Vor einem knappen Jahr haben wir die ersten beiden Episoden des stückweise über das Internet vertriebenen Ego-Adventures Agon getestet. Da das Interesse trotz akzeptablem Preis-Leistungs-Verhältnis nur mäßig war, musste das Team verkleinert und die Arbeiten an Agon verlangsamt werden. Im September ist dann die dritte Episode "Pirates of Madagascar" erschienen, die man auf der Homepage der Private Moon Studios für knapp 10 Dollar erwerben kann. Wir haben uns auch den jüngsten Teil der Serie näher angesehen...
Wir erinnern uns: Der vom Spieler verkörperte Professor Samuel Hunt, der am Britischen Museum arbeitet, bekommt irgendwann im Jahre 1903 einen seltsamen Brief. Mit ein wenig Recherche im eigenen Museum stößt er wenig später auf ein viel größeres Rätsel, das sich über alle Kontinente erschreckt und ungeahnte Ausmaße annimmt. Irgendwie hat alles mit dem "Agon" zu tun...
In der zweiten Episode des Spiels beginnt der gebildete Mann dann seine abenteuerliche Reise um die Welt im kalten Lapland. Dort findet er letztendlich das erste Brettspiel, das Teil des großen Rätsels ist, und einen Hinweis darauf, wo sich die nächste Station seiner Reise befindet: Madagaskar.
Teil 3 der Serie führt den abenteuerlustigen Gelehrten vor die Küste von Afrika, auf die tropische Insel Madagaskar. Dort trifft man auf Eingeborene und einen ehemaligen Piraten, der sich auf der Insel zur Ruhe gesetzt hat. Letzterer erzählt von einem geheimnisvollen Schatz...
Was als erstes auffällt ist, dass die Entwickler im Gegensatz zu den ersten Episoden optisch noch einen drauflegen. Die Insel erstrahlt in kräftigen, warmen Farben, die Umgebungen, durch die man sich in üblicher Ich-Perspektive bewegt, sind detailreich gerendert und der Strand sieht nach Urlaub pur aus. Leider wirken viele Bilder mangels Animationen sehr statisch. Andere Charaktere und bewegliche Objekte wie zum Beispiel ein im Wind wehender Vorhang werden als Echtzeit-3D-Objekte in die Umgebung eingebettet. Das funktioniert nicht vollkommen nahtlos, sieht aber trotzdem erfreulich gut aus.
Spielerisch ist AGON etwas für Knobel-Freunde. Zwar gibt es auch einige gewöhnliche Inventarrätsel, diese bilden jedoch den Rahmen für ein größeres Über-Rätsel, das viele Elemente der Spielwelt zusammenführt und nicht mal eben in 5 Minuten gelöst ist. Spaß am Rätseln und ein paar Notizzettel sollte man da schon mitbringen. Einige Objekte hätten die Entwickler vielleicht weniger gut verstecken können und die vielen herumliegenden Bücher, von denen nur wenige für das Spiel wichtig sind, tragen zwar zur Glaubwürdigkeit der Spielwelt dar, machen Agon aber nicht unbedingt kurzweiliger. Auch das Urwald-Labyrinth macht schon beim ersten Mal nicht wirklich Spaß und erst recht nicht beim zehnten Mal. Immerhin hat Samuel Hunt in manchen Situationen einen kleinen Tipp parat, wenn man länger keine Fortschritte gemacht hat.
Richtige Musik ertönt nur selten, wenn sie dann aber zu hören ist, dann passt sie sich sehr gut in die Szenerie ein und verwöhnt die Ohren erfrischend gut. An den sonstigen Umgebungsgeräuschen und Soundeffekten gibt es nichts zu meckern. Während die englische Sprachausgabe noch sehr gelungen ist, zeugen die deutschen Untertitel von weniger Sorgfalt. In diesem Bereich unterscheidet sich die Madagaskar-Episode kaum von seinen Vorgängern.
Die Private Moon Studios haben zugelegt. Gerade optisch hat Episode 3 mehr zu bieten als London und Lapland und rätseltechnisch ist sie die bisher mit Abstand anspruchsvollste. Wer sich ohne Lösung an das Spiel begibt, kann durchaus über 3-4 Stunden damit beschäftigt sein, was den Preis von etwa 10 Dollar fair erscheinen lässt. Die Private Moon Studios sind ein kleines Team mit noch kleinerem Budget und dafür ist ihnen eine sehr beachtliche Leistung gelungen.
Bis auf die prinzipbedingte Spiellänge braucht sich Agon nicht vor vielen anderen aktuellen Adventures zu verstecken. Die Frage bleibt nur, wie lange die Private Moon Studios ihr Projekt noch fortsetzen können, wenn sich weiter so wenige Spieler dafür interessieren. Wer sich auch für die Episoden London und Lapland interessiert, findet mehr dazu in unserem Test vom letztem Jahr.
Schön zu sehen, dass Private Moon weiter an ihrem Projekt festhält und ständig Details verbessert. Auch wenn mich das Dschungellabyrinth und die vielen Bücher etwas genervt haben, war Agon 3 wieder mal eine interessante Abwechslung.
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