Test

von  chrissummers
22.07.2009
The Blackwell Convergence
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Nicht immer sind Geistergeschichten gruselig. Manchmal sind sie eher nachdenklich, melancholisch und in hohem Maße berührend. Diese bittersüße Mischung gab es bereits in den ersten beiden Blackwell-Titeln des Ein-Mann-Unternehmens Wadjet Eye zu bewundern. Beim Beginn der Serie, The Blackwell Legacy, lernte man Rosangela Blackwell, eine junge Journalistin, kennen, welche ihre plötzlichen übernatürlichen Fähigkeiten entdeckte. So kann sie Geister sehen und ebenso mit ihnen sprechen, doch das kommt nicht von ungefähr. Bereits ihre Tante, die sich nach dem Tod von Rosangelas Eltern um sie kümmerte, war ein Medium. Doch in The Blackwell Legacy lernte Rosangela nicht nur ihr Erbe und ihre Rolle kennen, sondern ebenfalls den längst verstorbenen Joey Mallone, der ihr nicht von der Seite weicht. Zusammen helfen sie verwirrten Seelen, die zwischen der Welt der Lebenden und der der Toten gefangen sind, Frieden zu finden und ins Jenseits zu gelangen. Im zweiten Teil, Blackwell Unbound, wurde dann ein Blick auf bereits Vergangenes geworfen und erzählt, wie es ihrer Tante Lauren erging und wie diese mit Joey zusammenarbeitete. The Blackwell Convergence geht nun wieder auf Rosa als Medium ein und stellt die junge Frau und ihren toten Freund vor neue Aufgaben.

Rosa und ihre Geister

Aufgrund der jüngsten Ereignisse hat sich Rosa dazu entschieden, ihren Job bei der Zeitung 'Village Eye' aufzugeben und sich als Buchautorin zu versuchen. Sie plant über die Erfahrungen, die sie an der Seite von Joey und im Umgang mit anderen Geistern macht, zu schreiben. Und so schreitet man zu Beginn des Spiels auch sofort zur Tat und soll einem verzweifelten Geschäftsmann helfen, der damit droht, aus dem Fenster des 35. Stockwerks zu springen. Sein Problem an dieser Sache ist, dass er bereits gesprungen ist, doch davon nichts mehr weiß. Oder doch nur gefallen? Oder anderes? Um das herauszufinden, muss er erst einmal von der Tatsache überzeugt werden, dass Selbstmord keine Lösung ist – erst recht für einen Geist. Der Spieler kann nun Joey auf den Fenstersims hinausschicken und versuchen, mit ihm den Mann davon zu überzeugen, hinein zu Rosa zu kommen. Joeys ganz eigene, sarkastische Art kommt in diesen Dialogen bereits zu Beginn des Spiels gut zur Geltung und sorgt für den einen oder anderen Schmunzler. Hat man dem Geschäftsmann geholfen, geht es zurück nach Hause in Rosas Apartment. Doch kaum angekommen, fällt ihr eine Verabredung mit einer Freundin in einer Kunstgalerie ein, die noch besucht werden muss. Bei dieser Ausstellung lernt sie dann auch jemanden kennen, der eine Geistergeschichte zu erzählen hat. Ein Schauspieler, der vor einiger Zeit an einem Herzanfall starb, soll täglich an einer Brücke im Park zu hören sein. Das klingt nach einem Fall für Rosa und Joey. Am nächsten Tag ist der Geist auch schnell ausfindig machen. Doch wieso genau er starb und was ihn daran hindert Frieden zu finden, ist ungewiss und erfordert mehr als ein einfaches Gespräch. Es müssen Nachforschungen angestellt, Informationen gesucht und Hinweise gefunden werden, sowohl mit Rosa als auch mit Joey.

Redend zum Erfolg

Spielerisch ist dabei im Vergleich zu den ersten beiden Blackwell-Spielen vieles beim Alten geblieben. Die Steuerung ist klassisches Point & Click, Linksklick für Interaktion mit einem Objekt oder einer Person, Rechtsklick um etwas zu betrachten und eine Beschreibung zu erhalten. Im Inventar können Gegenstände miteinander kombiniert werden, ebenso befindet sich dort der Notizblock, in dem alle wichtigen Stichpunkte und Informationen zu finden sind. Entweder per Mausklick im Inventarmenü oder per Tabulatortaste wechselt man von Rosa zu Joey und zurück. Der fliegende Wechsel und die Interaktion zwischen den beiden Protagonisten hat dabei nicht nur hohen Unterhaltungswert, sondern wird ständig durch das originelle Rätseldesign gefordert. Einige Aufgaben kann jeweils nur einer der Beiden erledigen, allerdings ist der Schwierigkeitsgrad in vielen Fällen eher als gering zu bewerten. Das kommt auch dadurch, dass viele Rätsel in Dialogen gelöst werden können und Inventarrätsel eher selten sind. So werden im Gespräch zwischen Rosa und Joey zum Beispiel miteinander Puzzleteile zusammengesetzt und weitere Pläne geschmiedet. Allgemein stehen dem Spieler in Dialogen, je nach Gesprächspartner, meist mehrere spezifische Gesprächspunkte zur Verfügung, außerdem können Themen aus dem Notizblock angesprochen werden.

Augen zu, Ohren auf

Neben der klassischen, vor allem aus älteren Adventures bekannten Spielmechanik, präsentiert sich die Blackwell-Serie auch grafisch eher altbacken. Die maximale Auflösung beträgt 640x480 Bildpunkte und wenngleich der vorhandene Platz gut genutzt wird, wirkt der Stil anfangs gewöhnungsbedürftig. Die Zweifel aufgrund des visuellen Eindrucks sind jedoch schnell vergessen, wenn die erstklassig vertonten Mono- und Dialoge ertönen. Die Sprecher sind ausnahmslos gut gewählt und wirken zu jeder Zeit authentisch, so dass das Spiel mit jeder Unterhaltung an Charme sowie Atmosphäre gewinnt. Allem voran die schmissigen Kommentare von Joey Mallone sorgen für Erheiterung, aber auch ernste, tragische Momente werden gekonnt in Szene gesetzt. Unterstützend wirkt dabei die größtenteils stimmungsvolle Musik, die der jeweiligen Umgebung angepasst ist und den Grundtenor so gut wie immer zu unterstreichen vermag ohne dabei auf die Nerven zu gehen

Fazit:

Indie-Entwickler Dave Gilbert hat es geschafft, ein atmosphärisches Adventure mit viel Wiedererkennungswert zu erschaffen. Zusammenfassend lässt sich vor allem feststellen, dass The Blackwell Convergence, genau wie die zwei Vorgänger, ein liebevoll gemachtes Adventure ist, welches seine Stärken gekonnt ausspielt. Wenn auch die Grafik als zweckmäßig und sicher nicht als hübsch zu bezeichnen ist, sind sämtliche Sprachaufnahmen und zeitweise ebenfalls die Musikuntermalung besser als bei großen Konkurrenztiteln. Schade ist nur, dass die Spielzeit wieder einmal recht gering ausfällt. Jedoch ist The Blackwell Convergence schließlich auch kein Vollpreisspiel und für das Gebotene bezahlt der Spieler sicherlich nicht zu viel. Wer also über diese kleinen Mankos hinwegsehen kann, der sollte nicht zögern The Blackwell Convergence probezuspielen – es lohnt sich. Die Vorgänger sind übrigens nicht unbedingt zum Spielen erforderlich, bezüglich des Verständnisses jedoch hilfreich.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

In diesem Spiel steckt Herzblut, das merkt man an jeder Ecke. Zum Beispiel, wenn der längst verstorbene Schauspieler in Geisterform seine Einsätze probt und dann anfängt zu pfeifen und als Untertitel „aimless whistle“ zu lesen ist. Solche Kleinigkeiten und der Wortwitz, mit dem vor allem Joey um sich schlägt, machen das Spiel zu etwas Besonderem.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • intelligente Dialoge
  • authentische englische Synchrosprecher
  • dichte Atmospäre
  • Spielmechanik und Rätseldesign greifen ineinander
  • Grafik nicht zeitgemäß
  • Schwierigkeitsgrad kaum fordernd