Test

von  Hans Frank
29.11.2008
Unsolved Crimes
Getestet auf DS/DSi/Dsi XL, Sprache Deutsch

Amerikanische Krimiserien erfreuen sich auch bei uns großer Beliebtheit, das zeigen schon allein die Einschaltquoten von CSI und Konsorten im In- und Ausland. Umso verwunderlicher ist es, dass die Zahl von Spielen, die diese Thematik aufgreifen, eher gering ist. Gerade der Nintendo DS bietet hier interessante Möglichkeiten, lassen sich doch z.B. Tatorte mit dem Stylus direkter durchsuchen als mit einem Gamepad oder einer Maus. Das frisch und exklusiv erschienene Unsolved Crimes, das sich 18 Monate in Entwicklung befand, passt nun genau in diese Lücke.

Solide Ermittlungsarbeit

Nach einem Vorspann, der perfekt die Intros schon genannter Fernsehserien imitiert, steht man als neuer Detective des New York Police Departments dem Einführungsfall gegenüber. Jemand hat eine Wand des Departments mit Graffiti besprüht und es gilt herauszufinden, wer der Übeltäter ist. Der Captain, ein überheblicher und schroffer Zeitgenosse, führt in den Fall ein und zusammen mit der ebenfalls nicht sehr freundlichen Kollegin Marcy muss der Tatort untersucht werden. Dabei lernt man auch gleich den grundsätzlichen Umgang mit dem Spiel und die typischen Ermittlungsverfahren kennen.

Nach der Entlarvung des Täters beginnt das eigentliche Spiel, das aus acht Fällen besteht, die mehr oder weniger miteinander verwoben sind. Der Spannungsbogen verläuft relativ flach und auch atmosphärisch verschenkt Unsolved Crimes Potential. Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf dem Kombinieren von Hinweisen um letztendlich den Täter auszumachen, was grundsätzlich nur bis zu einem gewissen Grad unterhält und Spaß macht.

Ansteigender Schwierigkeitsgrad

Jeder Fall besteht im Großen und Ganzen aus zwei Teilen. Dem Untersuchen des Tatorts und dem Kombinieren von Beweisen. Jeder Tatort kann in einer 3D-Ansicht aus der Egoperspektive untersucht werden. Die Kamera wird mit dem Stylus gedreht, Fortbewegung erfolgt über das Steuerkreuz und die Buchstaben-Buttons. Mit einer der beiden Eingabearten kann man sich seitlich bewegen, mit der anderen vorwärts bewegen oder eine Drehung vollziehen. Es gibt zwar verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten, aber keine ist wirklich komfortabel. Zusätzlich gibt es noch einen per Stylus bedienbaren Slider, mit dem die Höhe der Kameraposition bestimmt werden kann. So ist es auch möglich, auf Schränke oder unter Tische zu schauen. Hört sich kompliziert an und erfordert auch etwas Eingewöhnung.

Gerade durch die Notwendigkeit, Steuerkreuz und Buchstaben-Buttons zur Fortbewegung zu benutzen ist es oft nötig, mit dem Stylus nachzujustieren, um den gewünschten Kamerawinkel zu erreichen. Möchte man sich dann wieder weiterbewegen, ist es erforderlich, den Stylus wegzulegen weil beide Hände zur Steuerung benötigt werden. Durch doppeltes Antippen eines Gegenstandes wird mit diesem interagiert, er blinkt dann hell auf und wird entweder aufgenommen oder von der Partnerin Marcy beschrieben. Warum der eigene Charakter nicht in der Lage ist, z.B. einen umgekippten Stuhl zu umschreiben, bleibt unklar.

Beim Auffinden eines Beweisstücks stellt Marcy dann eine Frage, z.B. nach der Relevanz des Gegenstandes. Diese Aufgaben können per Multiple-Choice-Auswahl erledigt werden und basieren auf Wissen, das man bei der Untersuchung des Tatorts aufgebaut hat. Hier ist etwas schade, dass man viele der Fragestellungen auch ohne weitergehende Untersuchung beantworten könnte, weil die alternativen Antwortmöglichkeiten oft auf den ersten Blick unlogisch erscheinen. Diese Aufgaben kann man jederzeit unterbrechen um z.B. weitere Untersuchungen anzustellen. Es gibt eine bestimmte Anzahl von Beantwortungsversuchen, nach deren Überschreitung man wieder von vorne bzw. am Zeitpunkt des letzten Speicherns anfangen muss. Im späteren Spielverlauf werden die Fragen komplizierter. Trotzdem nutzt sich das Spielprinzip spätestens beim dritten Fall ab und schafft es nicht, den Spieler dauert zu motivieren.

Neben dem Auffinden von Beweisen gibt es noch ein paar andere kleinere Aufgaben wie dem Zusammenfügen eines zerrissenen Zettels oder forensische Tests, die jedoch kaum vorhanden sind. Außerdem gibt es kleinere Minigames wie eine Schießerei oder eine Verfolgungsjagd, die zwar nicht wirklich originell sind, aber zumindest etwas Abwechslung ins Spielgeschehen bringen.

Für das Lösen eines Falles bekommt man Punkte zu einer Art Highscore in verschiedenen Kategorien gutgeschrieben, aus dem dann eine Endnote resultiert. Diese ist unabhängig vom Geschichtsverlauf und für den Spieler nicht wirklich transparent. Deswegen trägt auch sie nicht zur Motivation bei.

Hilfreich bei der Lösung der Verbrechen ist eine Art Fallakte, die jederzeit aufgerufen werden kann. Hier kann man selbst Notizen anfertigen, aber auch Verdächtige und deren Aussagen überblicken oder Beweismittel näher untersuchen. Dies ist manchmal auch notwendig, um etwa Schriftzüge oder Fingerabdrücke auf Gegenständen zu finden. Die Befragung von Zeugen und Verdächtigen erfolgt leider automatisch und wird nicht im Spiel dargestellt, was sehr schade ist. Die Aussagen erscheinen wie aus dem Nichts in der Fallakte.

Hat man genug Beweise gesammelt, darf man dem Captain Bericht erstatten und die Beweise vor ihm ausbreiten. Dieser stellt dann eine abschließende Frage, die schriftlich beantwortet werden muss, meist durch die Eingabe eines Wortes dessen Länge bekannt ist. Dies ist manchmal etwas knifflig, macht aber Spaß. Die Erfolge tragen zu einer Art Highscore bei, der aber eher versteckt bleibt und nicht motiviert.

Die Grafik ist einfach und realistisch gehalten, wohl auch, weil die Hardware des DS nicht viel mehr hergibt. Alles in der 3D-Ansicht auf dem unteren Display ist eckig und kantig und durch den niedrigen Detailgrad sind auch alle Beweise eines Tatorts schnell gefunden. Auf dem oberen Display sind meist die noch anwesenden Personen zu sehen, die aber nur in 2D-Ausschnitten vorliegen, zumindest aber in unterschiedlichen Posen. Leichen sind im Übrigen nicht zu sehen. An den Mord erinnern nur die obligatorischen Kreidemarkierungen. Die Sound- und Musikkulisse ist eigentlich nicht erwähnenswert, da kaum vorhanden. Sprachausgabe hat nicht ins Spiel gefunden, obwohl nicht viel Text zu vertonen gewesen wäre.

Durchschnittskost

Unsolved Crimes ist mehr als durchschnittlich. Schon alleine die Tatsache, dass der eigene Charakter nie etwas beiträgt sondern alle Monologe Marcy oder seinem Captain überlässt, macht eine Identifikation mit der Spielfigur unmöglich. Die Geschichten der Fälle sind in Ordnung, aber nicht überraschend oder gar außergewöhnlich. Die Aufgabenstellungen werden zwar mit der Zeit komplexer, sind aber durch die Multiple-Choice-Umsetzung trotzdem schnell gelöst. Die Grafik ist gerade mal so in Ordnung, die Steuerung wenig intuitiv und die Soundkulisse nicht erwähnenswert.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Nach der Lösung aller Unsolved Crimes bin ich ein wenig erleichtert, dass ich es hinter mir habe. Grundsätzlich unterhält die Geschichte zwar, das Gameplay besteht aber nur aus der Aneinanderreihung von Tatortuntersuchung, Beantwortung der Multiple-Choice-Tests und Zufriedenstellung des Captains. Daran ändern auch gelegentlich eingestreuten Minispiele nichts, die man auch nicht vermissen würde, wenn sie nicht da wären. Die Steuerung erfordert viel Eingewöhnung, obwohl sie interessante Ansätze wie die Verstellbarkeit der Kamerahöhe enthält. Ich frage mich, warum ich nie selbst mit einem Zeugen oder Verdächtigen sprechen darf, sondern die entsprechenden Aussagen einfach in der Fallakte festgehalten werden. Stattdessen werde ich von Marcy beschimpft, wenn ich mal eine Frage falsch beantworte. Einige Übersetzungsfehler an rätselrelevanten Stellen trüben den Spielspaß zusätzlich. Mehr als eine knappe Stunde ist man pro Fall nicht beschäftigt. Im Anschluss kann man die Fälle nochmal explizit spielen, ich sehe aber keinen Grund, dies zu tun. Unsolved Crimes ist höchstens etwas für Genreliebhaber, die kein Adventure verpassen wollen. Bei Erfolg plant der Entwickler übrigens eine Spieleserie. Mögliche Schauplätze: Paris, Frankfurt, ...

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Tatortuntersuchungen, ...
  • ... die sich mit der Zeit leider abnutzen
  • fehlende Zeugenbefragung
  • hakelige Steuerung
  • kaum Soundkulisse