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  • Gooka: Das Geheimnis von Janatris

Test

von  Jan "DasJan" Schneider
05.04.2005
Gooka: Das Geheimnis von Janatris
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Im Jahr 1997 erschien das Adventure Gooka und genau wie das Ur-Nibiru "Posel Bohu" wurde es nie in einer anderen Sprache als tschechisch veröffentlicht. So blieb das Spiel von der westlichen Welt weitgehend unbeachtet. Jetzt hat der Entwickler Centauri Production den Nachfolger veröffentlicht und dieser hat mit Rebel Games (bhv) auch in Deutschland einen Publisher finden können. Wir haben uns das nicht ganz klassische Adventure genauer angesehen...

Aufwändige Rettungsaktion

Das Spiel entführt den Spieler in eine Fantasywelt des Autors Richard D. Evans, die auch einige Elemente aus dem Science-Fiction-Genre borgt. Gooka ist der Name des obersten Richters der Insel Parenti, in dessen Rolle der Spieler schlüpft. Er kehrt zu Beginn von einer langen Reise zurück und muss feststellen, dass sein Haus abgebrannt und sein Sohn Yorimar entführt ist. Seine Frau Lidra wurde bei dem Brand schwer verletzt und liegt im sterben, nur eine sehr spezielle Medizin mit exotischen Zutaten kann sie noch retten. Nun liegt es an Gooka, diese Zutaten zu finden und seinen Sohn aus den Fängen einer technologischen Überrasse zu befreien.

Auch für Fantasy-erfahrene könnte die Spielwelt zuweilen etwas gewöhnungsbedürftig wirken. Da gibt es gefährlich aussehende Schleimmonster namens "niesende Dagmar", einen Schiffskapitän, der "Kalender" heißt und eine seltsame Mischung aus Mittelalter-Optik, modernen Elementen (Batterie, Orgel) und Science Fiction. Wer sich darauf einlässt, lernt dafür ein paar gut ausgearbeitete und glaubwürdige Charaktere kennen.

Kämpfe mit Köpfchen

Das Gameplay von Gooka ist sehr vielseitig, vielseitiger sogar, als es bei klassischen Adventures normalerweise der Fall ist. Denn während diese sich auf gewöhnliche Inventarrätsel beschränken, schickt Gooka den Spieler zudem in zahlreiche Kämpfe gegen menschliche Gegner oder feindlich gesinnte Fantasy-Kreaturen. Die Adventure-Puristen brauchen das Spiel deswegen aber noch nicht gleich abzuhaken, denn ein Action-Adventure ist es dadurch nicht. Zum einen wird vor Kämpfen automatisch ein Spielstand angelegt, sodass im Todesfall kein Spielfortschritt verloren geht, zum anderen sind die Kämpfe ähnlich wie in Largo Winch rundenbasiert. Somit kommt es nicht auf flinke Finger an, sondern auf die richtige Taktik. So müssen verschiedene Angriffsarten mit und ohne Magie gegeneinander abgewägt werden, die Verwendung von Tränken und Kräutern klug eingeteilt werden und auch die richtige Balance aus Körper- und Geistesstärke spielt eine Rolle.

Wie in einem Rollenspiel, nur wesentlich weniger komplex, gehören zu den Charakteren ein paar Charakterwerte, die sich mit jedem gewonnenen Kampf verbessern und die Auswirkung auf die optimale Taktik haben. Leider ähneln sich die zu verwendenden Strategien bei vielen Gegnertypen, wodurch in kampfreichen Kapiteln gelegentlich etwas Langeweile aufkommt: Weniger Kämpfe wären hier mehr gewesen.

Actionsequenzen, in denen es auf die Geschicklichkeit des Spielers ankommt, gibt es so gut wie keine. Nur an einer Stelle wird dieses Talent gefordert - und die ist zum Glück recht leicht zu überstehen.

Von allem etwas

Natürlich bleibt zwischen den eher genrefremden Elementen auch Raum für gewöhnliche Rätsel. Das Inventar wächst schnell an, trotzdem bleibt der Schwierigkeitsgrad recht weit unten. Das liegt zum Beispiel daran, dass das Kombinieren von Gegenständen vereinfacht abläuft (es muss nur ein beteiligter Gegenstand angeklickt werden, der Rest geht automatisch) und ein nicht geringer Teil des Inventars aus Dingen wie Heiltränken, Geld und erbeuteten Waffen besteht, die für Rätsel nicht relevant sind. Leider wirken die Aufgaben an einigen Stellen etwas einfallslos, so müssen oft nur die Zutaten für eine Chemikalie oder eine Medizin eingesammelt werden.

Zu Inventarrätseln kommen noch ein paar logische Knobeleien und das ein oder andere Minispiel hinzu. So kann man sich beim Roulette ein paar Münzen dazuverdienen und einen Widersacher nimmt man im Würfelspiel aus. Einige Aufgaben sind optional, andere zum Weiterkommen notwendig. Lange Laufwege stören dabei nur im ersten Kapitel, später sind die Örtlichkeiten klein genug, um sich auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren zu können.

Auf der einen Seite ist es erfreulich, wie vielseitig sich das Gameplay von Gooka zeigt, auf der anderen Seite wird gerade dadurch auch klar, dass es eben doch nicht so komplex ist wie ein Rollenspiel. So wirken gerade die diesem Genre entliehenen Elemente, zum Beispiel die Möglichkeit, sich in verschiedenen Läden gegen Geld auszurüsten, etwas aufgesetzt und forciert. Die Gesamtgeldmenge kann nämlich nur an relativ wenigen Stellen verschieden ausfallen und so bleibt von der aus Rollenspielen bekannten Freiheit - und damit vom Wiederspielwert - eher wenig übrig.

Musik hui, Grafik pfui

Technisch sieht man dem Spiel an, dass nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung standen und besonders grafisch bleibt der Titel meilenweit hinter Vorzeige-3D-Adventures wie Uru zurück. Die im ganzen Spiel verwendete Echtzeit-3D-Grafik wirkt sehr kantig und die Texturen verwaschen. Gerade in großen Gebieten wie der Stadt zu Beginn wirkt die Architektur sehr grob. Immerhin sind die Charaktere trotz relativer Polygonarmut recht ausdrucksstark. Auch die häufigen Zwischensequenzen werden in Spielgrafik dargestellt. Die Animationen wirken im Rahmen der Möglichkeiten der Engine ordentlich, auch wenn ein The Westerner hier schon ein ganz anderes Niveau vorgelegt hat. Immerhin werden so gut wie alle Interaktionen mit der Umwelt auch durch Animationen umgesetzt.

Musikalisch kann sich Gooka da besser behaupten. Zwar spielt hier keine echtes Orchester die Melodien ein und Ohrwürmer kann das Spiel auch nicht vorweisen, aber die Musiken passen sehr gut ins Spiel und erzeugen im richtigen Moment die richtige Atmosphäre. Sei es Gefahr, Fröhlichkeit oder karibisches Flair, sowohl ingame als auch in Zwischensequenzen sorgt die Musik für Stimmung. Auch die Geräusche passen und die deutsche Lokalisation von Rebel Games kann zumindest akustisch überzeugen. Bei Tonstudio und Sprechern wurde hier nicht gespart, nur die Übersetzung der Texte hakt an der ein oder anderen Stelle. Im Großen und Ganzen wurde bei der Lokalisation aber gute Arbeit geleistet.

Fazit

Ein facettenreiches Spiel haben die Tschechen da abgeliefert, das trotz der Anleihen insbesondere aus dem Rollenspielbereich noch guten Gewissens als Adventure bezeichnet werden kann. Leider hat es dessen Komplexität nicht übernommen und so dürften erfahrene Spieler in weniger als 10 Stunden den Abspann sehen. Wer schicke Grafik und durchgrübelte Nächte von einem Adventure erwartet, sollte bei anderen Titel zugreifen. Experimentierfreudige Fantasyfans finden mit Gooka eine ordentliche Überbrückung bis zum nächsten Toptitel.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Gooka war durchaus interessant und erfrischend anders, doch bleint dem eher kleinen Spiel leider kein Raum, um sich in die großen einzureihen. Ich hätte mir eine komplexere Story gewünscht und mehr klassische Rätsel. Die zahlreichen Kämpfe waren auf Dauer zu monoton. Gefreut hat mich die Kameraführung, die immer das zeigte, was ich sehen wollte.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Vielseitiges Gameplay
  • Stimmungsvolle Musik
  • Überzeugende Charaktere
  • Mäßige Grafik
  • Monotone Kämpfe
  • Lange Laufwege zu Beginn
  • Teils einfallslose Aufgaben