Ein Stromausfall verhindert ein gemütliches Familientreffen zwischen Großvater und Nichte. Doch wer hat dem alten Mann den Saft abgedreht? Und wie bekommt man ohne fremde Hilfe wieder Strom? In Lume - Part 1 übernimmt der Spieler die Rolle der Nichte des alten Mannes und versucht in einigen kniffligen Rätseln, das Haus des Großvaters wieder mit Strom zu versorgen.
Die größte Besonderheit an Lume ist, dass alle Schauplätze und Charaktere aus Papier und Pappe gefertigt und aufwendig abgefilmt wurden. Das verleiht dem gesamten Spiel eine einzigartige und niedliche Optik. Verschiedene, leicht verwackelte Kamerafahrten an der Szenerie entlang vermitteln den Charme eines gut gemachten Amateurproduktes. Die Charakteranimationen wirken flüssig und schwungvoll. Auch die verschiedenen Zooms in die Rätselansichten hinein oder heraus hinterlassen einen guten Eindruck. Gedanken und Gespräche werden in Sprechblasen angezeigt, die vom Kopf der jeweiligen Person aufsteigen. Die Hintergründe und Objekte sind mit viel Liebe gezeichnet, bemalt und gefaltet worden.
Die Rätsel in Lume bestehen hauptsächlich aus logischen Knobeleien. Und die sind zu einem Großteil ziemlich schwer. Am ehesten lassen sich die Rätsel wohl mit denen aus MYST, Riven und Schizm vergleichen. So müssen Zahlensysteme erkannt, Hinweise in Briefen gefunden und Koordinatensysteme korrekt ausgefüllt werden. Erklärt wird dabei wenig, der Spieler muss meist selbst herausfinden, was denn nun genau bei einem Rätsel verlangt wird. Vor allem hartgesottene Rätselfans dürften an diesen Aufgaben ihre Freude haben. Neben den recht anspruchsvollen Logikrätseln finden sich aber auch kleine Minispiele: Zum Beispiel muss eine Solarplatte durch das Verdrehen der einzelnen Leiterplatten wieder in Betrieb genommen werden. In einem anderen Abschnitt gilt es, die passenden Schlüssel aus einem großen Schlüsselbund zu finden. Auch ein paar wenige Kombinationsrätsel gilt es zu lösen. Eine Hotspotanzeige gibt es nicht, jedoch sind die Schauplätze sehr klein und der Mauszeiger verändert sich zu einer Hand, sobald eine Interaktion möglich ist. Dennoch lohnt sich das genaue Absuchen der Umgebung: Oftmals verstecken sich an einer Stelle mehrere unterschiedliche Hotspots. Da das Spiel komplett in Flash umgesetzt wurde, gibt es nur den Linksklick für alle Aktionen.
Zusammen mit der schön gestalteten Umgebung strahlt der dezente und schön arrangierte Soundtrack eine ruhige, gemütliche Atmosphäre aus. Zwar gibt es nur ein Musikstück, das in einer Dauerschleife läuft, dies wirkt jedoch eher entspannend als nervig. Ein zweiter Titel im Soundtrack hätte aber trotzdem nicht geschadet, etwas Abwechslung beim intensiven Nachdenken hätten der Atmosphäre sicher noch gut getan. Die Geräusche sind bei Lume liebevoll und passend in Szene gesetzt worden und fügen sich gut in die Umgebung ein.
Die Geschichte hinter Lume ist nicht besonders bemerkenswert, beeindruckend oder einfallsreich, aber sie reicht perfekt aus, um die einzelnen Rätsel einigermaßen sinnvoll in den Verlauf der Geschehnisse zu integrieren. Während Opa im Dorf nachschauen geht, warum der Strom ausgefallen ist, versucht die Nichte, mit Alltagsgegenständen eine eigene Stromproduktion auf die Beine zu stellen. Am Ende des etwa 1-3 Stunden dauernden Abenteuers (je nachdem, wie lange man über die einzelnen Rätsel nachgrübeln muss), kehrt der Großvater mit aufregenden Neuigkeiten aus dem Dorf zurück. Doch was er erlebt hat, wird der Spieler erst in der geplanten Fortsetzung Lume – Part 2 erfahren. Damit endet Lume – Part 1 recht abrupt und unbefriedigend.
Lume ist ein kurzes, niedliches Adventure, das eine herrliche Ruhe ausstrahlt und den Spieler trotzdem mit ziemlich harten Nüssen konfrontiert. Vor allem Fans von Logik- und technischen Rätseln werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Allen anderen bleibt mit ein paar Blicken in die Lösung ein gemütliches Spielerlebnis ohne Zeitdruck und überladene Actionsequenzen. Für das Spiel spricht die nette Grafik und die schöne Atmosphäre, dagegen die recht kurze Spielzeit und die schweren Rätsel, die teilweise schlecht erklärt sind. Im Moment ist Lume für knapp sieben Euro bei Steam zu haben. Ob und wann es einen zweiten Teil geben wird, steht noch nicht fest.
Schwierig, ruhig und süß – so könnte man Lume in drei Wörtern beschreiben. Als entspannendes Spiel für zwischendurch hat mir die Geschichte um die beiden Papiercharaktere viel Spaß gemacht, auch wenn der Griff zur Lösung zweimal nicht zu vermeiden war und das Spiel nach recht kurzer Zeit abrupt endete. Es ist immer wieder schön zu sehen, was für nette Spiele ohne große Action und Gag-Feuerwerke möglich sind.
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