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Test

von  silly
21.03.2005
Nibiru - Der Bote der Götter
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Man nehme eine Portion Geschichte aus dem Dritten Reich, kombiniere das Ganze mit einer Außerirdischen-Theorie, verfeinere es mit einer Prise Indiana Jones und garniere das Ergebnis zu guter Letzt mit einem Schuss MacGyver – fertig ist die Geschichte für ein Abenteuerspiel, das den Spieler quer um den Globus reisen und viele Rätsel lösen lässt.

So einfach ist das Spielgeschehen bei Nibiru natürlich nicht, dennoch gehören oben genannte Elemente zu dem neuen Adventure aus der Spieleschmiede der Prager Jungs von Future Games. Bereits 1998 war das Spiel unter dem Namen Posel Bohu ("Der Götterbote") in tschechischer Sprache erschienen, nun wurde es neu aufgelegt.

Expedition ins Ungewisse

In Nibiru schlüpft man in die Rolle von Martin Holan, einem 32 Jahre alten Studenten, der in Paris die Fächer Archäologie und Linguistik studiert. Eines Abends bittet ihn sein Onkel Francois de Vilde zu sich in seine Villa, er habe ihm eine wichtige Mitteilung zu machen. Dort angekommen erfährt Martin von seinem Onkel, dass bei Bauarbeiten zu einer Autobahn in Westböhmen ein alter Tunnelkomplex gefunden wurde, in dem die Nationalsozialisten während der letzten Kriegstage geheime Unterlagen über Kriegsprojekte und Forschungsarbeiten gelagert haben sollen. Unter anderem sollen sich auch Informationen über das deutsche Kriegsprojekt Nibiru, mit dessen Hilfe die Nazis an die hoch entwickelte Technologie der alten Sumerer gelangen wollten, in der Mine befinden. Den alten Sumerern zufolge soll es in unserem Sonnensystem einen bisher unbekannten, einen zwölften Planeten (Mond und Sonne sind dabei als Planeten mitgezählt) geben, der Nibiru genannt wird. Etwa alle 3600 Jahre, wenn der Planet seine größte Nähe zur Sonne erreicht hat, soll es auf der Erde zu so genannten Kataklysmen, wie etwa sintflutartigen Überschwemmungen oder Erdbeben, mit immenser Zerstörungskraft kommen. Einige Sagen gehen sogar davon aus, dass Nibiru der Ausgangspunkt der Entstehung der Menschheit und eine uralte Quelle der Macht sei.

Francois de Vilde bittet seinen Neffen sich dieses Tunnelsystem genauer ansehen und zu diesem Zweck fliegt Martin auf direktem Weg nach Prag. Er soll dort auf der Karlsbrücke Barbora Kanska treffen, eine Kontaktperson die sein Onkel näher kennt, sie soll Martin mit einer Zugangsberechtigung und weiteren Informationen zur Ausgrabung versorgen. Doch Barbora erscheint nicht. Verwundert macht sich Martin auf den Weg zu ihrem Wohnhaus und muss dort eine grausame Entdeckung machen: Barbora liegt in der Badewanne: tot!

So langsam dämmert es Martin, dass die Sache nicht ganz so ungefährlich ist, wie es zunächst den Anschein hatte. Und tatsächlich sind all jene mit denen Martin anfänglich zu tun hat nicht sehr hilfsbereit. Trotzdem gelingt es dem Helden recht bald auf den Spuren der Geschichte des Dritten Reichs in besagtes Tunnelsystem zu gelangen.

Altbewährt: Die Steuerung

Wie auch bei dem Halbbruder Black Mirror steuert man in Nibiru die Hauptfigur per Maus. Dabei benutzt man die linke Maustaste um Dinge anzusehen oder zu nehmen, die rechte Taste hingegen um Gegenstände genauer zu untersuchen. Der Mauszeiger ist in schlichtem Weiß gehalten, schimmert jedoch bronzefarben, sobald man über eine Stelle fährt, bei der es sich lohnt, sie genauer unter die Lupe zu nehmen. Pixelhunting ist bei Nibiru ein absolutes Fremdwort. Zwar muss man bisweilen nach dem ein oder anderen Hotspot suchen, doch meist sind diese recht offensichtlich und logisch angeordnet. Um schnell von einer Szene in die andere zu gelangen genügt ein Doppelklick und per Ab- und Aufblende landet man am gewünschten Ort. Das spart Zeit – sowohl Warte- als auch Entwicklungszeit, denn Martin Holan ist nicht in der Lage schnell zu laufen. Selbst dann nicht, wenn man ihn mit einem beherzten Doppelklick dazu auffordert. Gott sei Dank sind die Stellen, an denen Martin gemütlich durch die Landschaft schlendert, sehr selten. Manchmal wirkt der gemächliche Gang aber auch recht grotesk, zum Beispiel wenn Mr. Holan sich kurz vor einer Sprengung mit Dynamit in Sicherheit bringen will und sich zu diesem Zweck langsam um die nächste Ecke trollt.

Sollte man mal den Überblick über mögliche Ausgänge einer Szenerie verloren haben, genügt ein Druck auf die TAB-Taste, die sofort alle Möglichkeiten zeigt, in welche Richtung man den Bildschirm verlassen kann.

Details satt: Die Grafik

Nachdem Black Mirror auch grafisch ein voller Erfolg war, was liegt da näher als die gleiche Engine in verbesserter Form zu verwenden? Die Auflösung wurde um die Bildschärfe zu verbessern auf 1024x768 erhöht, was grafische Effekte wie Regen, Sonne und unterschiedliche Tageszeiten stimmungsvoll in Szene setzt. Schön anzuschauen sind rauchende Schornsteine, um Lampen flatternde südamerikanische Motten und vorbei fliegende Vögel. Mit viel Liebe zum Detail wurden Städte wie Prag, malerische französische Fischerorte oder der südamerikanische Regenwald gestaltet. Manchmal hätte man sich allerdings mehr Leben in den Hintergrundbildern gewünscht. Und auch mal eine andere Dame, die in dem französischen Örtchen immer genau dann entlangschlendert, wenn man selber um die Ecke biegt. Die gerenderten Zwischensequenzen schneiden im Vergleich zu den detaillierten Hintergründen weniger gut ab. Von ihnen gibt es allerdings auch nicht allzu viele – oftmals bleibt der Bildschirm schwarz, während Martin im Off weitererzählt. Zwar hört man ihm gerne zu, dennoch hätte man sich hier und da ein paar zusätzliche Illustrationen gewünscht. Die 3D-Charaktere sehen zwar deutlich besser aus als in Black Mirror, trotzdem wirken sie recht steif und hölzern. Auch sind die Figuren während der Dialoge nur weit entfernt zu sehen, manchmal wären auch hier mehr Details wünschenswert gewesen. Auffallend ist auch, dass Martin Holan offenbar nur eine Handbewegung beherrscht. Wenn er kleinere Gegenstände greifen und benutzen soll, bleibt seine Hand oftmals leer.

Klingt gut: Der Sound

Nibiru überrascht mit einem sehr effektvollen Atmo-Ton und sparsam eingesetzter Musik, die jeweils so gut in das Spielgeschehen passt, dass sie niemals stört aber doch immer eine passende Stimmung schafft. So umfasst das Musikrepertoire sowohl Gitarrenmusik in Prag oder auch südamerikanische Klänge in Mexiko. Sämtliche Geräusche sind äußerst professionell vertont worden, lediglich in dem Tunnelsystem in Westböhmen wäre ein wenig mehr Hall sehr passend gewesen.

Absolut überzeugend ist die deutsche Sprachausgabe von Nibiru. Ausnahmslos jeder der 35 Charaktere ist mit einer markanten und passenden Stimme ausgestattet worden. Neben der deutschen Stimme von Matt Damon, der Martin Holan sehr überzeugend vertonte, verleihen zum Beispiel auch die deutschen Stimmen von Doug, Carrie und Arthur aus der beliebten Sitcom "King of Queens" den Figuren phonetisches Leben.

Für jeden etwas: Die Rätsel

Die Rätsel, die einen bei Nibiru erwarten, sind nicht sonderlich schwer und mit ein bisschen Nachdenken und Ausprobieren kann man sie nahezu ausnahmslos alle selber lösen. Damit entfällt lästiges Rumlaufen oder Suchen; im schlimmsten Falle sogar der Griff zur Lösung, den eingefleischte Adventure-Spieler ja gerne vermeiden. Außerdem ist Nibiru damit ein ideales Spiel für Einsteiger oder Gelegenheitsspieler.

So entsprechen einige der Aufgaben guter alter Adventuremanier, andere hingegen sind einfache Botengänge oder Tauschgeschäfte. Dank klarer Anweisungen weiß der Spieler allerdings immer genau, was er zu tun hat und hat zu keiner Zeit das Gefühl festzustecken oder auf eine höhere Eingebung warten zu müssen. A propos warten: Zeitspannen sind in Nibiru sehr elegant überbrückt, eine tickende Uhr im oberen linken Rand des Bildschirms zeigt den Zeitfortschritt an, während das Bild für einige Sekunden starr stehen bleibt. Sogar diverse Rätsel müssen im Kampf gegen die Uhr gelöst werden, da muss man einige Male einen kühlen Kopf bewahren.

Gegen Ende des Spieles werden die Rätsel ein wenig schwerer, bestehen allerdings zu einem großen Teil aus Schieberätseln. Die ein oder andere schwerere Nuss gilt es zu knacken – aber auch hier kommt man mit ein bisschen Rumprobieren zum Ziel. Die Spieldauer lässt sich bei ca. 12 - 15 Stunden festmachen, Adventurecracks und kluge Köpfe schaffen es eventuell sogar noch schneller.

Die another day: der Spielverlauf

Was relativ ruhig und harmlos beginnt, ändert sich bei fortschreitendem Spielstand. Nibiru nimmt einige überraschende Wendungen und im Laufe der Geschichte merkt Martin, dass er sich ernsthaft in Gefahr befindet, da ihm einige finstere Gestalten auf den Fersen sind. Und die schrecken auch nicht davor zurück unseren Helden schlicht und einfach zu liquidieren. Aber keine Angst: sollte man sterben, muss man sich nicht mühsam vom letzten gespeicherten Spielstand wieder voranarbeiten, sondern setzt direkt vor der kniffeligen Szene neu an.

Happy End

Die Story von Nibiru ist flüssig und rund, wenngleich das Ende ein wenig abflacht und doch ziemlich vorhersehbar ist. Trotzdem bleibt es bis zum Schluss spannend und man sitzt gebannt vor dem Bildschirm um zu erfahren, wie Martin Holan schlussendlich die Reise mit ihren vielen Gefahren und Überraschungen übersteht. Mit Nibiru haben Future Games wieder einmal ein gelungenes, rundes Adventure produziert, dass zu keiner Zeit Langeweile oder Leerläufe im Spiel aufkommen lässt.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Nibiru ist für mich ein rundrum gelungenes Spiel, das mich zwei Abende buchstäblich an meinen Rechner gefesselt hat. Ein wenig traurig war ich, als dann der Abspann über den Monitor flimmerte. Gerne hätte ich noch ein wenig mehr Zeit mit Martin Holan verbracht. Die Story und die Umsetzung passen für mich sehr gut zusammen, an manchen Stellen hätte ich mir aber eine feinere Ausarbeitung bzw. Umsetzung gewünscht. Schön fand ich die Rätseldichte von zugegebenermassen nicht immer sehr anspruchsvollen Puzzles. Auf die Art und Weise konnte ich aber wunderbar im Spielfluss bleiben, ohne von Sackgassen oder unlogischen Rätseln blockiert zu werden. Ob eingefleischter Adventure-Freak oder absoluter Neuling, Nibiru ist ein Spiel, dass man sich auf jeden Fall angesehen haben muss.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Schöne Grafik
  • Überzeugende Synchronisation
  • Gelungene Steuerung
  • Guter Spielfluß
  • Figuren wirken teils recht steif
  • Spielzeit zu kurz