• Tests
  • The Legend of Crystal Valley

Test

von  Mithrandhir
17.04.2011
The Legend of Crystal Valley
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Einen richtig großen Namen haben sie noch nicht, die Entwickler von Cateia Games, dabei ist das kroatische Entwicklerstudio vor allem im Casual-Game-Segment unterwegs und hat dort bereits eine Vielzahl von Rätsel-, Plattform- und Puzzle-Spielen auf den Markt gebracht. Im vergangenen Jahr konnten wir mit Hotel - Rätsel um Schloss Bellevue bereits ein Adventure aus diesem Hause testen.

Über dtp ist nun The Legend of Crystal Valley auch bei uns erhältlich bzw. seit einiger Zeit auf dem Markt. Angekündigt wurde eine fantastische Welt, die auf interessante Weise Elemente von Fantasy und Science-Fiction kombiniert, viele Schauplätze bietet und magische Rätsel einsetzt.

Folge dem weißen Kaninchen!

Lange Zeit hat Eve nichts mehr von ihrem Vater gehört. Damals, als ihre Mutter starb, zog sich dieser auf seine Farm in Frankreich zurück und ließ Eve in ihrer Trauer allein.

Nach vielen Jahren jedoch erhält Eve ein ungewöhnliches Lebenszeichen: Ihr Vater sendet ihr ein seltsames Medaillon und einen Brief, in welchem er über seine letzten Tage auf dieser Welt spricht und dass er Eve ein letztes Mal sehen wolle. Sie solle daher unbedingt zu seinem Anwesen kommen, bevor er diesem Universum entschwinden würde, wie er sagt.

Verwundert über diese eigenartigen Andeutungen begibt sich Eve in das Haus ihres Vaters und stößt das Tor zu einer anderen Welt auf…

Nicht immer märchenhaft

Die grafische Präsentation der Märchenwelt fällt zwiegespalten aus. Die Protagonistin wird in klassischer Point-and-Click-Manier durch einen durchaus ansprechend aussehenden 2D-Hintergrund gesteuert, welcher recht farbenfroh und detailliert daherkommt. Die Kulisse besticht dabei durch schöne Texturen, die Bäume, Gräser und den bewölkten Himmel recht plastisch aussehen lässt und auch in den verschiedenen Innenräumen eine gute Figur macht.

Im Gegensatz dazu wissen die 3D-Charaktermodelle oftmals nicht zu überzeugen. Die Gesichter wirken häufig grobtexturiert und klobig und wollen nicht so recht zum Rest passen. Auch der Bewegungsapparat der meisten Modelle ist stark eingeschränkt und stets sehr langsam und zäh, d.h. bis Eve nach einem Klick auf ein Objekt etwas aufgehoben oder gar eingesteckt hat, dauert es etwas. Die Heldin scheint außerdem bei ihren Laufwegen stets auf unsichtbaren Schienen zu fahren und gleitet somit gemächlich über den Boden. Dieser Effekt bessert sich auch nicht, wenn man die Leertaste betätigt und Eve in den ""Laufmodus"" schaltet - die Motorik wird dann einfach schneller abgespult und Eve hoppelt in dreifacher Geschwindigkeit.

Animiert wird in der fantastischen Welt recht wenig; ab und an würzt eine kleine Bewegung die ansonsten recht statische 2D-Kulisse. Dieser gemischte Eindruck bestätigt sich ebenfalls in den wenigen Videosequenzen, die nicht sehr einprägsam ausfallen.

Klänge aus zwei Welten

Die musikalische Untermalung dieser mysteriösen Reise ist an sich recht gut gelungen, liefert aber als Ganzes ebenfalls ein durchwachsenes Bild ab: Die Sprecher machen ihre Arbeit recht ordentlich, ab und an werden jedoch Rhythmus oder Intonation in einigen Sätzen nicht ganz getroffen oder die Stimme ist nicht stimmig zum Charakter ausgewählt.

Die Hintergrundmusik ist soweit passend gewählt, d.h. dem Szenario entsprechend erwartet den Abenteurer eher sphärische, leicht chillige Weltmusik mit viel Synthesizer. Das Spiel sucht sich die Stellen jedoch aus, an denen man mit Musik verwöhnt wird - in einigen Abschnitten hört man gar nichts. Die Protagonistin ist ebenfalls nur fallweise zu hören. Mit einigen Gesprächspartnern spricht sie nicht bzw. erfolgt nur eine Texteinblendung.

Wenig Interface, viel Text

Sobald man die verwunschene Welt betreten hat, gibt es viel Seltsames und Bizarres zu sehen und anzuklicken. Der Mauszeiger ist dabei eher funktional gehalten und zeigt durch ein Lupen- und ein Hand-Symbol interessante Bereiche oder mitnehmbare Dinge an. Für Gesprächsmöglichkeiten erfolgt lediglich eine Verfärbung des Zeigers, d.h. ein grünlicher Pfeil zeigt, dass Eve hier ein Gespräch versuchen kann.

Das Inventar ist hübsch gemacht und am unteren Bildschirmrand positioniert. Es muss jedoch gezielt per Schaltfläche angewählt werden und bietet sich nicht automatisch an.

Bei der Gesprächsführung werden alle möglichen Fragen und Antworten eingeblendet - manchmal ein wenig zu viel. Man sieht recht schnell alle Dialogverästelungen, arbeitet sich daher weniger über bestimmte Fragen zu gewissen Themen hin. Schnell ist man geneigt, unterhaltsames Geplänkel auf ein Minimum zu reduzieren und direkt nach dem zu fragen, das Eve weiterbringt. Die bereits erwähnte Langsamkeit, die Eve an den Tag legt, wird dadurch etwas gemildert, dass man bereits besuchte Ausgänge per Doppelklick direkt abspringen kann.

Mit Magie oder ohne?

Die Gestaltung der Rätsel ist relativ einfach und linear gehalten. Das Meiste, das Eve für eine Lösung benötigt, liegt in unmittelbarer Nähe und ist klar erkennbar. Oft geht es nur darum, einen Gegenstand einzusammeln oder jemandem zu geben – der Weg dahin ist ohne Wendungen und Zwischenschritte erreichbar. Wenn Eve einen Schlüssel braucht, gibt es zufällig nur genau einen einzigen im Dorf; wenn Eve Pflanzen für ein Rezept braucht, geht sie einfach wieder in den Wald und sammelt genau die ein, die plötzlich leuchten – relativ einfach. Dieses Muster wandelt sich erst etwas, wenn Eve einige Zaubersprüche kann und diese mit in eine Lösung einbezogen werden können und müssen. So gilt es herauszufinden, ob Eve eher durch Gesprächsführung oder durch einen Schrumpfzauber in der Lage ist, an ein großes Drachenei zu kommen. Oder wäre doch Telekinese besser?

Positiv aufgefallen ist, dass sich die Rätseltypen gut abwechseln: Neben dem Einsammeln und Kombinieren von Objekten ist vor allem das ausgiebige Gespräch wichtig. Ebenso müssen Verschieberätsel gelöst werden, indem Steinscheiben oder Lichtpunkte korrekt versetzt werden, und auch Nummerier- /Reihenfolgenrätsel und Hebelkonstellationen werden geboten. In jedem Fall bleibt der Schwierigkeitsgrad auf einfachem bis allenfalls mittleren Niveau.

Realismus im Märchen

Häufig wurde versucht, die Rätsel inhaltlich auf das surreal-entrückte Szenario anzupassen und diese ähnlich verrückt zu gestalten. So unterhält sich Eve mit Riesen, Trollen und Drachen und muss Dinge wie Schlafpulver oder magische Bohnensamen finden. Es gibt aber auch „normale“ Elemente, die bewusst in den absurden Rahmen gesetzt wurden und diesen noch verstärken. So unterhält sich Eve gleich zu Beginn mit einem Reiseführer-Elvis, der sich nicht traut, seine grauen Haare zu tönen, verschafft einem Hund einen Knochen vom ortsansässigen Metzger und sieht sogar einen Cadillac.

Die Welt weiß auf den ersten Blick schon zu interessieren, nutzt sich aber im Spielverlauf etwas ab. Manches Mal wirkt es, als hätte man einfach Absurdität an Absurdität gereiht und weniger an Storyverlauf gedacht. Zwischendurch weiß man gar nicht mehr, wohin die Reise eigentlich führen soll und stolpert ein wenig durch die abstruse Welt.

Ein wenig auf die atmosphärische Bremse drückt zudem die mangelnde Charakterentwicklung bzw. die Glaubwürdigkeit der Charaktere: Durch die offensichtliche Gesprächsführung und die manchmal zähen Dialoge ist man geneigt, schnell nach dem gewünschten zu fragen und das Gespräch zu beenden. Und genau in dem Geplänkel verstecken sich die oftmals skurrilen und unterhaltsamen persönlichen Noten der Gesprächspartner.

Fazit

The Legend of Crystal Valley bietet in jeder Kategorie vielversprechende Ansätze, aber auch Haderpunkte. Der grafische Eindruck wird von der Unstimmigkeit zwischen Hintergrund und Figuren gedämpft; die Rätsel sind auf den ersten Blick stimmig schräg, aber vorhersehbar und oft zu einfach. Auch die Story mit ihren ""Alice im Wunderland""-Anleihen lässt zunächst mehr hoffen, als im weiteren Spielverlauf erfüllt werden kann.

Die Abenteurer, die etwas Geduld und Interesse an einem skurrilen Setting mitbringen, können die Investition durchaus wagen; wer Wert auf einen höheren Schwierigkeitsgrad, optische Leckerbissen und eine konsistente Spielwelt legt, könnte sich jedoch an den zahlreiche Ecken und Kanten stoßen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Hach, eigentlich find ich solch abgefahrene Szenarien sehr interessant - ein paar Verrücktheiten, Anspielungen auf die reale Welt und mal um-die-Ecke-denken.
So oder so ähnlich hatte ich mir The Legend of Crystal Valley vorgestellt. Trotz Geduld und heruntergeschraubten Ansprüchen bin ich doch immer wieder an den Schnitzern hängengeblieben, so dass sich zu jedem guten Eindruck auch ein Gegeneindruck gesellte. Schade - in dem verrückten Abenteuer wäre an vielen Stellen mehr drin gewesen.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Schöne 2D-Welt
  • Verrückte Story…
  • …die stellenweise absurd wird
  • Hässliche 3D-Modelle
  • Rätsel manchmal zu leicht