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Test

von  Jan "DasJan" Schneider
23.11.2003
Baphomets Fluch 2 - Spiegel der Finsternis
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch
86%

Während Lure of the Temptress und Beneath a Steel Sky, die ersten Adventures von Revolution Software, zur Zeit ihres Erscheinens noch relativ unbeachtet blieben, gelang es den Briten mit Baphomets Fluch endgültig, auch einer breiten Masse zu beweisen, dass sie ausgezeichnete Adventures entwickeln konnten. Das Gesetz des Marktes verlangte natürlich bei solch einem Erfolg auch einen Nachfolger, und dieses Gesetz - man mag es kaum glauben - gilt auch in England.

Aus Templer mach Maya

Nach dem Happy End des ersten Teils musste George Stobbart Paris verlassen, doch zieht es ihn bald wieder in die schöne Stadt an der Seine. Doch als er ankommt und mit Nico einen Professor besuchen will, wird Nico entführt und George findet sich an einen Stuhl gefesselt und von einer giftigen Spinne bedroht in einem brennenden Zimmer eines unbekannten Hauses wieder. George wäre aber nicht George, wenn er sich nicht aus der Situation befreien könnte und sich auf die Suche nach seiner Liebsten begäbe.

Dabei folgt der patente Amerikaner nicht nur der Spur seiner Freundin, sondern geht auch dem Geheimnis eines mysteriösen Artefakts der Maya auf den Grund, das für die unvorteilhafte Situation der beiden verantwortlich ist. Die abenteuerliche Reise führt George und Nico von Paris in den Dschungel von Südamerika, eine karibische Insel und das verregnete London und vielleicht gelingt es dem schlagkräftigen Paar auch, ganz nebenbei die Welt zu retten...

Während Baphomets Fluch 1 noch tief in die Geschichte der Tempelritter einstieg und einiges Mitdenken vom Spieler erforderte bietet Teil 2 eher simple Maya-Mystik auf unterhaltsamem Bildzeitungs-Niveau. Einen Bildungsanspruch erhebt das Spiel damit nicht, auf der Suche nach leicht verdaulicher Kost ist man hier aber gut beraten, ohne gleich vom Geschichtshammer erschlagen zu werden. Für Spielspaß sorgt jedenfalls die geschickte Erzählweise, eine interessante wenn auch wenig tiefschürfende Geschichte und der trockene Humor des Protagonisten.

Neu ist die Möglichkeit, jetzt auch Nico steuern zu können. Nachdem George sie gerettet hat unternehmen beide getrennt voneinander weitere Nachforschungen. Wenn einer ein wichtiges Rätsel gelöst hat und ein Spannungsmoment erreicht ist, wird der Fokus zum anderen geschoben und die Spannung gehalten. So bleibt das Spiel immer interessant und es ist für eine Menge Abwechslung gesorgt - einen Nachteil hat diese Technik aber auch: Das Spiel musste dazu in viele Mini-Abschnitte zerlegt werden, die es insgesamt sehr linear und damit auch relativ leicht machen. Die vielen abwechslungs- und einfallsreichen Rätsel sind aber nicht zu unterschätzen und verdienen mehrheitlich das Prädikat "knifflig, aber nicht unlogisch". Dabei gibt es natürlich wie immer Ausreißer nach oben und nach unten.

Fest für die Sinne

Grafisch ist man von Baphomets Fluch höchstes Niveau gewohnt und im groben enttäuscht auch der zweite Teil das verwöhnte Auge nicht. Vor allem sind hier wieder die ausgezeichneten Animationen zu nennen. Für jede kleinste Bewegung gibt es unzählige Bewegungsphasen, die bis ins Detail tatsächlich auch gezeichnet wurden. Wo in anderen Adventures ganze Völkerwanderungen in einem Anflug von Symbolismus durch zwei kurze Plop-Geräusche repräsentiert werden, da sieht man in Baphomets Fluch 2 jedes Knopfloch durch den Wind wehen. Ob sich jemand bückt, setzt oder eine Tür öffnet - jede Aktion ist individuell animiert.

Bei den Hintergründen verfolgt Revolution weiter das Ziel, realistische Comicgrafik zu bieten. Grundsätzlich schaffen sie es auch wieder, hübsche und atmosphärische Grafiken auf den Bildschirm zu zaubern, alles wirkt aber ein Stück detailarmer als die Hintergründe aus dem ersten Teil. Ab und zu hat man den Eindruck, dass Bilder einfach schnell fertig werden mussten und nicht die Zeit da war, sie auf das Niveau von Teil 1 zu bringen. Wie auch schon im Vorgänger wird die Handlung gelegentlich von Zwischensequenzen unterbrochen, die feinste Comickost bieten.

Auch akustisch hält sich Baphomets Fluch 2 an seine Prinzipien: Musik, Soundeffekte und die deutsche Sprachausgabe spielen allesamt auf hohem bis höchsten Niveau. Angepasst an die entsprechenden Locations unterstützt die Musik gekonnt die Atmosphäre und findet während den End Credits sogar noch einen unerwarteten Höhepunkt.

Bleibt die Frage: Wie steuert sich das Spiel? Und auch hier die Antwort: Bestens! Die typische Steuerung vom ersten Teil wurde weitgehend übernommen, aber auch weiterentwickelt. Das Endprodukt kann sich sehen lassen, denn Baphomets Fluch 2 steuert sich erstaunlich glatt.

Sekt oder Selters?

Natürlich stellt sich die Frage, welches Spiel besser ist, Teil 1 oder Teil 2. Hierauf gibt es wohl keine eindeutige Antwort. Beides sind sehr gute Spiele, die den Schwerpunkt jeweils etwas anders setzen. Wer gerne eine besonders tiefe Story, komplexe Rätsel und viel Hintergrund zu den Templern haben will, spielt Baphomets Fluch 1. Wer etwas leichtere Adventure-Kost sucht, die aber auch spannend erzählt und sehr gut umgesetzt ist wird den Nachfolger besser finden. Der wahre Fan spielt sowieso beide Spiele und bildet sich seine eigene Meinung.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Baphomets Fluch gehört zweifellos zu den ganz Großen. Mir gefällt besonders die Mischung aus Realismus, Fantasy und das mystische Thema. Auch die Rätsel sind teilweise sehr einfallsreich.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Rätsel
  • Animationen
  • Interessante Story
  • Charakterwechsel
  • sehr linear
  • Musik könnte mehr