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Test

von  Hans Pieper
01.03.2013
Sherlock Holmes - Geheimnis der gefrorenen Stadt
Getestet auf 3DS/3DS XL, Sprache Deutsch

Als Sherlock Holmes in Das Geheimnis der Königin einen Fall auf dem DS löste, waren wir von dem Titel wenig begeistert. Nun hat Entwickler Frogwares mit Sherlock Holmes - Geheimnis der gefrorenen Stadt den Sprung auf den Nintendo 3DS gewagt. Und es zeigt sich: Vieles wurde im Vergleich verbessert.

Hektisches Intro, ruhiger Spielverlauf

Das Spiel beginnt mit einer sehr schnell geschnittenen Introsequenz, deren Text so schnell ein- und ausgeblendet wird, dass man große Mühe hat, alles rechtzeitig zu lesen. Ähnlich verhält es sich auch mit den späteren Zwischensequenzen und dem Video zum Ende des Falles: Sehr zügig huscht etwas über das Bild, und manchmal ist dies sogar noch kürzer ist als die Ladezeit vor und nach der Sequenz. Der restliche Spielverlauf gestaltet sich deutlich ruhiger: Der Spieler bestimmt das Lesetempo und bewegt sich ohne Zwischenanimation von Schauplatz zu Schauplatz. Lädt man einen Spielstand, fasst Watson mit einem längeren Text die bisherigen Ereignisse griffig zusammen, sodass man schnell wieder in das Spiel findet.

London liegt unter Schnee und Eis begraben

Grafisch insgesamt überzeugend

Den Entwicklern ist es gelungen, den scharfkantigen, schiefen Zeichenstil des Vorgängers abzulegen und durch klare, strukturierte Bilder und Charaktere zu ersetzen. Die Schauplätze sind detailreich ausgestaltet und mit hübschen kleinen Animationen geschmückt, wie zum Beispiel aufsteigendem Dampf. Das lässt die Umgebung lebendig wirken. Die verschiedenen Grafikelemente sind insgesamt stimmig zusammengesetzt und nett anzusehen. Der 3D-Effekt des Spiels bringt eine dezente, angenehme Tiefe in die hauptsächlich zweidimensional gehaltenen Schauplätze. Im Spielverlauf kommt der 3D-Effekt jedoch genau deswegen nicht sonderlich zum Tragen. Lediglich bei Ansichten von Geräten, die gedreht und auseinandergebaut werden müssen, zahlt sich die Technik aus. Allerdings bilden diese Modelle einen starken Kontrast zu den sonst in 2D gezeichneten Hintergründen, was etwas an der Atmosphäre nagt.

Der 3D-Effekt verleiht den Schauplätzen<br /><br />eine angenehme Tiefe

Gewöhnungsbedürftige Steuerung

Die Bewegung von Raum zu Raum erfolgt über eine spezielle Karte, die über die linke obere Ecke des Bildschirms aufgerufen werden kann. Dort werden alle verfügbaren Räume angezeigt, in die man per Tippen wechseln kann. Ein Ausrufezeichen gibt zusätzlich an, ob es an diesem Ort gerade etwas zu tun gibt, sodass planloses Umherirren vermieden wird. Das war eine gute Entscheidung, denn auf Dauer wäre der Wechsel zwischen den Räumen mit dem zusätzlichen Menü sicherlich anstrengend gewesen. Gleichzeitig leidet darunter natürlich der Schwierigkeitsgrad, denn wenn stets angezeigt wird, wo man nun hin muss, geht ein Teil der Adventure-typischen Erkundung verloren. Ein sehr hilfreicher Fragezeichen-Knopf in der rechten oberen Ecke fungiert als Hotspot-Anzeige und hilft dabei, teilweise recht kleine Gegenstände auf dem Bildschirm zu finden oder weist auf ungelöste Rätsel hin. Ein Inventar ist ebenfalls vorhanden. Dieses ist links unten mit einem Tipp auf Sherlocks Tasche zu erreichen. Dort können dann Gegenstände ausgewählt und zurück auf dem Schauplatz kombiniert werden. Gibt es von einem Gegenstand mehrere Teile oder Exemplare, werden diese zusammengefasst und ein Zähler gibt an, ob man schon alle Teile gefunden hat. Ausgewählte Inventargegenstände bleiben so lange aktiv, bis man sie im Inventar wieder abwählt oder ein anderes Objekt auswählt. Gegenstandskombinationen im Inventar selbst sind nicht möglich.

Neben dem Inventar gibt es auch noch eine Brille, die verschiedene Funktionen bietet. Im Spielverlauf werden diese stetig erweitert, sodass am Ende zwischen vier Funktionen (Vergangenheitssicht, Röntgenblick, Aufhellung und Infrarotsicht) gewählt werden kann. Die Brille kann jedoch nur an bestimmten Stellen mit einer bestimmten Funktion verwendet werden.

Hat man sich erst einmal an die Steuerung gewöhnt, gehen die Fortbewegung und die Verwendung von Gegenständen zügig vonstatten.

Es war einmal eine gefrorene Stadt

An die Hintergrundgeschichte sollte man nicht allzu große Erwartungen haben. Sie plätschert gemütlich vor sich hin und rumpelt regelmäßig über Logiklücken. Zwar bietet sie durchaus interessante Grundideen und recht amüsante Charaktere, bleibt insgesamt aber etwas farblos und nicht vollständig ausgestaltet. Kurz zusammengefasst: In London herrscht künstlich erzeugte Eiseskälte und außerdem versuchen Roboter, den Buckingham Palace zu stürmen.

Im Mittelpunkt des Spiels stehen eindeutig die Rätsel, die zu einem Großteil recht gut in den Geschichtsverlauf eingebunden sind. An manchen Stellen nimmt sich der Titel dabei sogar gekonnt selbst auf die Schippe, etwa wenn Sherlock Holmes sich fragt, wie denn ein Schloss nur so komplex ausfallen kann oder warum Gegenstände immer so weit verstreut liegen müssen.

An manchen Stellen nimmt sich das Spiel<br /><br />sympathisch selbst auf die Schippe

Rätsel mit Wiedererkennungswert

Die Rätsel und Aufgaben des Titels sind solide umgesetzte, klassische Rätselkost. Dabei gelingt es den Entwicklern recht häufig, sich durch Varianten oder neue Darstellungen von bereits wohlbekannten Rätseln aus anderen Spielen abzugrenzen. Dennoch dürften Fans des Genres viele Aufgaben bekannt vorkommen, zumal ein paar Rätsel dreist aus Das Testament des Sherlock Holmes kopiert wurden. Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich fast ausschließlich im einfachen Bereich, sowohl bei den Aufgaben als auch bei den Inventarkombinationen. Dialogrätsel gibt es nicht. Geübte Adventure-Spieler werden die Rätsel wohl als nette Hausmannskost für zwischendurch empfinden. Nicht wirklich schlecht, und vor allem deutlich besser erklärt als noch im letzten Teil der Serie, aber auch nicht so innovativ wie viele Aufgaben der Layton-Serie. Sollte man doch einmal stecken bleiben oder auf eines der Rätsel keine Lust haben, hilft nach einigen Minuten ein nützlicher Knopf zum Überspringen weiter.

Viele Rätsel hat man so oder so ähnlich <br /><br />schon einmal gesehen

Es dudelt und es schweigt

Zu hören gibt es außer Standard-Geräuschen und einer nicht besonders langen Hintergrundmusik in Dauerschleife nichts im Spiel: Auf eine Sprachausgabe wurde verzichtet. Verglichen mit dem aktuellen Teil der Layton-Serie des 3DS ist auch die Audioqualität nicht ganz so brillant, wie es der 3DS zulassen würde. Für kommende Titel ist hier definitiv noch Luft nach oben.

Fazit

Verglichen mit dem Geheimnis der Königin für den DS haben die Entwickler viel dazu gelernt und verbessert. Herausgekommen ist ein Titel, den man guten Gewissens als „für Zwischendurch ganz nett“ bezeichnen kann. Der 3D-Effekt und die Grafik sind schön anzusehen, die Story hat man zwei Minuten nach dem Ausschalten des Gerätes wieder vergessen und die Rätsel sind vor allem für Einsteiger gut geeignet. Die Steuerung fühlt sich nach einer kurzen Gewöhnungszeit ebenfalls recht gut an und Komfortfunktionen wie der Überspringen-Knopf, die Hotspot-Anzeige und die Zusammenfassung nach dem Laden des Spiels tragen viel zu einem bequemen Spielerlebnis bei. Die Spielzeit von etwa 5-6 Stunden geht ebenfalls in Ordnung, denn länger hätte man die Geschichte auf keinen Fall strecken sollen.

Das Schöne an dem Spiel ist, dass sich zeigt, dass die Entwickler besser werden, sodass vielleicht bald ein richtig guter Sherlock-Titel für den 3DS erscheint. Ein Anfang ist gemacht.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Adventures für den 3DS sind noch recht dünn gesät. Das Geheimnis der gefrorenen Stadt ist zumindest mal ein Anfang. Besonders auf der XL-Variante der Konsole sieht der Titel recht gut aus und für ein bisschen Knobeln Zwischendurch ist das Spiel perfekt. Zum Beispiel vor dem Einschlafen.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Steuerung insgesamt gut an den DS angepasst
  • Schöner 3D-Effekt
  • Gute Komfortfunktionen
  • Rätsel keine Herausforderung
  • Geschichte wenig überzeugend
  • Hintergrundmusik unangepasst in Dauerschleife