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Vorschau

von  Jan "DasJan" Schneider
23.08.2018
Leisure Suit Larry - Wet Dreams Don’t Dry


Neben vielen Neuheiten hatte auf der gamescom 2018 auch ein altbekanntes Adventure-Urgestein sein Comeback: Larry Laffer bekommt mit Leisure Suit Larry - Wet Dreams Don’t Dry ein neues, gnadenlos klassisches 2D-Point-and-Click-Adventure im Comic-Stil spendiert. Diesmal wurde es allerdings nicht von Sierra-Legende Al Lowe geschrieben, sondern von dem der deutschen Adventure-Gemeinde wohlbekannten Falko Löffler. Und auch sonst wird der neue Titel von einem deutschen, mit ehemaligen Daedalic-Mitarbeitern angereicherten, Team produziert.

I bims, der Larry

Aber worum geht es überhaupt? In der gamescom-Demo, die das Einstiegs-Kapitel beinhaltet und damit gleichzeitig als Tutorial für Genre-Neulinge und Charakter-Einführung fungiert, waren Handlung noch linear und Rätsel zahm. Wir bekamen aber versprochen, dass sich spätere Kapitel weiter öffnen und mit mehr gleichzeitig begehbaren Locations auch kniffligere Herausforderungen warten.

Zurück in Lefty's Bar.

Das Spiel startet mit Larry Laffer, wohlgemerkt der Larry Laffer aus dem 1987er Ur-Larry Land of the Lounge Lizards, der wie damals vor Lefty’s Bar aus dem Boden gefahren kommt und feststellt, dass es sich zwar um die ihm vertraute Bar handelt, sich aber irgendwie etwas verändert hat. Tatsächlich ist er diesmal durch die Zeit gereist und im 21. Jahrhundert angekommen, weswegen er in der schmierigen Kneipe gleich auf eine Instacrap-Influencerin trifft, die den Laden wegen des amateurhaft gebrauten Craft Beers fälschlicherweise für einen Hipster-Geheimtipp hält.

Alsbald findet Larry den Prototypen eines unveröffentlichten PiPhones im Schmier der stinkenden Bar-Latrine, das den technisch überforderten Notizbuch-Nutzer mit seiner holographischen Assistentin um den Finger wickelt. Die fordert ihn auf, den Prototypen wieder im Hauptquartier des Telefonherstellers abzuliefern. Dort, in der Firmenzentrale der Apple-Parodie Prune, verliebt sich Larry jedoch unsterblich in die Assistentin des Rollkragenpulli-CEOs, die nur mit Leuten ausgeht, welche mindestens 90 Punkte in der Timber-App vorzuweisen haben. Und so ist eine neue Motivation geschaffen, mit so vielen Frauen wie möglich so viele gelungene Dates wie möglich zu absolvieren. Ob und wie Larry das gelingen soll? Wir sind gespannt…

Prune-CEO Bill Jobs lauert im Sarg - kein gutes Omen.

Liebevolle Comic-Grafik

Spielerisch bedient der Titel Fans klassischer Point-and-Click-Kost. Statt Innovation und Minispiel-Schnickschnack kommen Inventar- und Dialogrätsel auf den Tisch. Mitgeliefert werden sowohl englische als auch deutsche Sprachausgabe, wobei die deutsche Titelrolle an Philipp Moog vergeben wurde, der Feststimme von Ewan McGregor und Barney in How I Met Your Mother.

Die über 30 Szenen werden mit Liebe zum Detail, und jeder Menge Schlüpfrigkeiten, handgezeichnet. Über 30 Screens wurden in Übergröße und in 4K-Auflösung angefertigt. Zwischensequenzen werden in Form von collagenhaft animierten “Instacrap-Stories” erzählt. Musikalisch ist leider noch nicht klar, ob sich das einprägsame Jazz-Thema auch in dieser Inkarnation wiederfinden wird.

Just One More Thing

Doch jenseits aller technischen Eckdaten ist die brennende Frage natürlich: Wie entwickelt man im Jahr 2018 ein Leisure-Suit-Larry-Spiel, das zwar die schlüpfrigen Abenteuer des Amateur-Aufreißers fortsetzt, aber nicht den glücklicherweise überholten Altherrenhumor, die gerne unter den Teppich gekehrten homophoben Gags, und das unterirdische Frauenbild. Allein diesen Spagat zu versuchen, und sich dessen stets bewusst zu bleiben, ist jedenfalls schon mal ein mutiger Schritt.

Was bleibt ist der Sex. Zwar sollen auch andere Themen wie Gentrifizierung angeschnitten werden, ein Larry-Spiel dreht sich aber damals wie heute um den Sex. Es gibt anzügliche Gags am Laufband und jede Menge Objekte in Lost Wages sehen verdächtig nach Geschlechtsteilen aus. Was sich ändert, ist wie die Spielwelt auf Larry reagiert, denn die ist im 21. Jahrhundert angekommen. Und auch auf so manche Geschmacklosigkeit, die das Publikum in den 80ern noch weggelacht hat, verzichten die Entwickler nun.

Larry freundet sich mit den coolen Kids an.

Das heißt jedoch nicht, dass wir uns auf tiefgründige Frauenfiguren oder eine differenzierte Diskussion von Genderpolitik einstellen sollten. Figuren bleiben, egal welches Geschlecht, Klischees. Immerhin ist diesmal nicht jede potenzielle Dating-Partnerin vollständig mit dem Wort “Sex-Bombe” charakterisiert, sondern darf auch mal zum Beispiel “Influencerin” sein. Auch soll leidtragender der verschiedensten Gemeinheiten und Gags stets Larry sein, nicht die Frauen, und ganz klar wird auch niemandem, auch nur ansatzweise, etwas gegen seinen oder ihren Willen angetan.

Wie gut der schwierige Spagat den Entwicklern genau gelungen ist, das wird endgültig erst die Vollversion entscheiden, und selbst dann werden sich aller Voraussicht nach die Gemüter scheiden.

Baldiger Release

Nach einer beeindruckend kurzen Produktionsphase - erst letzten September hat die Vorproduktion begonnen - erscheint Wet Dreams Don’t Dry am 7. November. Andere Versionen als für PC und Mac mit deutscher und englischer Sprachausgabe sind noch nicht sicher, können aber durchaus passieren. Sammler freuen sich auf eine Limited Edition in einer großen Pappschachtel, und wenn der Titel gut ankommt wäre Entwickler Crazy Bunch durchaus aufgeschlossen, auch einen Nachfolger in Angriff zu nehmen.

Galerie
Trotz der kurzen Produktionszeit sieht der neue Larry beeindruckend sauber produziert aus und könnte rätseltechnisch ein Schmankerl für Fans von klassischem Point and Click werden. Das Ganze steht und fällt mit den schlüpfrigen Gags, die ein schwieriger Drahtseilakt sind und am Ende auf eine Geschmacksfrage hinauslaufen. Wet Dreams Don't Dry wird definitiv nichts für jeden sein. Ich persönlich habe bei einigen Witzen gut gelacht und musste mir bei anderen auf die Zunge beißen.
Wird vielleicht was