Als „Das Geheimnis der Mumie“ Ende 2002 fertig wurde, war der Nintendo DS mit seinen zwei Bildschirmen und dem Touchscreen noch Zukunftsmusik. In der Zwischenzeit hat sich Frogwares als produktiver Adventure-Hersteller etabliert, der bekannte Lizenzen wie Sherlock Holmes oder Dracula in meistens gute Genrevertreter verwandelt. In den DS-Markt steigt Frogwares jetzt ausgerechnet mit einer Portierung seines Debütprojektes ein, das deutlich schlechter war als spätere Frogwares-Titel. Wir haben uns die Mumienhatz trotzdem noch mal angeschaut und überprüft, wie der Übergang in die Handheld-Welt gelungen ist.
Am Spielinhalt hat Frogwares kaum etwas geändert. Meisterdetektiv Sherlock Holmes wird gebeten, im Anwesen des reichen Kunstsammlers Lord Montcalfe das mysteriöse Ableben des Hausherren zu untersuchen. Bei der Erkundung des Hauses, die völlig ohne den sonst nicht wegzudenkenden Dr. Watson stattfindet, bestaunt Holmes neben den zahlreichen ägyptischen Schätzen, die der Lord zu Lebzeiten zusammengetragen hat, eine umherwandelnde Mumie und allerlei Knobelaufgaben. Die PC-Version haben wir Mitte 2003 genau unter die Lupe genommen, in diesem Artikel wollen wir speziell auf die Besonderheiten der DS-Version eingehen.
Naheliegenderweise hat sich Frogwares dazu entschlossen, das eigentliche Spielgeschehen auf dem Touchscreen anzuzeigen und den Zweitmonitor für eine Darstellung des Inventars zu nutzen. Das Umschauen in den 360-Grad-Kulissen funktioniert mit dem Stylus, der in die Richtung gezogen wird, in die man schauen möchte. Interaktive Hotspots werden durch eine Änderung des „Mauszeigers“ angedeutet, interagieren darf man mit einer kurzen Berührung der entsprechenden Stelle.
Das Inventar wird mit Hilfe der Schultertaste auf den Touchscreen geschoben, wo man dann Gegenstände miteinander kombinieren oder in die Hand nehmen kann, um sie in der Umgebung einzusetzen. Die Steuerung funktioniert weitgehend reibungslos, das Egoadventure-Konzept wurde sauber auf die geänderten Geräteeigenschaften angepasst.
Das Spieldesign ist in der DS-Version in weiten Teilen unverändert geblieben. Ausnahmen gibt es jedoch: Einige Rätsel wurden entschärft, andere haben es gar nicht auf die Konsole geschafft. Motivation war zum einen wohl die behutsame Senkung des Schwierigkeitsgrades, zum anderen die Herstellung einer multilingualen Version. In der PC-Version gab es noch einige Rätsel, in denen Wortcodes entziffert und Sätze herausgefunden werden mussten. Diese entfallen, damit nicht eigene Rätsel je nach Sprachversion umgesetzt werden müssen. In der Summe tun die Veränderungen niemandem weh: Während einige Schnitte sinnvoll und nachvollziehbar sind, ist in anderen Situationen auch mal eine gute Idee unters Messer gekommen.
Grafiken und Sounds entstammen der englischen Version. Grafische deutsche Texte, wie es sie auf dem PC gab, und deutsche Sprachausgabe fehlen demnach. Die englischen Texte sind jedoch allesamt untertitelt. Da ohnehin kaum gesprochen wird, ist dieser Rückschritt aber auch für Fans deutscher Sprecher kein großes Manko. Das immergleiche Musikstück, das für den ägyptischen Flair sorgt, hatte schon 2002 für akustische Armut gesorgt. Schade, dass hier nicht mehr Abwechslung möglich war.
Zusammenfassend ist Sherlock Holmes DS eine gute Portierung eines schwachen Spiels. Wer einen historischen Blick auf die Anfänge von Frogwares werfen möchte, kann sich genauso gut für kleines Geld die PC-Version kaufen. Die neuen Rätsel sind jedenfalls keine 40 Euro wert und für die Zugfahrt gibt es zu viele bessere Alternativen, als dass man hier eine Empfehlung aussprechen könnte.
Auch beim zweiten Mal hat mir Das Geheimnis der Mumie nicht viel Spaß gemacht. Immerhin sind bei der Portierung auf den DS keine Fehler passiert, die das Spiel noch weiter abwerten würden. Auf Umsetzungen der deutlich besseren Spiele von Frogwares - produktiv sind die Jungs ja - wären mir aber deutlich lieber.
Adventure-Treff-Verein
IBAN: DE38 8306 5408 0004 7212 25
BIC: GENODEF1SLR