Ein Filmintro in schwarz-weiß zeigt eine Autofahrt, die auf den einsamen Straßen Cornwalls in die Nacht führt. Während der Fahrt hört man die Stimme von Emma Harry, Moderatorin der lokalen Radiostation „Barrow Hill Radio“. Sie informiert uns, dass es Viertel vor Acht ist und dass das heutige Datum ein ganz Besonderes ist.
Plötzlich gibt es einen Ruck und das Auto stoppt. Man steigt aus, es ist keine Ursache für den plötzlichen Halt erkennbar. Das Auto ist dennoch nicht mehr zu benutzen. Der Weg zurück ist versperrt, so oft man es auch versucht, offensichtlich gibt es hier einen „unsichtbaren Vorhang“ der es unmöglich macht, die bereits gefahrene Strecke zurückzugehen. Also muss man die andere Richtung nehmen, um nicht alleine im Wald zu bleiben. Und diese andere Richtung ist sehr dunkel, sehr düster und nicht grade Vertrauen erweckend.
Trotzdem macht man sich auf den Weg und kommt zur „Barrow Hill Station“, einer Tankstelle mit Raststätte.
Offensichtlich hat man um wenige Minuten ein schreckliches Geschehen verpasst. Ein Wagen steht mit laufendem Motor an der Tankstelle – Dinge liegen herum und die Atmosphäre an diesem Ort hat etwas bedrohlich-bedrückendes.
An diesem Punkt hätte jeder „normale“ Mensch ein Versteck gesucht um wenigstens bis zum nächsten Morgen zu warten um bei Tageslicht die Dinge genauer unter die Lupe zu nehmen. Nicht so unser Held, der sich mutig und ohne Furcht auf die Erkundung der Station und der sehr dunklen Umgebung macht. Und genau in die Rolle dieses unerschrockenen Helden schlüpft man in Barrow Hill.
Zu Beginn ist noch gar nicht so klar, was oder wen man eigentlich sucht, doch ein Blick in den Eingang der Servicestation und der dortigen Aushänge gibt schnell Klarheit. Offensichtlich ist man an einem sehr alten und sehr bedeutsamen Grabhügel gelandet. Je mehr man die Barrow Hill Station erkundet, desto mehr Beweise findet man für eine Ausgrabung und Leute, die diese offensichtlich verhindern wollten. Und irgendjemand hat dies auch wohl geschafft, denn alle Überreste die sich im Laufe der Nacht auffinden lassen, zeugen von einem grauenvollen Geschehen.
So oder so ähnlich kann man das Rätseldesign des Spieles beschreiben. Die Rätsel sind logisch aufgebaut und je nachdem was man zuerst entdeckt oder welches Puzzle man zuerst löst gibt es mehr oder weniger Hinweise im Spiel.
Das Rätseldesign kommt recht vielseitig daher, so gibt es für jeden Geschmack etwas zum knobeln. Genauer gesagt für Puzzlefans, Rezeptfans, Fans von Dingen, die man zusammenbauen muss, damit sie wieder funktionieren oder aber auch Fans von technischem Equipment.
Barrow Hill ist zum großen Teil non-linear aufgebaut. Sprich, es sind mehrere Rätselstränge die man nebeneinander lösen kann, so dass es nicht allzu frustrierend ist, wenn man an einer Stelle nicht weiter kommt. Manche Dinge überraschen etwas, so war ich der festen Meinung ich müsste ein Pilzgericht kochen – ich will hier nicht zuviel verraten, aber kochen muss man in diesem Spiel nicht.
Per Point & Click steuert man in der Ego-Perspektive durch die Landschaft, wobei man sich nicht unbedingt frei bewegen kann, sondern vorgegebene Punkte anklicken muss um navigieren zu können. Das ist bisweilen etwas zeitraubend. So kann man nicht einfach so in die Servicestation gehen, sondern muss erst einen kleinen „Klick-Parcours“ absolvieren, bis man sich im Inneren des Gebäudes befindet. Vor allem wenn einem zwischendurch bewusst wird, dass man sich am völlig falschen Ort befindet und wieder zurück muss, ist das ein Unterfangen, das wenn man schnell sein will, gewisses Geschick erfordert um in möglichst wenig Zeit möglichst schnell die Hotspots zur Navigation zu treffen.
Das Team rund um Matt Clark hat ein erstaunlich realistisches Szenario geschaffen. Ursprünglich um Unterstützung bei Ausgrabungen auf dem alten Grabhügel gebeten, haben die Engländer das Material als Grundlage für ihr Adventure benutzt. So wurde Stein für Stein detailgetreu nachgebildet und auch der Wald oder eine alte Quelle erscheinen sehr wirklichkeitsgetreu abgebildet in dem Spiel. Clark hat sogar bei den Ausgrabungen auf dem Grabhügel geholfen und dort sind tatsächlich merkwürdige und gruselige Dinge passiert, die in Atmosphäre und Locations in das Spiel eingeflossen sind.
Leider schlägt sich dieser Realimus nicht in der grafischen Qualität des Spiels nieder. Viel mehr bietet Barrow Hill lediglich vorgerenderte Hintergründe mit recht wenig Animationen. Zwar sehen die einzelnen Szenen sehr realistisch, aber auch sehr statisch aus.
Das Spiel ist, wie auch nicht anders zu erwarten, komplett in Englisch. Ton und Musik passen hervorragend zum Spiel. Selbst diejenigen, die nicht über so umfassende Englischkentnisse verfügen, werden sich in Barrow Hill zurechtfinden. Sehr viel Sprache ist in dem Spiel nicht zu hören, und den Sinn des Gesagten kann man gut aus Mimik und Gestik der Schauspieler ableiten. Anders ist es bei dem geschriebenen Wort, so kann man schon einige Zeit mit dem Schmökern in diversen Tagebucheinträgen oder Zeitungsausschnitten verbringen. Aber auch hier ergibt sich der Sinn oft durch Kombination, ansonsten ist der Griff zum Englischwörterbuch bisweilen ganz hilf- und auch lehrreich.
Je mehr man in die Geschichte von Barrow Hill abtaucht umso mehr merkwürdige Dinge passieren und es kann auch vorkommen, dass man durch unvorsichtiges Befriedigen der eigenen Neugier sein Leben lassen muss. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn man wird sofort an die Stelle zurückversetzt an der man gestorben ist. Das macht das Spiel auf der einen Seite für all jene, die nicht gerne speichern, ziemlich unfrustrierend aber auf der anderen Seite macht es die Sache auch ziemlich unrealistisch.
Das Interface ist denkbar einfach und intuitiv zu bedienen.
Der Mauszeiger zeigt in die jeweilige Richtung in die man navigieren kann. An Stellen an denen man einen Inventargegenstand benutzen muss sieht man den Mauszeiger mit einem Schraubenschlüssel verziert. Barrow Hill verfügt über zwei Inventarleisten – oben sammelt man die Dinge, die man vielfältig einsetzen kann, wie Handy, PDA, GPS-System oder einen Metalldetektor. Unten sammelt man die übrigen Inventargegenstände. Über die obere Inventarleiste gelangt man übrigens auch zum „Menü“.
Barrow Hill schafft es von Anfang an den Spieler in seinen Bann zu ziehen und mit gruselig spannender Atmosphäre vor den Bildschirm zu fesseln. Lediglich die Steuerung lässt einen manchmal verzweifeln. Die Geschichte, die sich Matt Clark rund um den alten Grabhügel ausgedacht hat ist stimmig, gut recherchiert und gibt dem Spieler mit zwei unterschiedlichen Enden einiges zu Denken mit.
Wer Gefallen an Scratches gefunden und sich etwas mit englischer Sprache auskennt, für den ist Barrow Hill mit Sicherheit eine gute Empfehlung.
Das Spiel kann übrigens auf der Seite der Entwickler von Shadow Tor Studio bestellt werden.
Ich wusste erst überhaupt nicht, was mich mit Barrow Hill erwarten würde. Umso mehr war ich überrascht, dass ich von Anfang an so von dem Spiel und dessen Geschichte gefesselt war, dass ich bis spät in die Nacht gespielt habe. Als ich das erste Mal mein Leben lassen musste, hab ich mich zugegebenermaßen so sehr gegruselt, dass ich ins Bett gegangen bin und das Spiel am nächsten Tag zu Ende gespielt habe. Von der Steuerung mal abgesehen hat mich dieses Indie-Adventure absolut überzeugt.
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