Test

von  KSO
17.12.2001
Das Geheimnis der Druiden
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Das Geheimnis der Druiden entführt uns nach London. Einer Stadt, die wie jede andere Stadt auch nicht frei von schusseliger Polizeiarbeit ist. Das merkt auch an Detective Brent Halligan, in dessen Rolle wir schlüpfen. Der Fall der Skelettmorde muss wieder aufgerollt werden, da eine weitere Leiche gefunden wurde, obwohl der vermeintliche Mörder bereits im Kittchen sitzt. In sämtlichen Schlagzeilen wurde von den Gräueltaten berichtet. Man fand von den Opfern nur noch die Knochen, das Fleisch wurde fast komplett entfernt. So machen wir uns also an die Arbeit, wobei wir dabei so gut wie gar nicht von den lieben Kollegen unterstützt werden, dafür aber von Melanie Turner, einer Anthropologin, die wir dann teilweise auch spielen dürfen. So lüftet sich langsam der Schleier um ein uraltes Druidenritual, welches wohl vor Jahrhunderten begonnen wurde und nun beendet werden soll.

Lippensynchron

Wenn die Spielgrafik, die ganze Zeit so ausgesehen hätte wie in den ersten paar Sekunden des Intro-Dialoges mit dem Chef, wäre das Spiel wahrlich die reinste Pracht gewesen. Aber so bleiben uns die detaillierten Großaufnahmen der Gesichter und die lippensynchrone Sprachausgabe nur für die wenigen Zwischensequenzen vorbehalten. Zwar bewegt sich auch in der Ingame-Grafik der Mund der Charaktere auf und zu, aber von lippensynchron (wie auf der Packung angepriesen) kann nicht die Rede sein. Auch sonst wirken die Akteure leider etwas steif, was wohl sicherlich daran liegt, dass sie kaum animiert wurden. Dies war aber gar nicht mal so schlecht, denn allein schon unser Ego beim Rennen zu beobachten tut weh. Die daraus folgende problematische Darstellung beim Interagieren mit der Umgebung und den Gegenständen wurde dann gelöst, indem man uns Animationsfilmchen im Stile von „Messer fliegt durch die Luft und zerschneidet das Brot von alleine“ zeigt.

Die rund 50 Locations sehen dafür wirklich wunderschön aus, nur wirken sie leider völlig unbelebt, da anscheinend die ganze Stadt leergefegt ist und wir ganz alleine unterwegs sind. Es bewegt sich einfach nichts in den Hintergründen, weder Blätter noch Autos, noch sieht man andere Menschen, geschweige denn das uns Hintergrundgeräusche davon überzeugen, dass wir in einer lebendigen Umgebung sind. Die kantigen Helden heben sich auch leider nicht nur farblich, sondern auch konturentechnisch zu stark von den Hintergründen ab. Und – nebenbei bemerkt – mag es zwar unwichtig scheinen, wie die Charaktere gekleidet bzw. texturiert sind, aber wenn ich mir die Co-Heldin Melanie so ansehe, mit ihrem hellblauen Hemd, den dunkelblauen Hosen und den blauen Schuhen, möchte ich am liebsten schreiend aus dem Zimmer laufen.

Nerviges Dialogsystem

Gesteuert wird mit der Maus und der üblichen Routine: Ein Klick und unsereins läuft an die gewünschte Stelle. Fährt man über einen markanten Punkt oder Gegenstand, verändert sich der Mauszeiger und man kann dann entweder per Rechtsklick die Sache näher betrachten oder etwas per Linksklick mit ihr anstellen. Das Inventar befindet sich am unteren Bildschirmrand und klappt automatisch auf, wenn mit der Maus drübergefahren wird. Gegenstände lassen sich im gewohnten Drag-and-Drop-Verfahren miteinander kombinieren und das Dialogsystem ist auch einfach gehalten: Kann man mit einer Person sprechen, verwandelt sich die Maus in eine Sprechblase, und die Fragen und Antworten können unten aus den verschiedenen Vorgaben ausgewählt werden. Leider kann es vorkommen, dass man sich in eine Sackgasse redet und das Gespräch noch mal von vorne begonnen werden muss. Dass die alten Sätze dann nicht verschwunden sind, sodass man exakt Wort für Wort über die gleichen Sachen noch einmal reden muss, nervt natürlich sehr. Bei komplexeren Dialogen verliert man dann natürlich auch die Übersicht und die Atmosphäre geht völlig verloren. Was dem Spiel außerdem gefehlt hat, wäre die Möglichkeit gewesen Orte schnell besuchen und verlassen zu können, sodass man z.B. direkt durch die Tür weiter hinten geht, ohne extra durch den ganzen Bildschirm bis zu ihr hinlaufen zu müssen. Das fällt vor allem dann negativ auf, wenn man nicht weiter weiß und die verschiedenen Orte absuchen muss.

Keine Detektiv-Rätsel

Die Rätsel sind recht knackig gehalten, aber logisch im Lösungsweg. Wer allerdings hofft, bei diesem Spiel ein wenig Polizeiarbeit zu leisten und so die Morde aufklärt, der irrt. Oft bekommt unser Held nicht einmal die einfachsten Sachen gebacken oder uns werden Steine in den Weg gelegt, sodass wir uns mehr darum bemühen müssen, wie wir irgendwie telefonieren können, weil das Diensttelefon natürlich nicht funktioniert oder den Chef austricksen, damit er uns eine Unterschrift gibt. Es kann vorkommen, dass man zwar die richtige Idee hat, aber die falschen Gegenstände benutzt oder an die falsche Stelle klickt – oft ist Millimeterarbeit gefragt. Die ewig gleichen Repertoire-Antworten von Brent helfen einem meist auch nicht weiter, viel zu selten lässt er mal 'nen Tipp springen, wenn man auf dem richtigen Weg ist. Manche Rätsel fand ich auch so schwer (z.B. den Safe öffnen), dass ich stark bezweifle, dass diese ohne Hilfe zu lösen sind. Nicht umsonst wird auf der Packung auf die offizielle Seite mit dem Forum hingewiesen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Nicht wirklich übel, wenn man bedenkt, dass dies das erste große Spiel der Firma House of Tales ist. Aber vieles ist noch ausbaufähig und die Mängel sollten für den nächsten Adventure-Hit beseitigt werden. Es bleibt einem bei diesem Spiel immerhin netter Rätselspaß für einige Tage. Das einzige wirkliche Lob verdienen sicherlich die genialen Zwischensequenzen, die ich in solch einer Brillianz noch nie zuvor gesehen habe. Auch ist hervorzuheben, dass die Entwickler sich bemüht haben, fast jeder Figur Leben einzuhauchen, indem kleine Geschichten um sie herum eingebaut wurden. Man kann also ruhig mal einen Blick auf dieses Game werfen, auch wenn es nicht zu den besten seiner Art gehört.

KSO

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • tolle Zwischensequenzen
  • schwere Rätsel
  • verkapptes Dialogsystem
  • wenig Atmosphäre