In The Coma 2: Vicious Sisters lehrt uns der südkoreanische Entwickler Devespresso Games erneut das Fürchten. Das Spiel ist der Nachfolger des recht populären Horror-Titels The Coma: Cutting Class - beziehungsweise dessen Neuauflage The Coma: Recut - und derzeit als Early Access bei Steam zu haben. Noch ist das Spiel nicht ganz fertig, aber wir konnten trotzdem schon mal einen kleinen Eindruck davon gewinnen, was uns Anfang 2020 erwartet. Um was geht's also?
In der Sehwa Highschool passieren merkwürdige Dinge. Einige Schüler begehen Selbstmord, andere fallen in einen komatösen Zustand. Der Grund: Die Schule ist ein Ort negativer Emotionen und schafft damit ein Loch zu einer Parallelwelt. Immer zur Blutmond-Nacht sind Übertritte in dieses finstere Zwischenreich möglich: Besonders gestresste Schüler fallen dafür in ein Koma und durchleben währenddessen einen Alptraum, in dem sie von ihrer Lehrerin durch die Gänge gejagt und getötet werden.
Wie schon sein Vorgänger ist auch The Coma 2 also eine bitterböse Gesellschaftskritik am koreanischen Schulsystem. Dabei schließt das Spiel direkt an der Vorgeschichte aus Teil 1 an. Dort begleiteten wir den 17-jährigen Youngho Choi. Nun ist seine Freundin Mina Park an der Reihe, die dem merkwürdigen Schicksal von Youngho auf die Schliche kommen will. Es dauert natürlich nicht lange, da fällt auch sie in die gespenstische Zwischenwelt. Diesmal ist aber nicht nur die Schule Teil der Geschichte: In Vicious Sisters verlassen wir das Schulgebäude und tauchen auch in die - nicht minder gruseligen - umliegenden Anwesen des Sehwa-Viertels ein.
Was sich zunächst wie klassischer Survival-Horror anhört, spielt sich gameplaytechnisch trotzdem eher wie ein Adventure und hat daher seinen Platz - wenn auch nah am Tellerrand - auf unserer Seite verdient: Zwar gibt es wie schon in Teil 1 regelmäßige Verfolgungsjagden zwischen dem Spieler und der bösen Lehrerin Dark Song, jedoch hat man selbst keine Waffe und muss dementsprechend auch nicht kämpfen. Stattdessen ist Schnelligkeit gefragt, indem man sich z.B. in Schränke oder unter Tischen versteckt oder ihr rechtzeitig ein Pfefferspray ins Gesicht sprüht. Tut man dies nicht, geht es der eigenen Lebensanzeige an den Kragen. Diese Jagdszenen sind aber nicht durchgehend, sondern immer wieder zu besonderen dramaturgischen Spitzen, so dass man die restliche Zeit einigermaßen ungestört die Szenen untersuchen, mit Hotspots interagieren, Inventarelemente kombinieren oder mit Charakteren reden kann.
Entspannt spielt sich die Coma-Reihe deswegen aber nicht: Devespresso schafft mit einer außergewöhnlich guten Soundkulisse und eine gigeresquen Szenerie voller verschrumpelter, gequälter oder verschmolzener Körper und Tentakelwesen eine sehr unheimliche Atmosphäre, in der auch keine Gelegenheit für Jumpscares ausgelassen wird - plötzliches Türratteln oder die klassische Hand hinter der Milchglasscheibe inklusive. Zusätzlich gibt es das ein oder andere Quicktime-Event, wenn man z.B. Luft anhalten muss, um nicht aufzufallen oder sicherzustellen hat, nicht von noch lebenden Dämonen am Boden oder greifenden Händen von der Decke erwischt zu werden. Kurz: Nichts für schwache Nerven und ein Grobmotoriker sollte man eher auch nicht sein.
Apropos Motorik: Auch wenn das Spiel im schönem handgezeichneten 2D-Look aus der Seitenperspektive daherkommt, es dabei eine sehr große Anzahl an Hotspots gibt und auf PC- und Mac-Systemen ein Mauszeiger verfügbar ist, funktioniert die Steuerung zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt über Tastatur via WASD. Ein klassisches Point'n'Click ist also nicht möglich: In der Regel steuert man Mina einfach auf den Gängen nach links und rechts. Passiert man ein Item, leuchtet darüber ein Aktionsicon auf, dass man mittels Aktionstaste bestätigen kann. Etwas ungewöhnlich ist gegenwärtig die Tatsache, dass man auch offene Türen oder Treppen immer mittels Aktionstaste durchschreiten muss. Man kann also nicht einfach mit W und S nach "hinten" oder "vorne" gehen. Das ist umso ungewöhnlicher, da man für das Betreten von neuen Ebenen die Aktionstaste ca. eine Sekunde gedrückt halten muss - im Zweifelsfall also wertvolle Zeit verliert. Das ist wohlgemerkt in der Early-Access-Version der Fall und der Entwickler nimmt hier auch weiterhin Feedback aus der Community entgegen. Die Marschgeschwindigkeit selbst hingegen lässt sich mit der Umschalt-Taste beschleunigen - denn dann läuft Mina, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit, da ihr dabei irgendwann die Puste ausgeht. So oder so ist klar: Das Spiel ist steuertechnisch eher auf die aktuellen Konsolengenerationen ausgerichtet. Weitere Funktionen beinhalten neben Sachen wie Inventar und Notizblock auch eine Übersichtskarte mit Hinweisen zu aktuellen Spielzielen, was bei den teilweise doch sehr großen Locations mit Dutzenden von Räumen durchaus hilfreich ist.
Spielerisch laufen die Aufgaben recht linear ab und werden gelegentlich durch Zwischensequenzen im Comicpanel-Look unterbrochen. Diese sind auch in Koreanisch einsynchronisiert, während es im Spielverlauf selbst nur Text gibt - diesen übrigens auch jetzt schon komplett in Deutsch. Da der zweite Teil vom deutschen Publisher Headup veröffentlicht wird, erwarten wir hier keine Mängel. Für den geübten Adventurespieler sollten die Puzzles übrigens kaum große Probleme darstellen: Man merkt dem Titel schon an, dass er trotz des adventureartigem Gameplays die eigentliche Herausforderung in der schnellen Reaktion in einer Gefahrensituation sieht. Dafür spricht auch, dass man - wie schon beim Vorgänger - immer nur an bestimmten Stellen im Spiel speichern kann und die Inventarslots begrenzt sind.
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