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von  seven
05.01.2005
Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Es gibt Geschichten, die man nicht vergisst. Und es gibt Schriftsteller, die man nicht vergisst. Einer dieser Schriftsteller ist Jules Verne. Geboren am 8. Februar 1828, schrieb er gegen Ende des 19. Jahrhunderts viele Romane, die sich um modernste Technologien drehten, welche zum damaligen Zeitpunkt noch völlig utopisch waren. Auf Grundlage seiner Bücher entstanden viele Filme und vielleicht sogar der ein oder andere Mythos. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die meisten Menschen in unseren Breitengraden schon mal was von "Reise zum Mittelpunkt der Erde", "In 80 Tagen um die Welt" oder "20.000 Meilen unter dem Meer" gehört haben. Der Fortsetzungsroman zu "20.000 Meilen unter dem Meer" heißt "Die geheimnisvolle Insel" und die Kheops Studios haben sich daran gemacht, ein Fortsetzungsspiel zu einem Fortsetzungsroman zu entwickeln. Wie gut das Spiel ist, lest ihr in den folgenden Zeilen.

Am Anfang

Das Spiel beginnt an einem einsamen Strand auf einer verlassenen Insel, mitten im Pazifik. Die junge Mina ist zu einer abenteuerlichen Weltumsegelung gestartet. Leider hat die gute Frau zu viel riskiert und alles fiel ins Wasser. Sie konnte nur sich selbst und ihr Armband-Uhr-Telefon-GPS-Gerät retten, der Rest der Ausrüstung (inklusive dem Boot) ist futsch.

Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, erkennt sie den Schatten eines Mannes, der aber sofort wieder verschwindet. Durchgefroren und hungrig sitzt sie nun am Strand und der Spieler bekommt zum ersten Mal die Maus in die Hand. Die Aufgabe: Entkomme von der Insel, aber bitte mit vollem Magen.

Survival Training

Die geheimnisvolle Insel besitzt ein völlig andersartiges Rätseldesign. Mal Hand aufs Herz: Als erfahrenen Adventurespieler begegnen einem bestimmte Rätsel immer wieder. "Benutze Zeitung mit Türschlitz", oder "Drücke Kiste" kommen immer und immer wieder vor. Kein Wunder, leben Adventures doch von den Rätseln. Dass es aber auch anders geht, zeigt dieses Spiel recht eindrucksvoll: Keine 08/15-Standardaufgaben, keine unpassend wirkenden Maschinenrätsel oder Minispielchen.

Anfänglich geht es nur ums nackte Überleben. Damit man sich frisch, frei und fröhlich ans Werk begeben kann, muss man Mina erst mal ein leckeres Essen besorgen. Und schon da zeigt das Spiel seine Besonderheiten: Was für Nahrungsmittel suche ich mir aus und wie bereite ich diese zu? Das Spiel lässt einem die Freiheit, ob man eine Kokusnuss lieber mit einem Messer knackt, oder mit einem Stein zerschlägt. Manche dieser Aktionen können aber auch nach hinten losgehen: Sollte ich die Muscheln wirklich mit dem recht dünnen Messer knacken oder lieber doch etwas anderes versuchen? Aber keine Angst, selbst bei falschen Entscheidungen wird das Spiel niemals unlösbar. Die Entwickler haben genau darauf geachtet, dass sich der Spieler niemals den Weg verbauen kann. Das man sich die Aufgaben aber auch selber erschweren bzw. vereinfachen kann, steht auf einem anderen Blatt.

Ein weiterer wichtiger Punkt im Rätseldesign: Kombinationsrätsel mit den unzähligen benutzbaren Gegenständen. Auch hier lässt das Spiel seine Muskeln spielen: Wie baue ich eine Angel, oder wie stelle ich Schwefelsäure her? Vielleicht kann ich die Sachen aber auch direkt auf der Insel finden? Ohne zu viel verraten zu wollen: Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel bietet eine Vielzahl von verschieden Lösungsmöglichkeiten und Gegenständen. Manchmal macht es auch einfach Spaß, ein schon gelöstes Rätsel auf eine andere Art nochmals anzugehen. Einziger Haken an der Sache: Im späteren Spielverlauf quillt das Inventar über und man verliert leicht die Übersicht. Wer seinen Schreibtisch schon nicht in Ordnung halten kann, der wird auch in diesem Spiel Probleme bekommen.

Steuerung & Sound

Bei der Steuerung gibt es keine Experimente. In typischer 1st-Person-Manier geht's per Linksklick ab durch die Mitte. Kommt man mit der Maus an einen Hotspot, verändert sich der Zeiger. Per Rechtsklick springt man ins Inventar. Das nimmt, im Gegensatz zu Egypt 3 von denselben Entwicklern, den ganzen Bildschirm in Anspruch. Um Gegenstände zu benutzen, reicht ein Linksklick und das gewünschte Objekt klebt an der Maus. Will man verschiede Gegenstände miteinander verbinden, so geschieht das in einem speziellen Feld innerhalb des Inventars. Die zusammengebauten Sachen können aber auch jederzeit wieder in ihre Einzelteile zerlegt werden.

Im späteren Spielverlauf bekommt man einen kleinen tierischen Helfer in Form eines Affen zur Seite gestellt. Dieser wird genau wie andere Gegenstände benutzt. Als kleine Besonderheit kann man dem Affen auch noch Gegenstände in die Hand drücken, die dann am richtigen Ort benutzt werden müssen.

Beim Sound bekleckert sich das Spiel nicht gerade mit Ruhm. Die selten zum Einsatz kommende Musik trägt nicht viel zur Atmosphäre bei und ist auch qualitativ weit von den Ansprüchen eines TMOS oder Syberia 2 entfernt. Auch die wenigen Synchronsprecher gehören nicht zur Elite ihres Faches. Ganz ok, aber nicht wirklich berauschend.

Atmosphäre

Die Kheops Studios haben sich für eine Jules Verne Vorlage entschieden und somit sollte auch für Atmosphäre gesorgt sein. Und tatsächlich kommt eben diese auch auf. Mina ist ganz alleine auf einer ihr (aber nicht dem Jules-Verne–Leser) unbekannten Insel. Ist man anfänglich noch mit dem Ausrüsten beschäftigt, so stellt sich nach und nach heraus, dass man doch nicht so ganz alleine ist. Man durchstöbert aus dem Buch bekannte Schauplätze, erfährt einige kleine Details aus der Romanvorlage und entdeckt immer mehr Hinweise auf Kapitän Nemo. Neben der atmosphärischen Vorlage trägt aber auch die kontaktfreudige Mina einiges zur Atmospähre bei. Nach einer erfolgreichen Aktion wird man mit vielen, leider sehr kurzen und in schwarz/weiß gehaltenen Comicstrips belohnt. Die geheimnisvolle Insel ist sicherlich kein vor Atmosphäre strotzendes Adventure, aber es wird eine glaubhafte Spielwelt aufgebaut, in der die Spieler das ein oder andere Geheimnis lüften.

Schwachpunkte

Kommen wir zu den Schattenseiten. Als Erstes: Die Grafik ist nicht schlecht, nur im Zeitalter von Myst IV deutlich angestaubt. Sehr wenige Animationen hinterlassen ein recht tristes Bild und sorgen für mehr Einsamkeit, als die Entwickler geplant haben. Außerdem handelt es sich nur beim Intro und Extro um richtige Videos, die restlichen Zwischensequenzen sind lediglich schwarz/weiße Comicstrips.

Der größte Minuspunkt ist aber die viel zu kurze Spielzeit. Selbst blutigste Anfänger sollten nicht länger als 10 Stunden beschäftigt sein. Das ist auch eine Folge, der viel zu kleinen Spielwelt. Man darf nur einen winzig kleinen Teil der Insel besuchen. Schade, dass der Umfang so gering ausgefallen ist. Ansonsten wäre eine bessere Wertung durchaus möglich gewesen.

Fazit

Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel ist ein überraschend gutes Adventure geworden. Ein wirklich innovatives Rätseldesign und ein flüssiges Gameplay sorgen für ordentlich Pluspunkte. Nur die kurze Spielzeit und die wenigen zu besuchenden Locations sorgen für Frust. Der niedrige Preis von unter 30 Euro stimmt in diesem Fall aber gnädig. Fans von Jules Verne und/oder 1st-Person Adventures können zugreifen, alle anderen sollten vielleicht erst mal die Demo testen. Es könnte sich lohnen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel ist mein Überraschungshit des Jahres 2004. Als Kenner der Romanvorlage und Jules-Verne-Fan hat mir der Besuch richtig viel Spaß gemacht. Schade nur, dass ich so schnell fertig war. Hoffen wir auf weitere gute Adventures der Kheops Studios. Vielleicht ist ja irgendwann noch mal ein Jules Verne dabei.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Jules Verne Atmosphäre
  • Verschiedene Lösungsmöglichkeiten
  • Andersartiges Rätseldesign
  • Zu kurz
  • Müsste länger sein