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Test

von  Hans Frank
30.05.2003
The Sydney Mystery
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

The Sydney Mystery ist nicht nur ein klassisches Point & Click Adventure in der 1st-Person Perspektive. Es ist mehr. Ein Spiel das sich spielt wie eine Liebeserklärung an Sydney und an das Adventuregenre. Der Gründer von Twilight Software war bei der Produktion des Low Budget Titels für Story, Rätsel, Grafik, Musik & Sound und Programmierung verantwortlich, also für sehr große Teile der Entwicklung. Die Schauspieler im Spiel sind Amateure. Ob sich unter diesen Voraussetzungen trotzdem ein spannendes Adventure entwickeln lässt, soll dieser Test zeigen.

Die Story

Die Protagonistin des Spiels erreicht ihr Zuhause und erfährt, dass ihr Onkel verschwunden ist. Die Aufgabe ist es nun, ihn wiederzufinden und das Geheimnis, das über Sydney schwebt zu lösen. Der Onkel ist Privatdetektiv, der eigentlich schon im Ruhestand war aber doch wieder angefangen hat zu ermitteln. Die Polizei geht bei seinem Verschwinden von keiner Straftat aus. Man erfährt außerdem, dass Bombenanschläge in Sydney verübt werden, die die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen. Gibt es eine Verbindung zwischen den Anschlägen und dem Verschwinden des Onkels? Und wenn nicht, warum ist er dann Verschwunden und in welchem Fall hat er ermittelt? Mit diesen Fragen stürzt man sich ins Geschehen auf der Suche nach Hinweisen und Antworten.

Atmosphäre

Die fotografierten Orte (übrigens 17 Stück), die Hintergrundmusik, die Sprachausgabe, die Story - alle diese Faktoren sind ausschlaggebend für die Atmosphäre in The Sydney Mystery. Das Spiel schafft es, die Zeit zu vergessen und in der Story zu versinken. Auch die Ich-Perspektive trägt ihren Teil bei, da man nicht mehr als Nichte spielt, sondern viel mehr als man selbst. Auch die gefilmten Zwischensequenzen und Dialogszenen lassen immer tiefere Einblicke zu, die Charaktere wirken alle sehr echt wenngleich einige etwas oberflächlich sind. Es gibt allerdings auch Negativpunkte. Bei einigen Stellen ist die Story vorhersehbar und der Spielverlauf teilweise zu linear. Trotz der starren Grafik wird Sydney sehr lebendig dargestellt, und man hat nicht unbedingt das Gefühl, sich nur zwischen Fotografien hin und her zu bewegen.

Rätsel

Die Rätsel sind durchgehend einfach bis mittelschwer. Hauptsächlich geht es darum, die richtigen Gegenstände zu kombinieren, mit den richtigen Personen zur richtigen Zeit zu sprechen und die Orte gut zu erforschen. Die Rätsel sind bis auf wenige Ausnahmen logisch und durchaus unterhaltsam. Man kann nicht sterben und es gibt auch keine Sackgassen, in die man geraten könnte.

Steuerung

Die Steuerung erfolgt über einen etwas zu groß geratenen Mauszeiger in einer starren Ich-Perspektive. Es gibt auf jedem Screen verschiedene Hotspots mit denen man mit den Optionen Öffnen, Untersuchen, Nehmen und Unterhalten interagieren kann. Das Inventar ist direkt im Mauszeiger versteckt und man kann die verschiedenen Gegenstände durchklicken. Da die Anzahl der Objekte im Inventar nie zu groß wird, ist dies aber zu verkraften und nicht nervtötend. Man bewegt sich, in dem man sich einfach in verschiedene Richtungen durchklickt. Um die Orte zu wechseln, bedient man sich einer Übersichtskarte von Sydney, für die atemberaubende Luftaufnahmen verwendet wurden. Insgesamt ist die Steuerung als gelungen zu bezeichnen, da sie sehr einfach ist und keine lange Eingewöhnungsphase benötigt. Man kann sehr viele Gegenstände betrachten, was die Umgebung lebendiger erscheinen lässt.

Grafik

Die Grafik hat gute und schlechte Seiten. Alle Lokalitäten sind original in Sydney fotografiert (240 Fotos). Man bekommt unter anderem die Innenstadt, den Hafen, die berühmte Oper, Strände und sogar australisches Buschland zu sehen. Alle Fotografien sind qualitativ sehr hochwertig und die Perspektiven alle gut ausgewählt. In wenigen Fällen merkt aber leider, dass an den gleichen Orten zu verschiedenen Zeiten fotografiert wurde, da sich der Einfall der Sonne verändert. Negativ ist auch, dass Gegenstände die man ins Inventar aufnimmt manchmal auf anderen Screens noch zu sehen sind. Dies ist allerdings selten. Negativ an der Tatsache, dass alles fotografiert ist, ist natürlich, dass sich so gut wie nichts bewegt oder animiert ist. Außer den Charakteren im Bild ist alles starr. Man sieht aber sehr viel von Sydney und bekommt die Liebe Brendan Revilles zu dieser Stadt zu spüren.

Die Zwischensequenzen sind gefilmt, genauso wie die Dialogszenen, was sehr lebendig wirkt.

Musik & Sound

Hier kocht Twilight Software wohl eher auf Sparflamme, mit Ausnahme der Sprachausgabe. Die Musik passt zwar zum Spielverlauf, aber man überhört sie mit der Zeit einfach und würde sie wohl auch nicht vermissen, wenn sie nicht da wäre. Soundeffekte gibt es auch nur zu bestimmten Aktionen, und sind allgemein etwas spärlich verteilt. Sehr störend wirkt sich allerdings aus, dass die Hintergrundmusik an manchen Stellen lauter ist als die Sprachausgabe, so das es schwer wird, etwas zu verstehen. Einstellmöglichkeiten zur Lautsärke sind leider nicht vorhanden. Die Sprachausgabe ist für solch ein Low Budget Produktion gut gemacht. Allerdings hört man an einigen Stellen, dass direkt beim Filmen im Freien mit aufgenommen wurde. Man hört nämlich den Wind, was wohl auf die schlechte Ausstattung des Teams zurückzuführen ist. An einer Stelle am Meer geht das so weit, dass man den Charakter nicht mehr verstehen kann. Diese Aufnahmen hätten im Nachhinein wiederholt werden sollen. Eine andere Möglichkeit wären zuschaltbare Untertitel gewesen, die leider auch fehlen.

Lokalisation

Aus Kostengründen verzichtet Twilight Software derzeit noch auf eine Übersetzung vom Englischen in andere Sprachen. Macht aber nichts - die Sprachausgabe ist, wenn man ein bisschen Englisch kann, sehr gut zu verstehen und Text gibt es so gut wie keinen. Auch die beiliegende Anleitung beschränkt sich auf eine Seite, was also auch kein Problem darstellt. Vielleicht wird ein Dialogsystem integriert werden, dass auch eine deutsche Übersetzung der Texte zuließe, doch das steht noch in den Sternen.

Fazit

The Sydney Mystery ist ein qualitativ mittelwertiges Adventure. Es hat seine guten und seine schlechten Seiten. Das wichtigste ist aber, dass die guten doch etwas überwiegen. Es macht Spaß, Sydney zu erforschen und dem Geheimnis hinter den Anschlägen auf die Spur zu kommen. Auch die Wendung der Story am Ende des Spiels erwartet man nicht unbedingt. Und dafür, dass die Entwicklung nahezu von einer einzigen Person stammt, bekommt man weit mehr als man denken könnte.

Schade auch, dass die Spieldauer bei mehr oder weniger erfahrenen Spielern nicht mehr als 5 - 8 Stunden betragen sollte und so an zwei bis drei Abenden vorbei ist.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Wer ein bisschen Zeit und Geld übrig hat, für den ist The Sydney Mystery durchaus zu empfehlen. Man bekommt dafür ein paar Stunden spannende Unterhaltung und schöne Einblicke in das Leben in Sydney, einer Stadt die von diesem Spiel von vielen Seiten beleuchtet wird. Außerdem überraschen die Schauspieler, die hauptsächlich aus Freunden und Bekannten des Entwicklers bestehen, in ihrer Leistung.
Kaufen kann man das Spiel übrigens direkt auf der Website von Twilightsoftware für 24,95$ (enthält Versandkosten) und bei wenigen deutschen Versandhändlern. Ein fairer Preis also. Allerdings bekommt man auch nur einen beklebten, handelsüblichen CD-Rohling im Slimcase und eine kopierte, einseitige Anleitung.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • fotorealistische Grafik
  • reale Story
  • Atmosphäre
  • authentische Sprachausgabe
  • gefilmte Zwischensequenzen
  • starre Grafik
  • Soundfehler (Sprachausgabe)
  • zu kurze Spieldauer