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Test

von  LGH
17.04.2006
Bone 2 - The Great Cow Race
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Wer der Meinung ist, Kühe würden nur auf der Weide herumstehen und Gras fressen war wohl noch nie in Barrelhaven, denn dort findet jährlich ein großes Festival mit Jahrmarkt und Kuhrennen statt. Und als ob das nicht schon sonderbar genug wäre nimmt auch Großmutter Ben an diesem großen Ereignis teil... und zwar auf der Rennstrecke!

Wir begleiten wieder die drei Bone-Vettern, die zusammen mit Großmutter Ben und ihrer Enkelin Thorn einige Tage in dem Städtchen Barrelhaven verbringen. Während der gutmütige und stets hilfsbereite Fone Bone krampfhaft versucht, die Zuneigung seiner großen Liebe zurückzugewinnen, hat Phoney einen hinterhältigen Plan ausgearbeitet um die Dorfbewohner um ihre Ersparnisse zu bringen: Smiley Bone soll ein Kuhkostüm basteln, um als geheimnisvolle „Mystery Cow“ am Kuhrennen teilzunehmen und dieses dann bewusst zu verlieren. Währenddessen versucht Fone Bone die Dorfbewohner dazu zu bewegen, ihr Hab und Gut auf die geheimnisvolle Kuh zu verwetten.

Heiße Punkte

Das Spiel steuert sich wieder hervorragend über eine herkömmliche Point and Click Engine, wie wir sie bereits von der ersten Episode her kennen. Positiv fällt auf, dass inzwischen deutlich mehr anklickbare „Hot Spots“ in der Landschaft verteilt wurden. So kann man an dekorativen Windmühlen drehen, mit dem Fuß gegen einen Stein treten oder an Blumen schnuppern. Die meisten Objekte lassen sich auch anschauen und kommentieren, wobei mehrfaches Betrachten meist zu unterschiedlichen Kommentaren führt.

Es befinden sich auch deutlich mehr Gesprächspartner im Spiel. So fühlt sich die ganze Welt viel lebendiger an. Und wie viel Liebe hier ins Detail gesteckt wurde merkt man besonders daran, dass die Personen auf praktisch jeden Gegenstand den man ihnen vorzeigt mit eigenständigen Sätzen reagieren. Vorgefertigte Phrasen aus der Konservendose wie „das bringt wohl nichts“ oder „das würde ich besser lassen“ sind wirklich die Ausnahme. Die Dialoge selbst sind dynamisch inszeniert, und das Spiel ist auch sehr humorvoll umgesetzt. Es ist zwar nicht so, dass ständig ein Kalauer den nächsten jagt, aber gerade das lässt den Humor subtiler und erwachsener wirken.

Wie auch schon im ersten Teil hat Fone Bone wieder sein Lieblingsbuch Moby Dick dabei, und egal welcher Figur er gegenübersteht, ein Klick mit dem Buch auf die Person führt immer dazu, dass Fone einen (meist zu der jeweiligen Person passenden) Auszug vorliest.

Leichte Kost

Klassische Inventar- und Dialogrätsel gibt es in diesem Spiel zwar deutlich häufiger als in „Out from Boneville“, und einige davon sind auch etwas anspruchsvoller. Trotzdem bleibt auch diesmal der Schwierigkeitsgrad wieder sehr niedrig. Die Lösung der Rätsel geht praktisch immer aus der Handlung und den Gesprächen hervor; wirklich knifflige Kombinationsrätsel, bei denen man um mehrere Ecken denken muss wird man vergeblich suchen. Und für alle, die doch einmal hängen bleiben, gibt es auch wieder die integrierte Hilfefunktion, die einem beim Anklicken nach und nach immer deutlichere Tipps und schließlich auch die direkte Lösung liefert.

Neu ist in dieser Episode, dass man während 90% des Spiels zwischen den drei Hauptprotagonisten nach Lust und Laune hin und her wechseln kann. Allerdings laufen die Missionen der Charaktere größtenteils parallel und sind nur an wenigen Stellen miteinander verstrickt. Gegenstände werden beispielsweise keine ausgetauscht; allerdings kommt es gelegentlich vor, dass man mit einem der Charaktere ein bestimmtes Ereignis auslöst, dessen Konsequenzen sich dann bei einem der anderen Charaktere auswirken.

Auch in dieser Episode gibt es wieder einige Minispiele. Bis auf eine einzige (verkraftbare) Ausnahme werden jedoch all diese Minispiele mit den grauen Zellen und nicht mit schnellen Reaktionen bewältigt. Manchmal ist es in The Great Cow Race wirklich schwierig zu definieren, bei was es sich überhaupt um ein Minispiel oder vielleicht doch eher um ein originelles, inventarfreies Rätsel handelt.

Auf die häufig kritisierten Renn-Einlagen der ersten Episode wurde diesmal glücklicherweise verzichtet. Auch das eigentliche Kuhrennen enthält keine Sequenzen, in denen man unter Zeitdruck handeln müsste. Trotzdem schafften die Entwickler es, die Szene interaktiv zu gestalten und eine gewisse Action-Atmosphäre aufzubauen.

Für Auge und Ohr

Visuell und akustisch präsentiert sich diese Episode sehr ähnlich wie der Vorgänger. Die 3D-Comic-Grafik ist wieder stilvoll aber simpel. Grafikeffekte wie Spieglungen, Dunst oder Schattenwürfe gibt es keine. Dafür wird die Optik aber wieder durch die hervorragenden Animationen, Kameraschwenks und Großaufnahmen aufgewertet.

Die Musik ist wieder hervorragend komponiert, und auch die englische Sprachausgabe ist wieder vom Feinsten. Die Stimmen von Thorn und der Großmutter wurden neu besetzt, was aber nicht störend auffällt; Thorns neue Stimme passt sogar noch etwas besser zu ihrer Persönlichkeit.

Fazit

Es gibt Adventures mit besserer Grafik. Es gibt kniffligere Adventures. Und es gibt natürlich auch längere Adventures. In all diesen Bereichen kann The Great Cow Race nicht mit der Konkurrenz mithalten. Das versucht dieses Spiel aber auch gar nicht erst. Stellt man Bone neben Spiele wie Fahrenheit oder Still Life, bemerkt man natürlich das deutlich geringere Budget.

Was Bone 2 jedoch wieder bietet, ist eine einzigartige, detaillierte und fantasievolle Welt. Es macht einfach nur Spaß, Barrelhaven zu erkunden und sich mit den Leuten zu unterhalten. Die Inszenierung ist spritzig, die Dialoge sind schwungvoll und humorvoll.

Wer bereit ist, ein Adventure mit genau diesen Ansprüchen zu spielen, erhält wieder ein echtes Juwel. Fans des ersten Teils können bedenkenlos zugreifen; alle anderen sollten zumindest den Demo-Teil anspielen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Die Bone-Spiele kann man entweder lieben oder hassen. Dass ich selbst zu den Liebhabern gehöre, dürfte inzwischen jedem aufgefallen sein. Mir machen die Bone-Spiele unwahrscheinlich viel Spaß, und sie gehören für mich trotz Kürze und Schlichtheit zu den Adventure-Highlights des Jahres.

Auch die Spieldauer ist etwas länger als beim ersten Teil: ich brauchte ca 4-6 Stunden, habe mir jedoch auch praktisch jedes Objekt angeschaut und fast jede Dialogzeile ausgeschöpft.

LGH

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • diche Atmosphäre
  • gelungener Humor
  • stimmungsvolle Musik
  • günstiger und länger
  • wenige Herausforderungen