Die Zukunft der liebenswürdigen Pixelfüchsin aus dem 2015 angekündigten Point-and-Click-Adventure FoxTail galt für geraume Zeit als ungewiss. So scheiterten auch die damals ins Leben gerufenen Finanzierungskampagnen auf Kickstarter und Indiegogo wohl nicht zuletzt an den zu hochgesteckten Zielen des ukrainischen Entwicklers Artem Vodorez. Protagonistin Leah entpuppte sich aber als Steh-auf-Füchschen und durchstreift inzwischen bei Steam und GOG die Wälder. Eine Vollversion erwartet uns dort mitnichten, doch darf der interessierte Spieler die junge Frucht nun schon beim Gedeihen beschnuppern – denn Gingertips Game Studio lässt diesen jetzt dank Early Access dem Wachstumsprozess beiwohnen. Wir haben das erste spielbare Kapitel näher betrachtet und möchten euch unsere Eindrücke schildern.
Jüngst mit dem Zug angereist, begibt sich Fuchsdame Leah zum inmitten des Waldes gelegenen Haus ihrer Oma. Die Wiedersehensfreude ist groß und noch bevor das erste Wort gesprochen ist, schließt die betagte Fenja ihre nunmehr erwachsene Enkelin in die Arme. Jener Nachmittag ist bereits verplant, denn so Vieles gilt es nach all den Jahren aufzuarbeiten: In schönen Erinnerungen schwelgen, Großmutters Hähnchenpastete verkosten und dazu einen wohltuenden Kräutertee schlürfen. Zuvor jedoch ist Leahs Einsatz gefragt, die immerhin jung und bei Kräften ist. Daher obliegt es der stets hilfsbereiten Rotfüchsin, die für Fenjas Teemischung erforderlichen Zutaten einzuheimsen. Unterwegs verirrt sie sich in den Werkschuppen ihres verblichenen Großvaters, in dem manche Hinterlassenschaften seiner Person sowie einige sorgsam gehütete Geheimnisse verborgen sind.
FoxTail ist mit einem klassischen Point-and-Click-Interface ausgestattet, das sich deutlich am Vorbild der Kyrandia-Saga orientiert und in einem edlen, märchenhaft angehauchten Gewand präsentiert. Auch Opas altes Tagebuch begleitet unser Rotfellchen auf seiner Reise und wird fortan zur Niederschrift seiner persönlichen Gedanken zweckentfremdet. Allgemein stellt die Lektüre verschiedenartiger Dokumente ein wesentliches Gameplay-Merkmal dar. So klärt ein botanisches Lexikon den Spieler über Erkennungsmerkmale sowie die heilende Wirkung lösungsrelevanter Kräuter auf. Ein anderer Wälzer hingegen vermittelt ihm in aller Kürze die Schöpfungsgeschichte jener von antropomorphen Füchsen besiedelten Welt – und all dies auch in einer eloquenten deutschen Übersetzung, die zuweilen einige Rechtschreibfehler aufweist. Das Rätseldesign beschränkt sich überwiegend auf das Sammeln von Zutaten, mitunter ist ein Tauschhandel mit einer Katze oder einem Eichhörnchen notwendig. Um diese kleinen Etappenziele zu erreichen, sind aber durchaus teils knifflige Rätsel zu bewältigen, die in zukünftigen Kapiteln noch schwieriger ausfallen könnten.
Inspiriert wurde das ambitionierte Adventure von Klassikern wie Legend of Kyrandia, Erben der Erde oder Monkey Island, außerdem drängen sich Erinnerungen an die fantastischen Welten um Simon The Sorcerer auf. Inhaltlich zeigt sich Foxtail allerdings ruhiger und unscheinbarer. Bezaubernde, aus der Zeit gefallene Szenenbilder, die von brillanter Pixelkunst zeugen, entfachen beim Spieler Begeisterung. Selbiges gilt für das niedliche und gleichermaßen detaillierte Charakterdesign. Und doch zeigt sich vor allem an sämtlichen ins Spiel integrierten Feinheiten, wie selbstverständlich Artem Vodorez sein Handwerk beherrscht. Unzählige Animationen bereichern das Spielerlebnis: Libellen flattern über dem Teich, die Frösche quaken in trauter Zweisamkeit und Bienen bestäuben das Weidesüß. Selbst Leah bleibt ständig in Bewegung: Ihr langer, samtener Fuchsschweif schwankt unablässig umher, zudem blinzelt sie oder rückt gelegentlich ihren Rucksack in Position. Darüber hinaus wird jede getätigte Aktion mit solch einer geschmeidigen Animation belohnt, gleich anfangs die Umarmung zwischen Leah und Fenja: Herzerwärmend! Genauso authentisch fügt sich die rege Geräuschkulisse in das Geschehen ein, die wunderbar mit den zaghaften Klängen der ähnlich naturverbundenen Musikstücke harmoniert.
Das Abenteuer unserer flauschigen Heldin beginnt ebenso friedlich wie subtil, die Fassade scheint aber zu täuschen. Allmählich neigt sich die Geschichte zum Mystischen hin, wobei sich die Ereignisse keineswegs überschlagen. Trotzdem schwindet jenes anfängliche, harmonisch-heitere Spielgefühl ein wenig und die zunehmende Spannungskurve wird spürbar. Allerdings lässt sich bislang nur schwerlich erahnen, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln könnte – doch höchstwahrscheinlich dürfte Leahs Opa darin keine unbedeutende Rolle spielen.
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