Hinter der kryptisch anmutenden Buchstabenfolge LKMAD verbirgt sich die aus Zypern stammende Entwicklerin Lydia Kovalenko, die mit Panmorphia ihr erstes 1st-person-Adventure auf den Markt brachte. iPad-Nutzer konnten schon im Dezember 2014 in das Spielgeschehen eintauchen. Zu Beginn dieses Jahres wurden auch Versionen für alle gängigen Betriebssysteme nachgereicht, sodass man das Abenteuer nun ebenso auf dem großen PC-Monitor unter Windows, Mac oder Linux erleben darf. Inwiefern uns dieser kleine Independent-Titel zu beeindrucken vermochte, soll der folgende Test verraten. Hierbei haben wir die neuere Windows-Variante begutachtet.
Dieses unberührte Paradies muss der Spieler vor dem Untergang bewahren.
Eine uralte Legende besagt, dass bis zum heutigen Tage in jeder Generation ein sogenannter Hüter geboren wird, dessen Geist mit dem Schicksal von Panmorphia, einer mystischen Parallelwelt, verbunden ist. Diesem ist die Fähigkeit vergönnt, die Gestalt einer jener Tierarten anzunehmen, welche die vier Elemente verkörpern. In Zeiten der Not wird ein solcher Nachkömmling in diese geheimnisvolle Welt entsandt, um deren natürliches Gleichgewicht wiederherzustellen. Hierzu dient ihm ein magisches Amulett, das die Elemente kontrolliert und zusammenhält. Dieses Kleinod bildet nun den Ausgangspunkt unserer Geschichte. Der gegenwärtige Hüter erblickt das kostbare Schmuckstück auf einer entlegenen Aussichtsplattform und erkennt bereits die drohende Gefahr im Lande Panmorphia: Keines der vier Elemente befindet sich an der ihm zugedachten Position. Rasch beschwört unser pflichtbewusster Held ein Portal herbei, welches ihn binnen weniger Sekunden in jenes idyllische Paradies geleitet.
Irgendwie sollte sich dieser Dornbusch entfernen lassen.
Panmorphia ist ein zutiefst friedfertiges Spiel, das immerzu von sanften musikalischen Klängen begleitet wird. Da diese allerdings kaum variieren und die eintönigen Melodien nicht allzu einzigartig scheinen, vermag diese märchenhafte Komposition auf Dauer sogar die Atmosphäre zu trüben. Obgleich diese nahezu meditative Stimmung den gesamten Spielverlauf über unverändert bleibt, wäre ein facettenreicher Soundtrack doch wünschenswert gewesen. Wesentlich positiver lässt sich hingegen die Grafik beurteilen, welche zunächst einmal Lydia Kovalenkos Verbundenheit zur eigenen Heimat zum Ausdruck bringt. Sämtliche Szenenbilder basieren nämlich auf Fotografien der Insel Zypern, welche durch gekonntes Rendern und lebhafte Animationen in einen magischen Ort verwandelt wurde. Diese unberührten Landschaften bestechen vor allem durch ihre ausgeprägt fröhliche Farbgebung, die sich meist in einer zauberhaften Blütenpracht offenbart.
Diese Statue wird dem Spieler Schnurrhaare und ein samtweiches Fell bescheren.
Wer sich große Herausforderungen erhofft, wird mit Panmorphia wahrscheinlich nicht glücklich werden. Es müssen Items angehäuft und klassische Inventarrätsel bewältigt werden, die dem Spiel noch einen gewissen Anspruch bescheren. Gelegentlich wird Aufmerksamkeit verlangt, etwa bei der Lektüre eines Gedichtes, das als Rezept für einen Zaubertrank fungiert. Der Spieler muss also enträtseln, welche Zutaten zu beschaffen sind. Überwiegend wird man aber mit simplen Puzzle-Sequenzen oder Geschicklichkeitsspielen konfrontiert. So muss man einen zerbrochenen Spiegel rekonstruieren, indem man die Scherben korrekt aneinanderfügt. Ähnlich muss mit den überall verstreuten Statuen verfahren werden, welche das Bildnis der Katze, des Fisches, des Vogels sowie des Menschen darstellen. Hierbei gilt es, die wabenförmigen Fragmente der Fotografie entsprechend zu drehen, damit die Bindung zu angrenzenden Bruchstücken sichtbar wird. Wurde eine Skulptur errichtet, kann der Spieler diese mit einem Schlüssel-Element aktivieren und damit in den Körper des jeweiligen Tieres schlüpfen. Dabei verändert sich einerseits die Perspektive, da man Panmorphia nun aus ungewohnten Augen betrachtet, und andererseits gelangt man dorthin, wo eventuell nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Auf sanften Pfoten erklimmt man mit Leichtigkeit die schmalen Äste eines hochgewachsenen Baumes und stöbert am Boden Dinge auf, die Zweibeinern meist verborgen bleiben. Als Vogel erheben wir uns hingegen in die Lüfte, um etwa ferne Gipfel zu erreichen. Da sich zudem kristallklare Flüsse durch Panmorphia schlängeln, wird auch dem Fisch seine Domäne zuteil. Damit erhält Panmorphia trotz des weniger überzeugenden Rätseldesigns eine recht originelle Spielstruktur, die sich auf eine Zeitspanne von bis zu drei Stunden erstreckt.
Ein weiteres Wabenpuzzle: Die abgebildete Statue muss reaktiviert werden.
Prinzipiell sollte die Steuerung keine Klagen verursachen. Mit einfachen Mausklicks werden Hotspots auf dem Monitor anvisiert oder jene hölzerne Truhe geöffnet, die unsere gesammelten Schätze beinhaltet. Darüber hinaus ist der namenlose Protagonist stets gut ausgerüstet und trägt schon zu Beginn eine Orientierungskarte bei sich. Jüngst besuchte Schauplätze werden dort unmittelbar hinzugefügt, sodass man die Marschroute im Auge behält und niemals ziellos umherirren muss. Ebenso ist diese Übersicht mit einer praktischen Hilfefunktion verknüpft, die manchen Spieler natürlich rasch zu verlocken droht. Sie lässt den Standpunkt, an dem die Aktion auszuführen ist, grell aufleuchten und liefert sofort exakte Anweisungen. Zusätzliche Erleichterung verschafft ein traditionelles Reisetagebuch, in dem der Hüter seine neuesten Erkenntnisse niederschreibt. Sofern man auf verdächtige Symbole oder aussagekräftige Worte stößt, die vielleicht auf einen Felsen gekritzelt wurden, wird diese Information unverzüglich ins besagte Journal übertragen. Prinzipiell sollte die Steuerung also keine Klagen verursachen. Wäre da nicht dieses allgegenwärtige unzumutbare Bonusrätsel, welches durch simple Bildschirmwechsel bedingt ist. Dabei lässt sich verschmerzen, dass Ausgänge nicht als solche gekennzeichnet wurden und man das unsichtbare Fleckchen intuitiv aufspüren muss. Leider zeigt das Spiel aber häufig noch keine Reaktion, wenn die entsprechende Koordinate bereits unzählige Male angeklickt wurde. So zweifelt der Spieler schnell an seinem Verstand und wundert sich, wenn es ihm dann doch irgendwann gelingt, sich aus der Szenerie zu quälen.
Feige gegen Element: Diese gefiederten Genossen wissen, wie man erfolgreich verhandelt.
Innerhalb der Masse unabhängiger Adventure-Titel kann sich Panmorphia gewiss nicht etablieren. So beschränkt es sich in sämtlichen Bereichen auf ein Mindestmaß dessen, was es hätte werden können. Die technischen Mängel erweisen sich dabei als besonderes Ärgernis, doch auch die lediglich bruchstückhaft erzählte Geschichte enttäuscht. Vielmehr handelt es sich um einen subtilen Vertreter seines Genres, der sich in allen Belangen an genügsame Gelegenheitsspieler richtet und folglich mit einer schlichten, aber liebevollen Präsentation und anfängertauglichen Rätseln aufwartet.
Mich ließ Panmorphia relativ unbeeindruckt zurück. Ich schätze zwar die Idee, das Abenteuer aus der Perspektive von Katze, Vogel und Fisch erleben zu können, doch schien mir die Umsetzung zu sehr auf die zugrundeliegende Technik bedacht. Die Geschichte verhielt sich seltsam spirituell und war auf das Wesentliche reduziert. Somit habe ich nie wirklich verstanden, was genau dieses Panmorphia überhaupt darstellen soll, geschweige denn, dass ich etwas über Kultur und Historie dieser merkwürdigen Dimension erfahren konnte. Und das hinderte mich letztlich daran, mit ganzer Hingabe in diese eigentlich recht hübsch ausgestaltete Welt einzutauchen.
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