Test

von  Michael Stein
16.05.2010
Puzzle Bots
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Nachdem Dave Gilbert mehrere eigene Werke unter seinem Firmennamen Wadjet Eye Games entwickelt hat, kündigte er im letzten Jahr an, in Zukunft auch als Publisher für andere Entwickler aktiv zu werden. Der Erstling sollte Erin Robinsons Puzzle Bots sein. Die Entwicklerin firmiert als Lively Ivy und hat bereits einige Freeware-Titel veröffentlicht, darunter auch Nanobots, ein rätselbasiertes Adventure um eine kleine Schar von Miniatur-Robotern. Auch Puzzle Bots bedient sich dieses Spielprinzips.

Aller Anfang ist schwer

Puzzle Bots wurde nicht komplett von Erin Robinson entwickelt. Von ihr stammen ein Großteil der Grafik, das Spielkonzept und das Rätseldesign. Die Programmierung übernahmen Dave Gilbert und seine Frau und auch sonst erhielt sie einiges an Hilfe aus dem Umfeld des Adventure Game Studio. Der Schauplatz des Spiels ist eine Roboterfabrik, in der Dr. Hugo das Sagen hat. Er beschäftigt hier ein Team genialer Erfinder, von denen jeder einen Miniatur-Roboter entwickelt hat. Fertiggestellt sind davon zu Beginn zwei, die auf die Namen Hero und Ultrabot hören. Ultrabot sieht ein wenig aus wie ein Bagger, er fährt auf Ketten und hat einen Greifarm, der aber im Spiel nicht benutzt werden kann. Seine Aufgabe besteht im Wesentlichen darin, Gegenstände zu bewegen. Hero hingegen ist in der Lage, Gegenstände aufzunehmen und an anderer Stelle zu platzieren. Außerdem ist er sehr neugierig und abenteuerlustig. Untergebracht sind die Roboter in einer Glaskuppel, deren Eingang durch Laser-Barrieren geschützt ist. Doch kaum sind die beiden Metall-Racker unbeaufsichtigt, findet Hero auch schon einen Weg, das Gefängnis zu verlassen und die beiden büxen aus, um Abenteuer zu erleben.

Kein Adventure ohne Story

Wer von Puzzle Bots eine Aneinanderreihung von rätselbasierten Levels erwartet, wird eines Besseren belehrt. Das Spiel verfügt durchaus über eine Geschichte, denn in der Roboterfabrik ist etwas faul. Das merkt man spätestens an den ersten Zwischensequenzen, die vermuten lassen, dass Dr. Hugo etwas im Schilde führt. Im späteren Verlauf spitzt sich die Geschichte zu und bringt unsere Miniaturhelden in eine Lage, in der sie auf sich allein gestellt sind und Schlimmeres verhindern müssen. Man kann nicht unbedingt behaupten, dass die Geschichte von Puzzle Bots ein Meisterwerk der Literaturgeschichte ist; man hat eher das Gefühl, dass sie eigentlich nur unterhalten will. Zumindest dient sie aber als Mittel zum Zweck, nämlich um den Spieler zum Weiterspielen zu motivieren, was ihr auch gelingt. Letztendlich stehen bei Puzzle Bots aber die Rätsel im Vordergrund und hier kann das Spiel auch gut punkten.

Die Antwort auf den Ruf nach Innovation?

Puzzle Bots wird ausschließlich mit der Maus und nur mit einer Maustaste gespielt. Das bedeutet aber nicht, dass die Interaktionsmöglichkeiten eingeschränkt sind, sie wurden lediglich auf die Spielfiguren verteilt. Im Grunde ist das ein cleverer Trick, denn dadurch ist es möglich, verschiedene Handlungen auszuführen, ohne dem Spiel selbst die Entscheidung zu überlassen, welche Aktion gerade die sinnvollste ist. Durch das recht geschickt umgesetzte Level-Design wurden außerdem Möglichkeiten geschaffen, Handlungen von Objekten zu trennen. Denn wenn der Roboter, der die gerade sinnvolle Aktion ausführen könnte, das Objekt nicht erreichen kann, muss erst ein Weg geschaffen werden, ihn dorthin zu bekommen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Roboter-Dame Ibi. Sie kann Objekte an sich binden und durch die Gegend ziehen - allerdings nur unter Wasser. An Land rollt sie sich zu einer Kugel zusammen. Dort kann sie sich zwar bewegen, aber keine Aktionen durchführen. Will man ein Objekt mit Ibi manipulieren, muss man entweder das Objekt ins Wasser schaffen oder die Umgebung des Objekts fluten. Gleiches gilt für Kevin, einen Roboter, der mit einem Flammenwerfer ausgestattet ist. Liegt das Objekt, das Kevin befeuern soll, unter Wasser, muss es erst an Land gebracht werden oder man muss einen Weg finden, das Wasser abzulassen.

Wie hält man ein Rudel Metallkinder im Zaum?

Die Steuerung von Puzzle Bots geht einfach von der Hand. Da nur mit einer Taste gespielt wird, sind für alle relevanten Aktionen Schaltflächen vorhanden. Am unteren Bildrand befinden sich fünf Laschen, eine für jeden Roboter. Mit ihnen wird die Spielfigur gewechselt, es ist aber auch möglich, den Roboter direkt anzuklicken, sofern er sich gerade im Bild befindet. Am linken unteren Bildrand befindet sich ein Hint-Button. Wird dieser angeklickt, fangen die Roboter an, über das aktuelle Problem zu diskutieren, wodurch der Spieler kleine Hinweise enthält. Ganz aufgelöst werden die Rätsel nie, es kommt aber vor, dass es für das gleiche Rätsel mehr als nur einen Hinweis gibt. Rechts unten sitzt der Menü-Knopf, der den Menü-Bildschirm öffnet. Hier kann geladen, gespeichert oder das Spiel beendet werden. Auch die Sound-Optionen können aus diesem Menü heraus eingestellt werden. Interessant hierbei ist, dass die Lautstärke für die Musik, die menschliche Sprachausgabe und die Geräusche der Roboter getrennt eingestellt werden kann. Ein weiterer Knopf ist mit ""Extras"" betitelt. Dabei handelt es sich um eine Besonderheit von Puzzle Bots. Im Laufe des Spiels können bis zu acht Bonus-Gegenstände eingesammelt werden. Beim Anklicken der Extras wird ein weiterer Bildschirm geöffnet, auf dem diese acht Gegenstände, sofern man sie gefunden hat, dargestellt sind. Klickt man nun auf einen der Gegenstände, kann man sich einen Satz Konzeptzeichnungen ansehen.

Im Spiel gilt Point-and-Click. Klickt man auf eine Stelle im Bildschirm, läuft der gerade aktive Roboter dort hin, sofern der Weg nicht blockiert ist. Sofern gerade Hero oder Ibi aktiv sind, kann man auf ein bewegbares Objekt klicken, das diese dann mit sich herumtragen. Da die beiden jeweils nur ein Objekt tragen können, erscheint dieses als Icon über ihrem Kopf. Klickt man dieses Icon an, wird der Gegenstand wieder weggeworfen. Auf die gleiche Weise operieren auch die anderen Roboter. Man klickt einfach auf ein Objekt in der Spielwelt. Wenn Kevin aktiv ist, wird er mit dem Flammenwerfer darauf losgehen, ist Bomchelle aktiv, wirft sie eine Bombe darauf und Ultrabot fährt einfach dagegen.

Verwirrung entsteht allerdings, wenn ein Roboter vor einem Objekt steht. Das kommt bei fünf Robotern auf dem Bildschirm natürlich des Öfteren vor. Auch wenn man meint, das Objekt angeklickt zu haben, kann es sein, dass man dennoch den davor stehenden Bot erwischt hat, der dann aktiv wird. Um die Aktion zu wiederholen, muss natürlich zuerst wieder zu dem Roboter zurückgeschaltet werden, mit dem man die Aktion ausführen wollte. Das kann an einigen Stellen den Spielfluss bremsen, ansonsten ist an der Steuerung aber nichts auszusetzen. Sie geht flüssig von der Hand und ist intuitiv.

Und wie hört sich das an?

Die Musik von Puzzle Bots ist schwer zu beschreiben. Sie ist stark synthetisch, erinnert an 80er-Retropop und passt irgendwie zum Spiel. Die Stücke sind abwechslungsreich, wenn auch teilweise etwas eintönig. Sehr gut gelungen ist die Sprachausgabe. Die Sprecher konnten ihre Figuren gut besetzen und auch die Betonung ist größtenteils gelungen. Vor allem merkt man nicht auf Anhieb, dass einige Sprecher gleich zwei Rollen sprechen. Viel Sprachausgabe ist allerdings nicht enthalten, da die Roboter selbst nicht sprechen. Das tun nur die Menschen und die agieren fast nur in den Zwischensequenzen. Die Roboter machen eher Geräusche, wie Roboter das in klassischen Science-Fiction-Filmen eben tun, ihre Kommentare sind dabei untertitelt. R2D2 aus Krieg der Sterne dürfte wohl am ehesten für die Vertonung der Miniatur-Helden Pate gestanden haben. Auch die restlichen Soundeffekte gehen absolut in Ordnung.

Und wie sieht das aus?

Der größte Kritikpunkt an Puzzle Bots ist wohl auf den ersten Blick die Grafik. Dabei ist diese nicht mal unbedingt schlecht, sie entspricht nur in keiner Weise dem heutigen Standard. Die Auflösung beträgt 640x480 Bildpunkte, was bei der voreingestellten DirectX-9-Unterstützung auf modernen Flachbildschirmen problematisch sein kann. Denn wenn diese Auflösung vom Monitor nicht unterstützt wird (was heute keine Seltenheit mehr ist), weigert sich das Spiel, überhaupt erst zu starten. Hier hilft nur, im Spielverzeichnis das Konfigurationsprogramm winsetup.exe zu starten und von DirectX-9 auf DirectX umzustellen. Dadurch ergeben sich aber Nachteile in der Darstellung. Eine optimale Unterstützung für aktuelle Monitore bringt Puzzle Bots also nicht mit, von Breitbildunterstützung ganz zu schweigen.

Die Hintergründe von Puzzle Bots sehen etwas blass aus. Allerdings sind sie recht detailliert, was ihnen, und damit dem ganzen Spiel, einen sehr eigenen Charme verleiht. Man gewöhnt sich im Laufe des Spiels daran, vor allem deshalb, weil das Spiel es schafft, das Augenmerk immer wieder auf die Rätsel zu lenken. Insgesamt kann man ruhigen Gewissens sagen, dass die Hintergrundgrafiken ihren Zweck ausreichend erfüllen. Etwas weniger schön sind die Animationen. Während die Roboter noch recht nett animiert sind, sieht es bei den menschlichen Spielfiguren nicht mehr ganz so schön aus. Sie bewegen sich sehr ruckartig und beim Sprechen machen sie zwar den Mund auf und zu, es will aber nicht das Gefühl entstehen, dass Bewegungen und Sprachausgabe zusammenpassen.

Fazit: Der Spielspaß

Puzzle Bots ist definitiv unterhaltsam. Man muss sich bewusst sein, dass das Lösen von Rätseln im Vordergrund steht. Die Geschichte ist zwar vorhanden und im Rahmen ihrer komödiantischen Präsentation auch schlüssig, letztendlich ist sie aber nur schmückendes Beiwerk. Puzzle Bots ist ein Rätselspiel und unter diesem Gesichtspunkt ist es gelungen. Es macht Spaß, die kleinen Racker durch die große Welt zu manövrieren und das Spiel ist in der Lage, so viel Motivation zu erzeugen, dass man auch bei schwierigeren Aufgaben nicht gleich aufgeben möchte. Das liegt daran, dass der Schwierigkeitsgrad der Rätsel konstant ansteigt, die Rätsel aber nie zu schwer oder gar unlogisch werden. Schade hierbei ist allerdings, dass das Spiel endet, kurz nachdem die Rätsel halbwegs knackig geworden sind. Gerade gegen Ende wünscht man sich noch 2 oder 3 weitere Spielstunden mit diesem oder sogar einem noch etwas härteren Schwierigkeitsgrad. Insgesamt ist Puzzle Bots ein gelungener Einstand, sowohl für Erin Robinson als professionelle Entwicklerin als auch für Wadjet Eye Games als Publisher.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Puzzle Bots ist eines der wenigen Spiele, die ich am Stück durchgespielt habe. Das liegt nicht nur an der relativ kurzen Spielzeit von etwa vier Stunden, sondern auch daran, dass das Spiel mich zum Weiterspielen motivieren konnte. Wer Puzzlespiele mag, sollte sich Puzzle Bots nicht entgehen lassen und wer schon Nanobots mochte, für den ist dieses Spiel sowieso ein Pflichtkauf.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Gute Sprachausgabe
  • Pfiffige Rätsel
  • Einfache Steuerung
  • Relativ kurz
  • Technisch veraltet