Test

von  feuer
24.07.2003
Das Geheimnis der Mumie
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Geschichten um den britischen 5-Sterne-Detektiv Sherlock Holmes bieten sich eigentlich geradezu aufdringlich für Adventure-Umsetzungen an. Schließlich sind Holmes'sche Kombinationsfähigkeit, ausgeklügelte und verschachtelte Geschichten und eine gehörige Portion Spannung eigentlich genau das, was ein gutes Adventure ausmachen. Dass man es dennoch falsch machen kann, beweist das neue 1st-Person-Adventure Das Geheimnis der Mumie von Frogwares, das von Wanadoo vertrieben wird.

Eine Freundin bittet um Hilfe

London, 1899. In einem Brief bittet die zukünftige Cousine Sherlock Holmes, den mysteriösen Tod ihres Vaters, ein ehrwürdiger britischer Lord und leidenschaftlicher Sammler antiker ägyptischer Kunst, aufzuklären. Das Anwesen der Familie, ein altes und mittlerweile verlassenes Landhaus, ist dabei der Ausgangspunkt und zugleich einziger Handlungsort der Nachforschungen. Was nach der Ankunft in der Eingangshalle aber eigentlich zu tun ist, wird nicht weiter erklärt, und so klicken wir uns auf gut Glück durch die einzelnen Zimmer. Das klappt dann auch ganz gut, die Rätsel sind recht einfallslos und auch so gut wie gar nicht in den Rest der Geschichte integriert.

Als wir weiter in das Haus vordringen, entsteht wenigstens kurz die Spannung, die eigentlich von Sherlock Holmes zu erwarten wäre, als wir durch ein Fenster den Schatten einer finsteren Gestalt über die Vordächer des Hauses huschen sehen. Auch die namensgebende Mumie spukt in regelmäßigen Abständen durch die verlassene Villa.

Bei der Durchsuchung der einzelnen Zimmer des Lords stößt man auch immer wieder über Notizen, Erinnerungen, Photographien und Sammelwerke, die auf das Leben des Verstorbenen hinweisen, seine vielen Reisen nach Ägypten beleuchten und auch die Rolle seiner Verwandten andeuten und näher ausführen. Wären da nicht diese schrecklich unmotivierenden Rätsel und eintönigen Zimmer zu durchsuchen, es könnte so etwas wie Atmosphäre entstehen.

Öde Grafik und fast keine Animationen

Die Grafik allein wäre schon ein Fall für Sherlock Holmes. Die Verantwortlichen dafür sollten auf jeden Fall aufgespürt werden... die verschwommenen und wenig überzeugenden Hintergrundgrafiken werden nach wenigen Minuten bereits langweilig, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass es wohl im gesamten Spiel fast keine Animationen gibt. Dies gilt auch teilweise für das erfolgreiche Durchführen von Rätseln. Wird zum Beispiel ein Bild zur Seite geschoben, ist im ersten Moment das Bild noch an seinem Platz, im nächsten ist es dann wie von Zauberhand geöffnet.

Der einzige Lichtpunkt in Sachen Grafik sind die anspruchsvollen Zwischensequenzen, die aber leider sehr selten und sehr kurz den Spielverlauf auflockern. Erst wenn das Spiel gelöst wurde, wird man mit einer etwas längeren Zwischensequenz belohnt, in der Sherlock noch einmal den Fall Revue passieren lässt und Ungereimtheiten aufklärt.

Nimm Buch, Verwende Buch mit Buch, Nimm Buch

Auch in Sachen Rätsel kann sich Das Geheimnis der Mumie nicht auszeichnen. Meistens beschränken sie sich auf das Aufsammeln von lose verstreuten Gegenständen, die später an einem anderen Ort eingesetzt werden müssen. Hin und wieder werden auch kombinatorische bzw. mathematische Rätsel eingeschoben, was wenigstens etwas Abwechslung bringt. Die meisten Aufgaben sind aber einfach nicht glaubwürdig und man merkt, das sich die Designer hier nicht wirklich die Mühe gemacht haben, um die Rätsel gut in die Geschichte einzubinden bzw. logisch zu erklären. Dies führt schnell zu Frustrationen und man wünscht sich, die Entwickler hätten genauso viel Zeit in die Rätsel investiert wie in die Ausarbeitung der Geschichte rund um ägyptische Mythologie.

Bei einigen Rätseln kommt dann auch noch ein unnötiger Zeitfaktor mit ins Spiel, der zwar immer großzügig bemessen ist, aber bei Nicht-erfüllen des Rätsels in Holmes Ableben endet. Es sollte also oft gespeichert werden. Warum es dann nur sechs Speicherplätze gibt, bleibt wohl auch ein Geheimnis der Mumie.

Gehe zu!

Die Steuerung ist im großen und ganzen gut gelungen. Durch einen Klick auf die Tasche links unten erreicht man das Inventory, über das man Gegenstände im Spiel oder miteinander verwenden kann. Daneben sammelt Sherlock, wie es sich für einen guten Detektiv gehört, sämtliche Briefe und Schreiben, die er im Laufe seiner Ermittlungen findet. Diese werden ihm beim Lösen des einen oder anderen Rätsels sehr nützlich sein. Minuspunkte gibt es aber auch hier: Wird zum Beispiel ein Gegenstand aus dem Inventar genommen, muss er umständlich wieder ins Inventar zurückgelegt werden, bevor man sich anderen Dingen zuwenden kann. Die Wegfindung durch die Zimmer des Landhauses ist ebenfalls sehr umständlich geraten.

Kein Denglisch

Auch bei der Lokalisation und Übersetzung wechseln sich positive und negative Punkte ab. Ein Lichtblick ist erstmal die beinahe vollständige Lokalisierung, sogar Grafiken wurden ins Deutsche übersetzt. Auch der Sprecher von Sherlock Holmes weiß zu überzeugen. Die anderen Sprecher sind leider nicht so gut getroffen worden. Das fällt aber nicht weiter auf, da dem Spieler nur eine Handvoll Personen begegnen, Multiple-Choice Dialoge gibt es gleich gar nicht.

Ende gut, alles...

Die Musik und Sounduntermalung passt sehr gut zum Rest des Spiels: nichts Aufregendes. Das Geheimnis der Mumie hätte ganz bestimmt das Potenzial für eine spannende Unterhaltung vor dem Monitor, aber das Konzept und Design wurde nicht sorgfältig durchgeführt, es fehlt an allen Ecken und Enden, und der Gesamteindruck nach der recht kurzen Spieldauer fällt daher nicht positiv aus.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Das Geheimnis der Mumie ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch ein Adventure aus mehr besteht als nur einer Geschichte. Durch die verkorkste Grafik, fehlende Animationen und die zusammenhangslosen Rätsel ist das Spiel nur all jenen zu empfehlen, die sich selbst als begeisterte Sherlock-Holmes-Liebhaber bezeichnen.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Sherlock Holmes
  • schön gerenderte Zwischensequenzen
  • nette Geschichte
  • verschwommene Grafik
  • fast keine Animationen
  • nur selten Musik
  • Rätsel passen nicht zur Geschichte