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Test

von  deepgames
26.01.2004
The Omega Stone
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Das Dreamcatcher-Brand "The Adventure Company" bringt mit "The Omega Stone" ein Rätsel-Adventure auf den Markt, bei dem es gilt, mystische Kulturen zu entdecken und zu erkunden. Wir haben uns die ausgemergelte Abenteuerhose und die Peitsche unter den Arm gepackt und sind losgestiefelt.

Hut auf, Indy!

Im zweiten Teil des bereits 2000 veröffentlichten Rätsel-Adventures "Riddle of the Sphinx" mit dem Namen "The Omega Stone" übernehmen wir im Auftrag des - etwas merkwürdigen - Archäologen Gil Blythe Geoffreys Entdeckungen in den mysteriösen Orten dieser Welt. Neben der Sphinx, bei der der Vorgänger von TOS endete, dem Bermuda Dreieck und Chichen Itza, einer Mayastätte, fehlt natürlich auch Stonehenge nicht in der Reihe von Orten, die wir besuchen können. Dabei halten wir immer Ausschau nach Schriftrollen oder wertvollen Scheiben, die alle ein noch viel größeres Geheimnis verbergen als ihre Heimatstätten.

Dabei benutzt TOS die klassiche Rätsel-Adventure-Ansicht: eine vorgerenderte 360 Grad 3D-Welt, durch die wir uns durch Mausklicks vor- und zurückbewegen können. Können wir etwas nehmen, bzw. benutzen, wird uns das in Form eines veränderten Mauszeigers angezeigt. Nehmen? Etwas nehmen? Ja, untypischerweise - zumindestens wenn man Spiele wie the 7th Guest oder Myst bei dem Wort "Rätsel-Adventure" vor Augen hat - besitzt dieses Spiel tatsächlich ein, teilweise sogar recht umfangreiches Inventar.

Als kleines "Bonbon" findet sich eine Kamera in unserer großen Abenteuer-Tasche, die es uns erlaubt, zwischendurch ein paar Schnappschüsse von Schriftrollen oder ähnlichem zu machen. Das ist äußerst hilfreich, wenn es um die Kombination von verschiedenen Schriftrollen zur Lösung von Rätseln geht und hätte mir im ein oder anderen Myst-Teil auch gut weitergeholfen.

Hätte ich doch nur meine Öllampe mit eingepackt...

Die Grafik ist - wie gesagt - vorgerendert und mit einer 360 Grad Rundumsicht ausgestattet. Die Umgebungen der einzelnen mystischen Orte sind recht detailliert und liebevoll gerendert - vor allem Stonehenge gefiel mir recht gut. Leider sind Objekte von weitem betrachtet sehr unscharf und schwammig und man denkt die meiste Zeit, man würde bei einer Auflösung von 320 mal 200 Pixeln spielen. Ausserdem gibt es an der ein oder anderen Stelle ein paar kleinere, logische Fehler, welche mir komischerweise immer bei solchen Spielen auffallen: Zum Beispiel ist unser Archäologen-Trailer bei Stonehenge innen komplett verchromt. Nur leider sehen wir nie unser Spiegelbild im Chrom. Vor allem bei der Anreise zu Stonehenge, bei der wir durch die teilverspiegelte Windschutzscheibe unseren eigenen Sitz - natürlich ohne Körper - sehen, fällt so etwas ins Gewicht und stört einfach nur den Gesamteindruck und zieht den Spieler manchmal ein wenig aus dem Spielgeschehen.

Außerdem ist es - vor allem in den unterirdischen Labyrinthen, welche bei dieser Art von Spiel natürlich nicht fehlen dürfen - immer recht dunkel. So kann es vorkommen, dass man wild die Maus über die Unterlage jagt, nur um zu suchen, wo der Mauszeiger sich wieder in ein Interaktionssymbol verwandelt. Das führt leicht zur Orientierungslosigkeit. Vor allem im letzten Drittel des Spiels, nachdem wir die düsteren Labyrinthe von Chichen Itza verlassen haben und uns in einem schrägen keltischen Areal befinden, sehen wir buchstäblich die Maus vor den Augen nicht. Das mindert den Spielspaß doch erheblich.

Höre ich da Maya-Gesänge?

Der Sound ist relativ gut den Umgebungen angepasst. In Stonehenge wird es recht ungemütlich und unheimlich, unter Wasser im Bermuda-Dreieck fühlen wir uns unangenehm eingeengt und im Mayatempel hören wir entfernte Geräusche. Dadurch wird eine recht angenehme Atmosphäre aufgebaut, die den Spieler unterhält und ins Geschehen zieht.

Sprache kommt relativ selten vor, aber auch da wirken die Stimmen nicht unangenehm. Sie sind zwar auch nicht ganz so professionell wie in anderen Spielen, aber das kennt man ja bereits von TAC-Games, leider.

Musik ist allerdings zum größten Teil fehl am Platz und wird nur punktuell eingesetzt, was das Spiel doch ein wenig still macht.

Du Sphinx?

Die Lokalisation ist zum größten Teil gelungen. Die Texte von Büchern, Aufzeichnungen, Notizen sind fast fehlerfrei übersetzt und auch die Sprecher sind den Personen - mal abgesehen von unserem treuen Fahrer - angepasst. Allerdings bekommt die gesamte Lokalisation bereits am Anfang einen gehörigen Dämpfer: Gil Geoffreys spricht mit uns in Form eines realen Schauspielers und irgendwie fühlen wir uns in schlecht produzierte "Dauerwerbesendungen" versetzt, denn der gesprochene Text mag nun so gar nicht an die Mundbewebungen des Schauspielers heranreichen. Gott sei Dank sind diese Szenen extrem selten im Spiel.

Benutze Artefakt mit Sandsäckchen

Die Rätsel in diesem Spiel sind durchwachsen. Die Rätselarten durchlaufen alle möglichen Typen: Es gibt natürlich eine Menge Logik- und Kombinationsrätsel, aber auch Inventarrätsel sind zu finden. Das macht Spaß und bringt Abwechslung.

Der Schwierigkeitsgrad hingegen geht von "kinderleicht" bis "hammerhart". Manche Orte wie die Osterinseln habe ich binnen fünf Minuten durchgespielt. Bei anderen - dem Mayatempel beispielsweise - hängt man Stunden davor, von einem Labyrinth durchs andere zu laufen und ein Schädel nach links, einen anderen wiederum nach rechts zu drehen. Manche Logikrätsel finde ich im LÜK-System wieder, andere könnte noch nicht mal mein alter Mathematiklehrer binnen dreißig Minuten lösen. Von daher ist es schwierig, den typischen Spieler dieses Spiels festzusetzen. Für einen Anfänger sind viele Rätsel viel zu schwer und es wird frustrierend, für den Profi sind die einfachen Rätsel viel zu leicht und es wird langweilig. Vor allem die ständige Dunkelheit, die ab der Mitte des Spiels herrscht, wirkt ermüdend und frustrierend auf den Spieler.

Wie war das nochmal, Herr Archäologe?

Ein Punkt, den ich hier auch kritisieren möchte, ist die doch etwas verwirrende Story. Am Anfang hört sich noch alles gut an, man weiß zwar leider nicht, warum man zu den einzelnen Stätten gehen soll und was man da überhaupt suchen soll, aber als alter Myst-Fan bin ich soetwas - zumindestens am Anfang - gewohnt. Gegen Mitte des Spiels wendet sich dann die Story und der geneigte Adventurespieler verliert den roten Faden. Wir fahren zu einem etwas schrulligen Lord, wissen aber nicht genau wieso überhaupt und werden dann auf einem Friedhofsähnlichen Areal von keltischen Priestern von einem Hubschrauber heruntergelassen, auf dem ein Turm steht. Wo und eventuell auch wann wir sind wird nicht erwähnt. Und wie das jetzt alles mit unseren vorherigen Funden zusammenhängt bleibt auch im Dunkeln.

Indy, was nun?

Im Ansatz ist "The Omega Stone" ganz passabel. Leider gibt es da doch den ein oder anderen Kritikpunkt. Zum einen wäre da die düstere Grafik, die, um so weiter das Spiel fortschreitet, immer dunkler wird, was zu Desorientierung und Frustration führen kann. Zum anderen wären da die viel zu leichten und viel zu schweren Rätsel, die das Gesamtbild trüben. Zum dritten verblasst während des Spielverlaufs die an sich deftige Story und verkommt zu einem tumben Rätsellösen, woran man nach ein paar Stunden die Lust verliert.

Alles in allem ist das Spiel jedem Fan von Rätsel-Adventures zu empfehlen, der ein paar Stunden Logikrätsel im Dunkeln lösen möchte. Er sollte aber schon das ein oder andere Adventure dieser Art gespielt haben und auch genug Routine im Lösen von Kombinationsrätseln haben, sonst wird es leicht frustrierend. Anfänger sollten lieber die Finger davon lassen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

The Omega Stone muss sich nicht vor den anderen Adventures seiner Gattung verstecken. Es reicht sicherlich weder grafisch noch von der Qualität der Rätsel an das große Vorbild Myst heran, hat aber einige kleine Features, die es besonders und spielenswert machen, wenn da nicht die unausgegorene Rätselauswahl, die düstere und unscharfe Grafik und die nicht nachzuvollziehende Story wäre.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Atmosphärische Grafik
  • passender Sound
  • Kamera-Funktion
  • Grafiken ab der Mitte des Spiels zu düster
  • Grafiken unscharf
  • Puzzles entweder zu leicht oder zu schwer
  • Story schwach