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Test

von  Hans Pieper
11.09.2012
Last Half of Darkness - Society of the Serpent Moon
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Hinweis: Das Spiel ist bislang nur auf Englisch erschienen.

Suche Freundin, biete Coolness

Ein ganz harter Mann im Trenchcoat vermisst seine Freundin. Die ist Reporterin und seit kurzem verschwunden. Zuvor hatte sie in einem Dorf recherchiert, in dem in letzter Zeit zahlreiche junge Frauen wie vom Erdboden verschluckt werden. Auf der Suche nach seiner besseren Hälfte stolpert der unerschütterliche Draufgänger über zahlreiche Leichen und kommt dem entsetzlichen Geheimnis des Dorfes auf die Spur.

So weit die Geschichte hinter Society of the Serpent Moon. Nicht besonders spektakulär, aber (von ein paar kleineren Logiklücken mal abgesehen) eigentlich eine stabile Horror-Geschichte, die gut inszeniert durchaus spannend sein könnte. Nur, dass der Punkt mit dem „gut inszeniert“ bei diesem Titel gründlich danebengegangen ist…

Auf der Suche nach seiner Freundin <br /><br />muss sich der Held des Spiels mit jeder Menge <br /><br />unheimlicher Ereignisse herumschlagen

Hallo Blechkammarad!

Das erste, womit einen Last Half of Darkness: Society of the Serpent Moon wirklich schockt, ist nicht etwa das Intro-Video oder die erste Leiche zu Spielbeginn, sondern vielmehr die entsetzliche Stimme des Hauptcharakters. Die ist dermaßen schlecht interpretiert und in einer tiefen, action-emotionslosen Art und Weise gesprochen, dass man am liebsten den Ton abschalten würde. Doch weil eine schlechte Stimme allein anscheinend den Entwicklern noch nicht genug war um den Spieler möglichst zügig zu vergraulen, wurde diese auch noch in einer mehr als bescheidenen Qualität aufgezeichnet. Das Ganze klingt, als habe jemand spontan mit einem miserablen Headset über eine schwache Internetverbindung seinen Text auf einen entfernten Anrufbeantworter gesprochen. Bei anderen Charakteren wären Intonation und Qualität besser, dort sorgen aber grausame Hall- und Dämpf-Effekte, welche die Stimme fast bis zur Unkenntlichkeit verzerren, für die offenbar notwendige Ohrenfolter. Dadurch geht die Atmosphäre bei Monologen und Gesprächen sofort flöten und die Aufgabe besteht darin, möglichst schnell zu lesen und den Satz dann weg zu klicken, um dem Trauerspiel nicht länger zuhören zu müssen. Das kann aber auch schnell nach hinten losgehen: Denn das Spiel merkt sich übereifrige Folgeklicks und spielt Kommentare zu Objekten gerne auch ungefragt und nicht abbrechbar gleich noch einmal ab. Die absolute Emotionslosigkeit der Interpretation des Hauptcharakters gipfelt nach wenigen Spielminuten, sobald ein Griff in eine Kommode zu einem Schlangenbiss in die Hand führt. Einziger Kommentar, mit der Intonation von: ""Ich habe mir die Nase geputzt"": „I’ve been bitten by a snake!“. No shit, Sherlock, diese Zusammenfassung hatte der Zuschauer nach der mehr als eindeutigen Cutscene und den zwei wunden Punkten auf der Hand des Hauptcharakters auch bitter nötig. Und ist ja auch alles kein Stress, im nächsten Raum steht bestimmt irgendwo Gegengift herum, ist ja ein Adventure.

Das restliche Sounddesign als ungenügend zu bezeichnen, ist fast noch ein wenig zu liebevoll ausgedrückt. Geräusche, sofern vorhanden, sind extrem schlecht angepasst, brechen ab, setzen aus und klingen einfach furchtbar und unpassend. Musik ist kaum vorhanden, nur wenige Schnipsel unterstützen ausgewählte Zwischensequenzen. Wie um den Spieler zu quälen, dröhnt zu allem Überfluss aus der Stereoanlage im Tatoo-Shop auch noch eines der entsetzlichsten Lieder, die ich je gehört habe, aus der Stereoanlage. In schlechter Qualität tropft schlechtes Synthesizer-Gedudel aus den Boxen, kurz darauf „singt“ eine Frauenstimme, die dermaßen schief ist, dass reihenweise Katzen an meinem Fenster auftauchten, um nach ihrer Artgenossin zu sehen, die offensichtlich Höllenqualen leidet. Immerhin lässt sich das Gejaule mit einem beherzten Klick auf die Anlage im Spiel abstellen. Der Track unterstreicht die ungenügende Sorgfalt bei der Vertonung des Spiels perfekt.

Irgendwann hatten die Entwickler anscheinend<br /><br />keine Lust mehr auf Sprachaufnahmen. Die<br /><br />restlichen Texte wurden als Post-It-Notiz <br /><br />umgesetzt. Das erspart wenigstens ab und zu<br /><br />die katastrophale Stimme des Hauptcharakters.<br /><br />Und man weiß sofort, welche Hotspots unnötig sind

Grafik mit Bart

Zwar kann man nicht jeden Pixel per Handschlag begrüßen, jedoch wirkt die Grafik des Spiels altbacken und leblos. Was zu Zeiten von Nibiru noch ein guter technischer Stand war, sieht heute neben anderen aktuellen Titeln eher lächerlich aus. Die insgesamt sehr dunkel gehaltenen Schauplätze bieten wenig Details, fast keine Animationen und wirken sehr statisch, selbst wenn sich mal etwas bewegt. Dass sich der schnieke Draufgänger auf der Suche nach seiner Freundin kaum vom Hintergrund abhebt, hilft hierbei auch nicht viel weiter. Schön ist allerdings die Tatsache, dass der Spieler mit zahlreichen Zwischensequenzen im Spielverlauf belohnt wird. Die sind zwar grafisch nicht viel besser, tragen jedoch viel zu dem Rest an Atmosphäre bei, die die anderen Fehler noch übrig lassen

.Wir bieten Ihnen zwar ein Spielmenü,<br /><br />empfehlen aber dringend, dort nichts einzustellen

Benutze Benzinkanister mit Autotank

Die Rätsel in Society of the Serpent Moon sind bis auf wenige Ausnahmen logisch und bewegen sich auf einem recht einfachen Niveau. Meist gilt es, einen Gegenstand lediglich von einem Raum in den nächsten zu tragen und dort zu benutzen. Ein Großteil der Aufgaben ist dabei recht realistisch gehalten, weshalb Ausreißer umso mehr auffallen. „Wie zur Hölle kam das denn DA rein?!“ war ein durchaus öfter auftauchender Gedanke beim Testen. Im Laufe des Spiels driften Story und Rätsel ins Übernatürliche ab, die Aufgaben bleiben jedoch recht einfach zu bewältigen. Mit Minispielen wollten die Entwickler wohl etwas Abwechslung in ihr Rätseldesign bringen und bei den meisten Spielchen hat das auch ganz gut geklappt. Nur ein sinnlos erscheinendes Schlange-Rabe-Spiel, welches man einfach so oft zurücksetzt, bis man es leicht gewinnt, tanzt hierbei aus der Reihe. Ein weiteres Problem ist die recht hakelige Steuerung der Minispiele; hier ist man inzwischen einfach mehr Komfort gewöhnt. Für einigermaßen erfahrene Adventure-Spieler sollte keines der Rätsel eine besondere Schwierigkeit darstellen, zügig voran geht es aber trotzdem nicht unbedingt, denn die begehbaren Bereiche sind von Anfang an recht groß und werden stetig erweitert. Dennoch sind die Rätsel nicht in beliebiger Reihenfolge zu lösen, sondern weitestgehend linear aufgebaut. Dabei kommt es zu recht merkwürdigen Momenten, sollte der Spieler ein Rätsel zu früh lösen: Der Hauptcharakter weigert sich dann scheinbar grundlos, die Aktion auszuführen um nach einem nicht zugehörigen Trigger dann doch kommentarlos zu agieren. Andererseits ist es möglich, eine Packung Streichhölzer zu Spielbeginn zu übersehen, die etwa fünf Stunden später gebraucht werden – viel Spaß beim Suchen…

Minispiele sollen das Geschehen auflockern. <br /><br />Naja, einen Versuch war es wert

Grusel in 5,…4…,3…,2…

Der Horror speist sich bei Society of the Serpent Moon vollständig aus plakativen Schock-Momenten, die durch Geräusche oder bedrohliche Musik und Videosequenzen mindestens fünf Sekunden vorher angekündigt werden. Ein echtes Zusammenzucken findet deshalb nicht statt. Der restliche Teil des Spiels ist viel zu blass, um auch nur ein annähernd ernstzunehmendes Grusel-Gefühl erzeugen zu können. Weder die Geschichte, noch die Umgebung, noch die Grafik erzeugen eine beklemmende Atmosphäre. Was mich an Society of the Serpent Moon am meisten gegruselt hat, war letztlich die Umsetzung des Spiels selbst.

Durchwachsene Technik

Die Steuerung des Spiels ist insgesamt in Ordnung und es wurden sogar ein paar Komfort-Funktionen integriert. Der Doppelklick und die Karte der Umgebung zum schnellen Gebietswechsel sind Gold wert und gut umgesetzt. Eine Hotspot-Anzeige ist vorhanden, zeigt aber leider nur die Ausgänge und nur vereinzelt andere Hotspots an. Etwas besser ist die integrierte Hilfe, die im Zweifel aber auch ratlose Gesichter zurücklässt. Besonders lächerlich ist das Menü, das einen ohne Speichern nicht mehr zurück ins Spiel lässt und im Optionen-Dialog sogar davon abrät, irgendetwas zu verändern.

Die Haupteigenschaft der Freundin des Hauptcharakters sind große <br /><br />Augen, wie in diesem Screen sehr schön zu sehen ist

Fazit

Society of the Serpent Moon wirkt trotz weniger guter Ansätze wie ein recht schlechtes Adventure von vor 10 Jahren. Blöderweise ist es aktuell. Weder die Gruselelemente noch die grafische Umsetzung können überzeugen und die Audio-Komponenten sind einfach nur zum Davonlaufen. Wer eher durchschnittliche und recht einfache Rätsel mag, gerne größere Areale erkundet und sich vorher informiert, wo er die Hundepfeife findet, kommt mit dem Titel unter Umständen auf seine Kosten. Ansonsten muss man Society of the Serpent Moon nun wirklich nicht gespielt haben.

Adventures lösen - <br /><br />LIKE A BOSS!

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Wieder einmal ein Titel, den zu beenden mich viel Kraft gekostet hat. An sich nicht schlechte Geschichte mit einigermaßen kreativem Dreh am Ende trifft auf grottige Vertonung, mäßige Technik und altbackene Grafik. Mein Ratschlag: Sagt irgendjemandem im Bekanntenkreis, er soll sich demnächst einmal hinter der Tür verstecken und schreiend hervorspringen, wenn ihr das Zimmer betretet. Selber Gruseleffekt, deutlich günstiger.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Großes Areal
  • Geschichte ganz in Ordnung
  • Karte zum Navigieren
  • Viele Videos und Zwischensequenzen
  • Entsetzliches Sounddesign
  • Furchtbare Sprecher
  • Häßliche Grafik mit leblosen Schauplätzen
  • Platter Horror mit Vorwarnung
  • Zu einfache Rätsel