Evany, oder auch "The Crystal Key 2" genannt, knüpft relativ nahtlos an die Story des ersten Teils an, spielt jedoch zwanzig Jahre später. Der Spieler übernimmt die Rolle von Call, dem Sohn des Helden des ersten Teils.
Zur Erinnerung - Ozgar, das personifizierte Böse, wurde von der außerirdischen Rasse der Arkonier besiegt und ist nun verständlicherweise ziemlich sauer. Diesen Zorn lebt er nun, vertreten durch Erdbeben und andere Naturkatastrophen, auf der Erde aus. Die Aufgabe in diesem ersten Teil war es, Ozgar an der weiteren Zerstörung der Erde zu hindern, was letztendlich auch scheinbar gelang.
Schön und gut. Die Jahre gehen ins Land und die Bewohner des erdähnlichen Planeten Evany verhalten sich immer komischer. Stur gehen sie ihrer Arbeit nach, schauen nicht nach links, nicht nach rechts. Call, ein junger Bewohner, bemerkt die Veränderung seiner Mitmenschen, er selbst bleibt davon unberührt.
Er merkt, dass irgendetwas mit ihnen nicht stimmt, kann aber nichts dagegen tun. Eines trübseligen Abends sitzt er auf Evany, als sich in seiner Nähe ein Portal öffnet und ihm ein Mädchen entgegentritt. Kaum hat sie ihn angesprochen, wird sie auch schon von vermummten Gestalten zurück ins Portal gezogen, ihr Tagebuch und der vielbesprochene "Crystal Key" bleiben zurück.
Dem Tagebuch des Mädchens, welche den Namen Athera trägt, verrät Call, dass er nicht allein ist und dass auch andere Planeten von dieser komischen "Seuche" befallen sind. Calls Aufgabe ist also nun, zunächst einmal Athera zu finden. Auf seiner Suche findet er zudem hinaus, dass die Balialer, Verwandte des alten Erzschurken Ozgar, irgendwie mit dieser Sache zusammenhängen. Also liegt es an Call, seine Heimatwelt und alle anderen Planeten zu retten.
Das Spiel kommt auf zwei CDs, welche nach der Komplettinstallation (also Plattenplatz freischaufeln!) nur noch zum Starten benötigt werden. Nach der relativ simplen Installation finden wir in unserem Spieleordner das Evany-Symbol und starten das Spiel.
Nach den üblichen Logoscreens finden wir uns im Hauptmenü von Evany wieder, durch das wir dann ein neues Spiel starten oder alte Spiele laden können.
Im Intro erzählt uns Call von der Vergangenheit und den derzeitigen Geschehnissen auf Evany und wir sehen ihn betrübt am Straßenrand sitzen.
Nach dem Intro übernehmen wir die Rolle Calls im gewohnten "360 Grad Rundumblick und Point'n'Click"-Stil - Myst lässt grüßen. Am unteren Bildschirmrand finden wir unser Inventar wieder, welches im gesamten Spiel nie mehr als sechs bis sieben Objekte beherbergt. Aktionen oder Bewegungsziele werden durch eine Veränderung des Spielcursors angezeigt.
Von daher bietet Evany eine bekannte und robuste Oberfläche, bei der nichts fehlt.
Was im Spiel fehlt ist sicherlich der richtige Druck der Story. Diese fängt zu Beginn des Spiels sehr interessant an und man ist schon daran interessiert, was auf Evany passiert. Leider flacht das Ganze während des Spiels sehr ab und der Spieler dümpelt eigentlich nur zusammenhangslos von Puzzle zu Puzzle und die Lust am Spielen vergeht.
Dazu kommt noch, dass der Spieler auch nicht mit allzuschönen Bildchen versorgt wird. Die Umgebung ist grobpixelig, die Animationen - wenn welche vorhanden sind - ruckeln und integrieren sich schlecht in die Spielgrafik und die ein oder andere Farbe mehr hätte auch sicherlich nicht geschadet. Die Grafik erinnert an sehr frühe Myst-artige Spiele wie Raumschiff Titanic oder Return to Zork, die auch nicht grade durch ihre Grafik glänzten...
Wenn man mal von der Grobkörnigkeit und der Leblosigkeit absieht, sind jedoch die Charaktere ganz nett anzusehen, obwohl es hiervon nicht allzu viele gibt.
Zunächst zum Positiven: Der Sound ist recht angebracht und gut in die Szenen eingepasst. So klingt Metall auf Metall in einer verkommenen Industriestätte und Wasser schäumt an einem Strand.
Was sich die Entwickler allerdings bei der Musik gedacht haben, ist mir ein Rätsel. Wenn Musik vorhanden ist, ist sie dermaßen unpassend, dass man schon gewillt ist, den Ton auszuschalten. Selbst die Midi-Synth-Musik von früheren Spielen hatte da Besseres zu bieten!
Anders als in meinen früheren Tests von TAC-Spielen kann ich hier die Lokalisation nur lobend erwähnen. Hier wurden allerdings passende und einigermaßen professionelle Sprecher ausgewählt, die das zu sprechende gut interpretieren. Und das war bei alten TAC-Spielen nicht immer eine Selbstverständlichkeit!
Die Rätsel des Spiels, die durchaus nicht allzu übel sind, leiden doch sehr an der Ziellosigkeit des Spielers, die sich nach einiger Zeit aufgrund der fehlenden Story einstellt. So ist es manchmal äußerst schwierig zu erahnen, wo überhaupt Rätsel versteckt sind, geschweige denn wie deren Lösung aussieht. Außerdem zieht das ewige Herumgerenne zwischen den einzelnen Szenen die Spieldauer künstlich in die Länge. Allerdings muss man hierbei sagen, dass die Möglichkeiten, sich von Punkt A zu Punkt B zu bringen aufgrund der mannigfaltigen Transportmittel sehr interessant sind. Hier konnte Evany doch noch einen kleinen Pluspunkt erreichen.
Evany ist ein Spiel für die Art von Spieler, die Myst mag, ganz klar. Allerdings möchte sich ein Spieler, der Myst mag, auch Grafiken im Myst-Stil anschauen. Und hier mag doch Evany so gar nicht überzeugen. Da auch die anfangs gute Story zum Ende hin nicht überzeugt und die Musik einfach nur nervt ist es nur hartgesottenenen Spielern zu empfehlen, die wirklich jedes Spiel gespielt haben wollen.
Es ist TAC positiv anzurechnen, dass sie den Adventuremarkt oft bedienen. Das erhöht die Chance, neue Menschen für Adventures zu begeistern. Leider passiert das zum größten Teil nur mit Spielen minderer bis maximal mittlerer Qualität. Das schreckt sowohl den eingefleischten Fan als auch den Neuspieler ab. Ich wünsche mir von TAC noch viele Spiele, aber bitte etwas hochwertiger.
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