Elisabeth Lindberg wird auf der Herrentoilette des Grand Hotels von Stockholm ermordet aufgefunden. Nach dem Tod ihres Vaters übernahm sie dessen Position im familieneigenen Konzern und ließ dabei eine erfolgreiche Modelkarriere hinter sich. Der damit verbundene Lebenswandel ging einher mit der Scheidung von Popstar Tony Jansson, der die Trennung seinerzeit mit seinem größten, titelgebenden Hit „Dollar-Queen“ verarbeitete.
Nach und nach stellt sich heraus, dass Elisabeth Lindbergs Führung innerhalb der Firma äußerst umstritten war und ihre Führungsrolle eher zum Nachteil des Erbes ihres Vaters gereichte. Hinzu kommen große, finanzielle Aufwendungen für eine Hilfsorganisation, die insbesondere der einzigen noch lebenden Verwandten, ihrer Tante Selma Lindberg, ein Dorn im Auge sind. Aufgabe des Spielers ist es nun, die Hintergründe genauer zu beleuchten und den Mörder dingfest zu machen. Dabei erwartet den Spieler aber keine klassische Rätselkost, sondern eine eher trockene Aufarbeitung der Story am virtuellen Schreibtisch.
Zur Aufklärung des Mordes findet sich der Spieler nach einem kurzen, mäßig vorgerenderten Intro im Polizeibüro wieder. Der Polizeichef mit dem nicht gerade einfallsreichen Namen „Q“ teilt einem per Telefon die ersten Informationen zum Mordfall mit und weist zudem darauf hin, dass man nur eine begrenzte Zeit zur Lösung des Falls habe. Hierzu stehen zwei Mitarbeiter zur Verfügung, die Rechercheaufgaben und Verhöre, sowie forensische Untersuchungen übernehmen. Dem Spieler kommt dabei lediglich die Aufgabe zu, diese zu delegieren bzw. in die Wege zu leiten. Zur Klärung des Falls, stehen unterschiedliche Hilfsmittel zur Verfügung. Dazu zählen ein Stadtplan, auf dem sämtliche relevanten Orte verzeichnet sind und eine Charakterübersicht, in der die Beziehungen der einzelnen Personen zum Mordopfer vermerkt werden. Darüber hinaus bietet das Büro einen Computer mit einer Tatortübersicht, einen E-Mail-Account, in den alle Untersuchungsergebnisse eingehen, und ein Telefon, etwa um einen Haft- oder Durchsuchungsbefehl bei der Staatsanwältin einzufordern. Um etwaige Untersuchungen in Auftrag zu geben, muss man im dazugehörigen Formular bestimmte Felder stempeln. Formulare gibt es zu jedem Charakter, Schauplatz, aber auch zu einzelnen Beweisstücken wie Blutspuren, Schriftstücken oder auch Zeugenaussagen. In der Tatortübersicht, die man sich wie ein 3D-Modell des Schauplatzes vorstellen kann, lässt sich der Tathergang ansehnlich nachvollziehen. Lücken in der Beweiskette oder widersprüchliche Zeugenaussagen, lassen sich durch Scrollen auf der Zeitleiste schnell erkennen. Das Spiel selbst weist den Spieler aber zusätzlich auf offene Fragen hin, wodurch auch immer wieder neues Material anfällt, das für weitere Verhöre und damit den Spielfortschritt wichtig sind. Auch die Festlegung des jeweiligen Beziehungsstatus der Verdächtigen und Zeugen zum Opfer, kann solche Hinweise hervorbringen. Allerdings gibt das Programm nur einen solchen Hinweis, wenn man den richtigen Status gewählt hat.
Dollar ist spielerisch nicht sonderlich anspruchsvoll. Viel mehr als immer wieder und wieder den Stempel zu zücken, Zeugen zum Verhör vorzuladen und vielleicht auch hin und wieder bei Reporterin Annika Bengtzon wichtige Informationen zu ergattern, ist nicht zu tun. Zudem ist es unmöglich, die Ermittlungen vor die Wand zu fahren. Selbst wenn ein Zeuge im Verhör zu sehr unter Druck gesetzt wird – mit der Folge des vorzeitigen Abbruchs des Gesprächs – halten sich die Konsequenzen in Grenzen. Zwar wird die Vernehmungstechnik kritisiert, nach einer kurzen Wartezeit kann jedoch erneut eine Vorladung erfolgen.
Neue Erkenntnisse, etwa durch forensische Untersuchungen, werden direkt per klickbarem Icon am oberen, linken Bildschirmrand angezeigt und bei größerer Anzahl auch gestapelt. So gelangt der Spieler schnell zur jeweiligen Information und muss nicht den Umweg über den Stadtplan oder den E-Mail-Ordner nehmen. Obwohl die Anzahl der Untersuchungen, welche der Spieler in Auftrag geben kann, beschränkt ist, stößt man eigentlich nie an diese Grenze. Dadurch kommen die Untersuchungsergebnisse an manchen Stellen im Sekundentakt, während die meiste Zeit kaum Neues vermeldet wird. Insgesamt sind die Menüs ordentlich gestaltet – nicht besonders übersichtlich, wenn man erneut auf eine Information zurückgreifen möchte, durch reine Maussteuerung aber auch nie wirklich unkomfortabel.
Die Hintergrundstory und Charaktere sind absolut glaubhaft gezeichnet. Man merkt einfach, dass mit der schwedischen Krimibuch-Autorin Liza Marklund ein kompetenter Kopf hinter Dollar steht. Wie es sich für einen Krimi gehört, werden zahlreiche Verdachtsmomente geschaffen, die den Spieler bis kurz vor Schluss im Dunkeln lassen. Glücklicherweise wird die deutsche Sprachausgabe den Charakteren auch insgesamt gerecht. Zwar ist die deutsche Lokalisation von Dollar nicht einwandfrei – insbesondere die Rechtschreibfehler in Bildschirmtexten fallen dabei auf – falsch betonte Sätze und nicht 100%ig passende Sprecher halten sich aber in Grenzen. Es sind auch mehrere bekannte Stimmen vertreten, darunter Detlef Bierstedt der längere Zeit Standardsprecher von George Clooney war. Musik ist in Dollar, abgesehen vom aus dem Trailer bekannten Titellied, so gut wie nicht vorhanden. Die sehr einfache, auditive Menüuntermalung fällt kaum auf, unterstützt aber auch ein wenig die wohl gewollte, entspannte Büroatmosphäre.
Schade ist nur, dass die Präsentation insgesamt weniger gelungen ist. Eine Aufwertung der geringen 800x600 Zwangsauflösung, hätte bei einem Spiel, das fast ausschließlich im Büro spielt und nur sehr selten von kurzen Zwischensequenzen unterbrochen wird, eher wenig verändert. Die zu geringe Anzahl an Charakteranimationen während der Zeugenvernehmung fällt negativ auf und wirkt sich auch etwas auf die Glaubwürdigkeit aus.
Im letzten Drittel aber gewinnt die ohnehin gute Geschichte nochmals an Tiefgang und steigert die Spannung deutlich. Dass am Ende einzelne Fragen nicht ganz geklärt werden, und vor allem der Täter selbst im letzten Verhör dem Spiel viel von der Glaubhaftigkeit raubt, die es beinahe eindrucksvoll über die gesamte Länge aufgebaut hat, enttäuscht schon einigermaßen.
Das Identifikationspotential könnte zwar sehr hoch sein, da der Spieler selbst die Rolle des leitenden Ermittlers übernimmt, dieser Versuch scheitert aber dann doch daran, dass man eben nur der ist, welcher unentwegt Stempel setzt.
Dollar ist genau das richtige Spiel für einen längeren Krimiabend alleine. Sofern man etwa sechs Stunden Zeit mitbringt, kann man entspannt in die Geschichte von Liza Marklund eintauchen. Die sehr gute Charakterzeichnung und der äußerst gelungene Spannungsbogen, trösten über die eher schwache Optik, die wenigen Zwischensequenzen und die eher enttäuschende Auflösung des Falls hinweg. Zudem belohnt Dollar den Spieler ganz zum Schluss mit der einzigen längeren Zwischensequenz, die dann doch nochmal die Lust auf einen Nachfolger zu steigern vermag.
Der erste Versuch eine Vorlage von Liza Marklund in einem Spiel umzusetzen, ist durchaus als gelungen zu bezeichnen. Die Hintergrundgeschichte ist spannend, die Charakterzeichnung glaubwürdig. Auch die Sprachausgabe ist überraschend gut ausgefallen.
Vollends begeistern kann Dollar Adventure-Fans jedoch nicht, da es kaum einen spielerischen Anspruch aufweist. Das hat zwar den Vorteil eines ungebremsten Spielflusses, raubt dem Spieler aber gleichzeitig das Gefühl, etwas geleistet zu haben.
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