Fünf Jahre sind seit Future Games' Grusel-Adventure-Hit Black Mirror: Der Dunkle Spiegel der Seele vergangen. Fünf lange Jahre für Fans, die seit der ersten Stunde lauthals nach einem Nachfolger riefen. Als dann Anfang 2007 tatsächlich Black Mirror 2 angekündigt wurde, war die Freude groß, sollten jene Entwickler von Future Games erneut für spannende Adventure-Stunden sorgen. Es kam alles anders: Die Tschechen waren auf einmal nicht mehr am Projekt beteiligt, stattdessen stellte dtp 4Head-Studios als neuen Entwickler vor, die jedoch gegen Ende des gleichen Jahres Pleite gingen. dtp kaufte das insolvente Entwicklerteam, stellte es neu auf und nannte die Hannoveraner in Cranberry Production um. Sie zeichnen schließlich für die Entwicklung von Black Mirror 2 verantwortlich, in Zusammenarbeit mit KingArt, die das Design des Projektes in der Vorproduktion ausarbeiteten und zudem für etliche Dialoge verantwortlich sind. Ob so viele Entwicklerwechsel dem Spiel gutgetan haben? Zweifelsohne, Black Mirror 2 wurde ein Spiel, wie wir es uns wünschen: Spannend, wendungsreich, groß und schön, kurzum: Ein Fest für Adventure-Spieler.
Da wir euch möglichst wenig von der spannenden Story vorwegnehmen möchten, verraten wir nur das, was ohnehin schon aus unseren Previews bekannt war. Black Mirror 2 spielt zwölf Jahre nach den Ereignissen rund um den mörderischen Samuel Gordon, dessen tragisches Ende für offene Münder sorgte. Nun schreiben wir also das Jahr 1993 und lenken die Geschicke des Bostoner Physik-Studenten Darren Michaels - ein rational denkender junger Mann. Ein Einzelgänger, der aber nicht auf den Mund gefallen ist und mit seiner streckenweise grantigen Art schnell aneckt. Darren verbringt die Semesterferien bei seiner Mutter in Biddeford, einem verschlafen Örtchen an der Küste des US-Amerikanischen Ostküstenstaates Maine. Hier jobbt er für Fuller, Besitzer des einzigen Fotoladens weit und breit, ein Unsymphat wie er im Buche steht und den niemand gerne als Chef hätte. Eines Tages steht eine schöne Engländerin (kein Witz!) namens Angelina Morgan vor dem Fotoladen, in die sich Darren auf der Stelle verguckt. Doch nicht nur Darren interessiert sich für das junge Fräulein, die sich ihm als Geschichtsstudentin vorgestellt hat. So beobachten wir, wie ihr mehrmals ein fremder Mann auflauert. Als schließlich ein Mord und ein Unfall geschehen, von denen auch Darren unmittelbar betroffen ist, und ihn überdies alptraumhafte Visionen plagen, beschließt er, der Sache auf den Grund zu gehen, in der er viel tiefer drinsteckt, als ihm lieb sein kann. Über sechs Kapitel erwarten den Spieler gleichwohl spannende, wie motivierende Detektivarbeit, die Protagonist Darren auch zu den Ortschaften führt, wo schon Samuel Gordon wandelte, wie etwa das düstere Örtchen Willow Creek und natürlich auch Black Mirror Castle.
Black Mirror 2 ist so konzipiert, dass auch Serien-Neulinge ohne Probleme einsteigen und Spaß haben können. Kenner des Vorgängers werden jedoch zahlreiche Anspielungen und Bezüge auf den Erstling entdecken, die über die gesamte Spielzeit verteilt zu finden sind und nicht unwesentlich zur Stimmung beitragen. Schon das Intro, dessen Szenen teilweise im Teaser zu sehen sind, entlockt Kennern ein ungläubiges Staunen, alle anderen sehen einfach nur einen Mann, der seine Frau in den kaltblütig in Brand gesteckten Gemächern eines großen Schlosses zurücklässt, anschließend aber zu Sinnen kommt und seine Tat bedauert. Das war England im Jahr 1969, zwölf Jahre vor Black Mirror 1, 24 Jahre vor Black Mirror 2. Dass die Handlung zwölf Jahre nach Black Mirror 1 angesiedelt wurde, ist kein Zufall, denn jedes Mal, wenn das Dutzend voll ist, wirft der Fluch der Gordons seine Schatten voraus. Es Geschehen unheilvolle Dinge…
Dann wird der Bildschirm schwarz, wir befinden uns im Jahr 1993, Biddeford, Maine – USA. Das Spiel beginnt.
Zu Anfang dürft ihr zwischen zwei Schwierigkeitsgraden wählen, leicht oder normal. Sie unterscheiden sich nicht etwa wie bei Monkey Island 3 in der Rätseldichte, die leichte Version aktiviert jedoch zusätzliche Spielhilfen und Tipps, die bei Bedarf das Tagebuch, welches Darren akribisch führt, zur quasi mehrstufigen Komplettlösung ausbauen. Kommt ihr nicht weiter, hilft ein Blick hinein. In seiner Grundfunktion dient das Tagebuch dazu, den Spieler über nahezu alle Storyfortschritte und Rätsel auf dem Laufenden zu halten - natürlich ohne vorwegnehmende Informationen. Über einen Klick auf die Pfeile, welche sich unter den Einträgen befinden, veranlasst ihr Darren dazu, sich weiter Gedanken über den jeweiligen Punkt zu machen. Dadurch kommen neue Texteinträge hinzu, die Denkanstöße oder gar konkrete Lösungsvorschläge liefern. Eine andere Spielhilfe ermöglicht es euch, „Spezialrätsel“ direkt zu überspringen. Mal muss ein zerrissener Brief durch korrekte Anordnung der Schnipsel lesbar gemacht werden, mal öffnet ihr eine verschlossene Truhe durch Nachspielen einer kurzen Melodie, deren korrekten Notenabstand ihr einhalten müsst, und an anderer Stelle entschlüsselt ihr einen Türcode durch das Aufeinanderlegen von Strichmustern, die nur in einer bestimmten Anordnung eine sinnvolle Ziffernfolge ergeben. Man könnte kritisch hinterfragen, warum die Entwickler überhaupt solche Rätsel mit Minispiel-Charakter einbauen, da jene in der Adventure-Gemeinde ohnehin schon zwiespältig aufgenommen werden. Es ist einfach eine Designentscheidung, die von Game-Director Achim Heidelauf so getroffen wurde, weil es auch schon im ersten Black Mirror solche Rätsel gab. Die Möglichkeit zum Überspringen ist aber sinnvoll, da ein oder zwei der „Spezialrätsel“, von denen es circa ein Dutzend gibt, nicht gerade leicht zu durchschauen sind. Wählt man zu Beginn den normalen Schwierigkeitsgrad sind die Hilfefunktionen abgeschaltet, über das Optionsmenü jedoch jederzeit nachträglich aktivierbar.
Besser machen es die zahlreichen normalen Rätsel, von denen viele durch hohe Qualität und Abwechslungsreichtum glänzen. Hier alle positiven Beispiele anzuführen würde den Platz eindeutig sprengen, gefallen hat uns aber, dass die meisten Kopfnüsse mehrstufiger Natur sind, das heißt, dass fast immer mehrere Aktionen nötig sind, um ein bestimmtes Ereignis herbeizuführen. Relativ zu Beginn des Spiels müssen wir in den Geheimraum einer Person gelangen, die wir an dieser Stelle nicht nennen wollen. Um jedoch ungebetene Gäste fernzuhalten, wurde dieser Raum hermetisch abgesichert, unter anderem mit einer unter den Bodendielen eingelassenen Personenwaage. Wir müssen also das Gewicht der besagten Person in Erfahrung bringen, nur wie tun wir das, wenn sie oder er durch Messerstiche zerlöchert in der bewachten Leichenhalle des Krankenhauses liegt? Die Lösung wollen wir euch natürlich nicht verraten, ihr seht aber, dass man sich originelle Sachen hat einfallen lassen, um den Spieler bei Laune zu halten.
An manchen Stellen, und das kennen wir bereits aus Black Mirror 1, kann man sterben. Solche Instant Deaths kommen oft unvorbereitet, frustrieren aber nicht, da automatisch ein Savegame direkt vor der jeweiligen Szene angelegt wird. In einer Location, die Kennern des Erstlings vertraut sein dürfte, verschlägt es Darren nach Wales, wo er einen Weg in ein verlassenes Geheimlabor finden muss. Der Eingang befindet sich in einem einsturzgefährdeten Mausoleum unter einer Zentner schweren Grabplatte, die wir mit einer abenteuerlich zusammengebastelten Flaschenzugkonstruktion weghieven. Auf die richtige Lösung kamen wir aber erst im zweiten Anlauf, da wir zunächst mit einem anderen Hotspot interagierten, der aber die Decke zum Einsturz brachte.
Den Entwicklern gelang es ganz hervorragend den Spieler an die Geschichte von Black Mirror 2 heranzuführen und vor allem in die Spielwelt zu integrieren. So löst man zu Beginn des Spiels eher einfache Aufgaben, etwa Botengänge für den übellaunigen Chef. Dabei verstrickt man sich aber in diverse Konversationen mit Biddefords Einwohnern, etwa dem blinden Kriegsveteranen Eddie, Dr. Newhouse, Oberarzt des örtlichen Gesundheitscenters, oder der tratschigen Nippesverkäuferin Rosie. Hintergrundinformationen zur Person Darren erfahrt ihr nur, wenn ihr ordentlich mit den Bewohnern quatscht oder euch viele Gegenstände anschaut und auch mal mittels der rechten Maustaste mehrmals darauf klickt, um Zusatzinformationen zu erhalten. Darren hat viel zu erzählen, wenn ihr in lasst. Und dazu kann man nur raten, denn das ist es auch, was das erste, vielleicht sogar das zweite Kapitel will. Ihr seid quasi selbst dafür verantwortlich, in die Story einzutauchen, Darrens Hintergründe, die Geschichte seiner Mutter usw. zu erfahren. Am Dialogssystem hat sich gegenüber dem Vorgänger nichts geändert. Symbole zeigen die zur Auswahl stehenden Themenblöcke an, den genauen Inhalt erfährt der Spieler aber erst, wenn die Worte Darrens Lippen verlassen.
In Black Mirror 2 gibt es sehr viele Hotspots, viele davon sind reine Zierde. Darren kommentiert sie aber mit darauf zugeschnittenen Kommentaren. Die Szenerie wird dadurch noch glaubwürdiger als ohnehin schon. Darren macht sich Gedanken über seine Umgebung und lässt den Spieler daran teilhaben. Natürlich werden Ungeduldige Dialogzeilen überspringen, sie bringen sich aber um das Spielerlebnis, dessen Höhepunkt die dichte Atmosphäre ist, die man in aller Ruhe auf sich wirken lassen sollte. Als beispielsweise Darrens Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wird, läuft er im Wartezimmer nervös auf und ab, ist grantig zur Krankenschwester und fragt, wann er denn endlich zu seiner Mom dürfe, setzt sich genervt hin und steht kurz darauf wieder auf. So vergeht circa eine Spielminute in der sich der Spieler zurücklehnen kann, aber dennoch Spannung aufgebaut wird. Ihr werdet jedoch nicht gezwungen zu warten, wer gleich wissen will wie es weitergeht, bricht die in Spielgrafik gehaltene Sequenz ab.
Im Gespräch mit Achim Heidelauf, Game Director von Black Mirror 2, teilte er uns mit, dass circa 100.000 Wörter gesprochen werden, ein durchschnittliches Adventure habe in etwa 70.000. Beeindruckende Zahlen, die abschrecken können. Sollten sie aber nicht. Wir freuen uns, dass in einem Adventure endlich mal wieder viel geredet wird. Gut ist auch, dass immer mal wieder Hinweise auf die richtige Lösung der Rätsel gegeben werden. Einmal mussten wir zum Beispiel einen Hotelier ablenken, um einen Zimmerschlüssel zu stehlen. Wir versuchten es mit der Brechstangemethode und kombinierten Streichhölzer mit einem Bücherregal, woraufhin uns die Spielfigur entgegnete, dass er kein Brandstifter sei, die Idee jedoch in die richtige Richtung ginge.
Gut gelöst haben die Entwickler das Übersichtsproblem, das bei zu vielen Hotspots aufkommt. Hier färbt sich der Mauszeiger bei einem Mouseover rot, sofern es was zu sagen gibt. Fällt Darren nichts mehr dazu ein, ergraut die Maus. Dieser Hotspot wird später auch nicht mehr reaktiviert und kann als „abgearbeitet“ angesehen werden. Gegenstände, die anwählbar bleiben, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht benutzt werden können, bleiben beim Mouseover rot. Man weiß, dass es hier noch etwas zu tun geben wird. Natürlich ist überdies auch die gewohnte Hotspotanzeige vorhanden. Nun gibt es nicht nur viele Hotspots, Darren schleppt auch ungewöhnlich viele Items mit sich rum, sodass die Inventarleiste, welche sich am unteren Bildschirmrand versteckt, manchmal gut und gerne um die 30 Gegenstände fasst. Auch hier trägt eine clevere Designentscheidung zur Übersicht bei, damit das Ganze nicht zur Klickorgie verkommt a lá „Kombiniere Gegenstand A mit Objekt A-Z".
Fahrt ihr mit dem Mauszeiger über einen Hotspot und betätigt das Mausrad eures elektronischen Nagers, blättert ihr eure Inventarleiste durch. Der Mauszeiger nimmt hierbei die Form des jeweiligen Items an. Kombinationen ohne Sinn bleiben grau, richtige Kombinationen erkennt ihr am roten Mauszeiger, Dinge die theoretisch Sinn machen, werden auch farblich unterlegt, Darren begründet dann aber warum er es lieber anders versuchen würde. Grundsätzlich muss man Gegenstände mehrfach anklicken. Der erste Klick dient meist einem Kommentar, beim zweiten Klick nimmt er Sachen auf. Das ist nicht immer so, aber oft genug und Rechtsklicke schaden ebenfalls zu keiner Zeit, damit Darren die Items nochmal unter die Lupe nimmt. Lauffaule Abenteurer freuen sich über die Karte, um schnell von einem Ort zum anderen zu wechseln, dafür lässt sich Darren innerhalb der zahlreichen scrollenden Locations höchstens zu gehobenem Schritttempo überreden, je nachdem wie weit der Mauszeiger beim Klick von Darren entfernt war. Bei kurzer Distanz schlendert er eher gemächlich. Umso ungewohnter mutet es an, wenn ihr auf einen Hotspot doppelklickt, dann "springt" der Charakter direkt dorthin. So etwas kennt man aus anderen Adventures eigentlich nur durch Doppelklick auf Ausgänge. Auch etwas merkwürdig erscheint, dass der junge Physiker Objekte gleich an Ort und Stelle kommentiert und nicht etwa erst zum Hotspot läuft. In Anbetracht der Fülle an Gegenständen aber insgesamt eine verständliche und nervenschonende Designentscheidung.
Selten bewies ein Adventure so viel Liebe zum Detail, wie wir sie bei Black Mirror 2 finden. Fangen wir bei Kleinigkeiten wie wechselnder Kleidung an: Mal trägt der Student eine Sweatshirt-Jacke, bei Regen packt er sich in einer warmen Jacke ein. Auch verändert sich sein Zwirn entsprechend der Witterung. Regnet es, wird er sichtbar nass, macht sich Darren schmutzig, zum Beispiel als er bis zu den Knien im Sumpf steht, sieht man das seinen Hosen auch an. Nicht nur Darrens Kleidung wechselt, auch einzelne Locations, die man mehrmals besucht, präsentieren sich jedes Mal ganz unterschiedlich. Die Sonne bekommt ihr in Cranberrys Werk nur selten zu Gesicht, meist ist es düster, bewölkt und regnerisch. Klar, Gruselwetter passt am besten zu einem Black Mirror. Wunderbar, dass es technisch so toll umgesetzt wurde, wenn etwa der Regen peitscht und bedrohlich große, graue Wolkenberge am Himmel vorüberziehen und die Bäume durch den Wind mitschwingen.
Eines der grafischen Highlights ist das Örtchen Willow Creek. Einerseits ist es faszinierend zu sehen, wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, sowohl optisch als auch dessen Bewohner. Und so viel sei vorweggenommen, man trifft auf so manch alten Bekannten. Andererseits beeindrucken die bloßen grafischen Details, wie die Beleuchtung durch Straßenlaternen und den Lichtern der Häuser, Schattenwürfe oder etwa der plätschernde Fluss, der das Dorf in zwei Hälften teilt. Ganz Willow Creek ist übrigens eine einzige scrollende Location, eine unter vielen, die gerne mal ungefähr das Doppelte der Bildschirmbreite in Anspruch nehmen.
Nettes Detail am Rande: Die Anfangslocation Biddeford existiert tatsächlich, das Krankenhaus übernahm man eins zu eins ins Spiel, andere Szenen wurden etwas verkitscht ins Spiel transportiert. Cut-Scenes, Close-Ups und intelligente Kameraperspektiven lockern das Geschehen auf. Auch die Charakteranimationen können sich sehen lassen, obwohl diese nicht immer ganz gelungen sind. Nicht selten wirkt die Gestik zum jeweils gesprochenen Wort leicht übertrieben, doch das ist tatsächlich Meckern auf sehr hohem Niveau. Erheblich zur Glaubwürdigkeit beizutragen vermag die Tatsache, dass jede Aktion Darrens und der anderen Figuren entsprechend animiert wurde, das heißt wenn er Items nimmt oder Türen öffnet, dann bewegen sich auch die Hände zum Gegenstand.
Nichts wurde dem Zufall überlassen, die akustische Untermalung bildet da keine Ausnahme und so verwundert es wenig, dass neben unseren Augen, auch die Gehörgänge verwöhnt werden. Für die Synchronisation engagierte man einige talentierte Sprecher. Tim Knauer, bekannt aus Fernsehserien wie Hallo Robbie oder Hör mal wer da hämmert in der Rolle von Darren Michaels. Eric Schäffler vertont Darrens Boss Fuller und der hübschen Angelina leiht Eva Michaelis ihre Stimme. Sie selbst ist etwa als Synchronsprecherin von Jodi Lyn O'Keefe bekannt, die in der US-Serie Prison Break das Gretchen Morgan mimt. Ein besonderes Anliegen der Entwickler war es, die Dialoge so authentisch wie möglich zu gestalten. Die Sprachausgabe wirkt daher auch nicht so glattgeschliffen wie in manch anderem Adventure, daher hört ihr öfters mal Umlaute, das böse F-Wort oder andere explizite Ausdrücke des alltäglichen Sprachgebrauchs. Alles in allem bewegt sich die Sprecherleistung auf einem hohen Niveau, Eric Schäffler übertreibt es unserer Meinung aber ein wenig mit der kotzigen Art Fullers, sodass dessen Stimme arg unnatürlich wirkt. Schön: Wiederkehrende Charaktere aus Teil 1, Murray beispielsweise, der nun ein Hotel in Willow Creek leitet, sprechen mit denselben Stimmen wie schon im Jahr 2004. Insgesamt kamen etwas über zehn Stunden Sprachausgabe zusammen, es existieren etwas über 40 sprechende Charaktere und ungefähr 15 sogenannte Platzhalter, die zu atmosphärischen Zwecken platziert wurden, jedoch nicht ansprechbar sind.
Besitzer von Breitbild-LCDs freuen sich über Auflösungen von bis zu 1920x1080. Bei unserem 22-Zoll-Test-Bildschirm waren aber an den Rändern links und rechts circa zwei Zentimeter breite schwarze Balken zu sehen, sodass nicht die volle Bildschirmbreite ausgenutzt wurde. Optimal zur Geltung kommt die Optik bei einer nativen Breitenauflösung von 1280 Pixeln, da die Hintergründe in 1280x800 gerendert wurden.
Für die Musik zeichnen die in Hamburg ansässigen Periscope Studios verantwortlich. Saubere Arbeit haben sie dort geleistet, denn Black Mirror 2 hört sich einfach gut an. Nettes Detail: Je nach Untergrund, auf dem sich Darren bewegt, fallen auch die Laufgeräusche anders aus. Holz hört sich nicht an wie Beton, Beton nicht wie Schotter, usw. Hintergrundmusiken gibt es auch ab und zu, passend zur jeweiligen Situation mal ganz ruhige Klaviertöne, mal schräge Klampfenzupfer oder antreibende Trommeln. Geräusche wie zirpende Grillen, Vogelgezwitscher oder plätscherndes Wasser sind selbstverständlich auch mit von der Partie.
Neben den ganzen technischen Finessen war man sich nicht zu schade noch ein paar nette Goodies auf die DVD zu packen. Echte Black Mirror-Veteranen wählen zum Beispiel den originalen Mauszeiger aus Teil 1, Sammler machen sich Darrens ständigen Begleiter, die Kamera, zum Werkzeug, um Fotos und Artworks freizuschalten, indem sie im Spiel bestimmte Personen und Gegenstände fotografieren. Ein Jingle und ein kurz eingeblendetes Symbol am Bildschirmrand machen deutlich, wenn es neue Extras gibt, die über das Hauptmenü angewählt werden können. So betrachtet ihr bereits gesehene Videos oder zockt die „Spezialrätsel“ noch einmal, nachdem ihr sie im Spiel absolviert habt.
Das Warten hat sich gelohnt. Black Mirror 2 überzeugt auf gesamter Linie. Eine dichtere Atmosphäre werdet ihr außer im Vorgänger bei kaum einem Adventure finden und endlich wird in einem Grafik-Adventure auch mal wieder richtig viel geredet. Bis auf ganz wenige unpassende Sprechrollen gibt es am Sound nichts auszusetzen. An der Optik sowieso nicht, denn die wirkt wie aus einem Guss. Ebenfalls auf konstant hohem Niveau sind die Rätsel. Bei der Hülle und Fülle an Aufgaben verzeihen wir die paar weniger lustigen „Spezialrätsel“ sowie eine Labyrinth-Passage, bei der wir den Ausgang nur durch Zufall fanden.
Mein zweiter Ausflug nach Black Mirror Castle hat mir mindestens genauso gut wie der erste gefallen. Ich mag den neuen Charakter Darren, der zwar nicht Samuel Gordons Melancholie und Kälte besitzt, dennoch ausgezeichnet ins Black Mirror-Universum passt. Atmosphärisch brillant, mit einigen Storytwists aufwartend, angenehm langer Spielzeit von deutlich über zwölf Stunden, überzeugte mich das 2,5D-Adventure vollkommen.
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