...die 13-jährige Ashley. Als Kleinkind hat sie mit ansehen müssen, wie ihre Eltern brutal ermordet wurden. So wuchs sie bei ihrer Tante Jessica auf, bis sie kurz vor ihrem 14. Geburtstag eine Nachricht von ihrem tot geglaubten Vater bekommt mit der Bitte nach „Blood Edward Island“ zu kommen, um ihn zu treffen und die Wahrheit über ihn und ihre Mutter zu erfahren. Also begeben sich beide mit einem Boot dorthin, um Ashleys Vater zu treffen. Doch statt diesem zu begegnen, finden sie eine scheinbar verlassene Insel vor und Ashley macht sich auf die Suche nach ihrem Vater, der in einer verlassenen Villa auf sie warten soll.
Nun ist es an Ashley die Geheimnisse ihrer Familie, der Villa und damit auch der Familie Edward zu ergründen und ihren Vater wiederzufinden – nur er weiß, was wirklich mit ihrer Mutter passiert ist...
Das „DS“ in Nintendo DS steht für „Dual Screen“, also für zwei Bildschirme. Entsprechend sind die Spiele für dieses System auch für zwei Bildschirme konzipiert. Während der obere Bildschirm die 2D-Detailansichten der Schauplätze sowie die Dialoge anzeigt, ist der untere für die Fortbewegung und die Interaktion mit der Umgebung zuständig. Die Besonderheit am Nintendo DS ist, neben den zwei Bildschirmen, die Touchscreen-Eigenschaft des unteren Bildschirms. Die komplette Steuerung, bis auf einige Rätsel, kann mithilfe des Touchscreens bewältigt werden. Wer es lieber traditionell mag, kann auf Steuerkreuz & Co. zurückgreifen – für die Rätsel muss aber der Touchscreen benutzt werden.
Die Fortbewegung funktioniert aus der Vogelperspektive. Ashley befindet sich immer in der Mitte des unteren Bildschirms und ein Drücken in die entsprechende Richtung lässt sie losmarschieren. Wenn interessante Stellen an einem Ort sind, können diese per Lupensymbol genauer betrachtet werden. Sobald man in diesem Modus ist, kann man die unmittelbare 2D-Umgebung genau absuchen, Gegenstände aufnehmen, Gespräche starten oder sonstige Aktionen durchführen.
Während des gesamten Spiels könnt ihr auf Ashleys persönlichen Computer "DAS" zurückgreifen, der einem Nintendo DS zum verwechseln ähnlich sieht. Mit ihm könnt ihr jederzeit speichern, Textnachrichten lesen und Fotos von der aktuellen Szenerie machen. Diese Fotos sind für manche Rätsel unverzichtbar und lassen sich freundlichweise halbtransparent über das aktuelle Spielgeschehen legen und drehen.
Die wahre Innovation des Spiels sind eindeutig die Rätsel. Während PC-Spieler sich freuen, wenn sie mit der Maus interessante Sachen anklicken können, sind die Konsoleros schon weiter: per Touchscreen können sie Rätsel auf vielfältige Weise lösen. Mal müssen Puzzleteile verschoben, Flächen freigeputzt oder Sachen weggeschoben werden. Einige Rätsel verlangen sogar die komplette Konsole selbst zu verwenden. Durchaus eine neue Herangehensweise, die sich positiv bemerkbar macht. Aber auch klassische Rätsel wie das richtige Sortieren von Gegenständen sind dabei. Zum Abschluss eines jeden Kapitels muss Ashley noch mal die vergangenen Ereignisse rekapitulieren um das nächste Kapitel beginnen zu können. Ashley stellt sich dabei selbst mehrere Fragen und hat drei alternative Antworten – bei einer falschen Beantwortung muss man die Frage einfach noch mal beantworten. Auch sonst gibt es keine Sackgassen im Spiel.
So schön die Rätsel auch gemacht wurden, leider wurde dabei nicht an einen ansprechenden Schwierigkeitsgrad gedacht. Die meisten Rätsel sind sehr leicht zu lösen, auch zum Ende des Spiels gibt es keine großen Herausforderungen an den Spieler. Lediglich einige Sucheinlagen halten ihn für eine Weile auf, eine unschöne Art des Zeitvertreibs. Auch sind die Rätsel nur in fester Reihenfolge lösbar, ein bisschen mehr Freiheit wäre auch hier angebracht.
Anime mag man oder nicht. Another Code setzt jedenfalls auf diesen Grafikstil. Obwohl ich selbst kein Fan der Anime-Serien bin, hat mir die Grafik durchaus gut gefallen. Die Charaktere sind ordentlich gezeichnet und die 2D-Hintergründe sind sehr detailliert. Der große Knackpunkt an der Grafik ist jedoch die absolute Leblosigkeit, fast nie bewegt sich etwas. Während man Ashley durch die Villa steuert gibt es höchstens mal flackernde Lichter - die 2D-Detailansichten sind sogar komplett starr. Durch diesen Missstand wird die ansonsten gute Grafik leider in Mitleidenschaft gezogen.
Im hörbaren Bereich liegt das Spiel, PC-technisch gesehen, etwa auf dem Niveau von „Simon the Socerer“. Es gibt eine gute, durchgängige Musik und Soundeffekte aber keine Sprachausgabe.
„Another Code: Doppelte Erinnerung“ ist zweifelsfrei ein sehr schönes Adventure: eine symphatische Hauptdarstellerin, interessante Rätsel und eine mysteriöse Geschichte rund um ihre Familie mit guter Spielbarkeit. Doch genau so schnell wie man das Spiel lieb gewinnt ist es auch wieder vorbei. Geübte Adventurespieler können es in unter sechs Stunden durchspielen, das ist unter dem Strich einfach zu wenig und kostet viele Wertungspunkte. Wem das nichts ausmacht, kann ruhig noch 5-10% auf die Wertung hinzuaddieren.
Zum Schluss bleibt ein zwiespältiger Eindruck: einerseits schön gezeichnete Grafik, interessante Rätsel und eine Gute Hintergrundsgeschichte. Andererseits wurde vergessen die Grafik auch angemessen zu animieren und den Schwierigkeitsgrad sowie die Länge des Spiels entsprechend zu gestalten. Tolles Spiel, aber das nächste Mal bitte doppelt so lang und etwas schwerer.
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