PC, bis der erste Tempel gelöst und somit die Vorschau-Version vorbei ist. Nach Angaben des Programmierers werden in der finalen Version noch zwei weitere Tempel hinzukommen, der eine mit einer deutlich längeren Spielzeit, der andere etwa so umfangreich wie der bereits gezeigte. Das fertige Spiel soll noch in diesem Frühjahr erscheinen.
Fazit
Kairo lohnt definitiv einen Blick, besonders für alle Fans von Adventures in Ego-Perspektive. Durch die Steuerung ist die Wahrnehmung der Welt sehr direkt und deutlich action-geladener als klassische Point-and-Click-Titel. Die abstrakte Grafik und der gut gemachte Soundtrack sorgen für eine tolle Atmosphäre, die schnell Lust auf mehr macht. Wer möchte, kann das Spiel bereits jetzt für 8$ auf der Webseite des Entwicklers vorbestellen und erhält dafür sofort die Alpha-Version, um die Wartezeit zu verkürzen, und das fertige Spiel noch vor der offiziellen Veröffentlichung. Ähnlich wie bei einem Kickstarter-Projekt gibt es zusätzlich die Möglichkeit, die Entwicklung durch einen höheren Betrag zu unterstützen und als Dank eine Sammler-Edition des Spiels zu erhalten. Wir sind auf jeden Fall schon einmal gespannt auf das Ergebnis.
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