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Test

von  Hans Frank
02.05.2013
Die drei ??? - Unter Verdacht
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Die drei ??? stammen zwar ursprünglich aus den Vereinigten Staaten, sind aber auch hierzulande sehr beliebt und werden seit 1993 sogar ausschließlich von deutschen Autoren fortgesetzt. Der Hörbuchableger ist sehr erfolgreich und auch einige Spiele rund um die Abenteuer der drei Detektive wurden schon veröffentlicht. Anfang des Jahres 2013 ist der aktuelle Titel Die drei ??? - Unter Verdacht für Windows und iOS erschienen.

Endlich Urlaub

Auch Detektive brauchen mal Urlaub, und so trifft die Einladung zu einer Mississippi-Kreuzfahrt genau zur richtigen Zeit beim Detektivtrio aus Rocky Beach ein. Justus, Peter und Bob lassen sich nicht lange bitten und legen mit dem historischen Raddampfer ab. Doch schnell wird klar, dass an Bord nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Scheinbar treibt ein Dieb sein Unwesen, dem schon mehrere Passagiere zum Opfer gefallen sind. Die drei ??? haben sich in Schale geworfen, um dem Empfang des Kapitäns im Schiffssalon beizuwohnen, als sie bemerken, dass sie in ihrer Kabine eingeschlossen wurden. Spätestens hier wird ihnen klar, dass aus dem ersehnten Urlaub nichts wird, sondern ein weiterer Fall darauf wartet, gelöst zu werden.

Klassische Detektivarbeit

Justus, Peter und Bob erfahren Zug um Zug immer mehr Einzelheiten zu den Diebstählen. Dazu befragen sie verschiedene andere Mitreisende und durchsuchen das Schiff. Schnell verdichten sich die Hinweise, dass nicht jeder Gesprächspartner ehrlich ist, bis plötzlich einer der gestohlenen Gegenstände in der Kabine unserer Protagonisten wieder auftaucht und diese selbst unter Verdacht geraten.

Die Handlung des Spiels beginnt also durchaus spannend. Das klassische 2,5D-Adventure lässt sich per Point-&-Click mit der Maus steuern. Die Steuerung für mobile Geräte wie iPhone oder iPad wurde entsprechend angepasst. Der Grafik sieht man leider auf den ersten Blick an, dass sie nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist. Alle Areale wirken extrem statisch und die polygonarmen Figuren aufgesetzt, was besonders auch durch fehlende individuelle Animationen der Charaktere verursacht wird. Noch schlimmer sieht es bei Gesprächen aus. Die Spielfiguren bewegen weder beim Sprechen ihre Münder noch passen die ausgeführten Körperbewegungen zum Gesprächsablauf. Auch die Vertonung bewegt sich auf niedrigem Niveau. Stimmen passen nicht zu Charakteren, betonen falsch und wirken insgesamt nicht gerade motiviert. Auch die Sprachlautstärke variiert selbst dann nicht, wenn jemand aufgeregt ist oder flüstert. Die drei Protagonisten hat man gleich gar nicht vertont, was Dialoge extrem monoton wirken lässt. Optimal wären natürlich die Originalstimmen aus den Hörbüchern gewesen, aber lieber hätte man die Sprecher ausgetauscht als Justus, Peter und Bob gar nicht zu vertonen. Bei der Soundkulisse sieht es dann ähnlich aus, mehr als ein paar Standardtöne wie Vogelzwitschern, das mitten auf dem Mississippi auch noch deplatziert wirkt, haben es nicht ins Spiel geschafft. Zu guter Letzt werden Spielfortschritte so gut wie nie grafisch oder in Zwischensequenzen dargestellt, meist liest entsprechende Passagen nur ein Sprecher vor - ein weiteres Atmosphäreminus.

Vom Regen in die Traufe: Die Steuerung

Ein weiterer großer Kritikpunkt ist die Steuerung. Zwar sind aufzunehmende Objekte meist leicht ersichtlich, oft werden sie aber durch andere Gegenstände oder gar Wände so verdeckt, dass nicht mit ihnen interagiert werden kann. Die steuerbaren Figuren kennen außerdem keine Wegfindung, so dass es nicht reicht, einen Zielpunkt anzuklicken. Vielmehr muss man jedes Hindernis und auch andere Personen manuell umgehen, was nach kurzer Zeit anstrengend wird. Ein weiteres Manko ist das begrenzte Inventar, in das pro Detektiv maximal fünf Gegenstände aufgenommen werden können. Für alle weiteren Dinge gibt es eine Truhe in der Kabine der Ermittler, in der weitere Objekte verstaut werden können. Bei einem Adventure mit sehr vielen mitnehmbaren Objekten ist der limitierte Platz im Inventar unglaublich anstrengend. Dass es keine Abkürzfunktion gibt und die Charaktere auch nicht rennen können, verstärkt diesen Umstand noch, da die Hauptspielzeit wohl für das Laufen zur Kabine und zurück zum eigentlich gerade aktuellen Schauplatz draufgeht.

In den Büchern und Hörbüchern bringen die drei Detektive immer wieder ihre ganz individuellen Fähigkeiten zum Einsatz. Nicht so im Spiel - gäbe es nicht Passagen, in denen bestimmte Bereiche nur von einem der drei Protagonisten zugänglich sind, könnte man das Spiel auch mit nur einer Person durchspielen. Das Vorhandensein von drei Charakteren wirkt also sehr aufgesetzt.

Fazit

Die drei ??? - Unter Verdacht hatte eigentlich gute Voraussetzungen, um ein gutes Spiel zu werden. Trotzdem beweist es, dass bekannte Charaktere und eine spannende Grundstory nicht ausreichen, um zu überzeugen. Wäre die schlichte Grafik noch zu verkraften, schaffen es die schlechte Steuerung und die fehlende Vertonung der Protagonisten in Kombination mit einer immer langweiliger werdenden Geschichte innerhalb von kurzer Zeit, den Spielspaß zu vermiesen.

Auch ein Test in der eigentlichen Zielgruppe brachte übrigens dieses Ergebnis. Kinder sind nicht wirklich anspruchsvoll, was Grafik oder Soundkulisse betrifft. Die langweilige Geschichte, die anstrengende Steuerung und Verständnisschwierigkeiten auf Grund fehlender Zwischensequenzen haben aber auch hier schnell zu Frustration geführt.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Wirklich schade. Die Welt der drei Fragenzeichen würde sich perfekt für eine Umsetzung als Adventure eignen. Wenn aber sonst keine Eigenschaft eines Spiels gut realisiert ist, könnte nicht einmal eine bessere Story noch Abhilfe schaffen. Das Spielen dieses Adventures artet sehr schnell in Anstrengung aus, die dann noch nicht einmal durch ein gelungenes Ende belohnt wird. Die iOS-Variante des Spiels weist im Prinzip keine Unterschiede zur PC-Version auf. Auch auf mobilen Geräten wird das Spiel also nicht spielenswerter.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Interessanter Schauplatz
  • Die drei ??? sind nicht vertont
  • Sterile Grafik
  • Langweiliger Geschichtsverlauf
  • Schlechte Steuerung